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Freie Szene

Magiscbes Märchen-

Potpourri am Ufer

des Glindower Sees



ES WAR EINMAL und war auch nicht... mit dem Ton und Kirschen Wandertheater | Foto (C) Jean-Pierre Estournet

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Wie jedes Jahr feiert das TON UND KIRSCHEN WANDERTHEATER im heimischen Glindow den Abschluss des Open-Air-Sommers. Die aktuelle Produktion heißt ES WAR EINMAL und war auch nicht… Seit Oktober letzten Jahres ist die Truppe damit auf Tournee. Ein zauberhaftes Potpourri aus Grimms und anderen Märchen, das am Glindower See ein ganz besonderes natürliches Ambiente gefunden hat. Zu den sparsamen Kulissen aus Holz, Seilen und bemalten Vorhängen, die das Wandertheaters auf die Wiese neben dem Seeufer gebaut hat, hört man Vögel, das Plätschern des Wassers und eine leichte Brise Wind, die die Blätter der Bäume und die Vorhänge leicht bewegt. Viel mehr braucht es nicht, und doch hat das Ensemble an diesem Spätnachmittag Anfang September noch so viel mehr zu bieten.

Eine kleine Reise durch den übergroßen Märchenschatz, den u.a. in Deutschland die Brüder Grimm einst gesammelt haben. Nicht immer ist das kindgerecht, wenn Hexen, Bären oder andere Gestalten ein leichtes Gruseln verbreiten. Der meist auch etwas belehrende Finger, der diesen Märchen anhaftet, ist aber einem magischen Spiel mit fantastischen Kostümen, Masken und Puppen gewichen. Und trotzdem gibt es auch hier einen roten Faden, der sich wie von der Spindel, an der zu Beginn Margarete Biereye sitzt, durch alle Geschichten der Inszenierung zieht.

Es beginnt aber sicher nicht von ungefähr mit einem russischen Volksmärchen, das vor allem denen in der ehemaligen DDR Aufgewachsenen bekannt sein dürfte. Die schöne Wassilissa ist hier in Gestalt von Polina Borissova und einer kleinen Puppe auf der Suche nach dem Feuer, das sie für gelöste Aufgaben von der Hexe Baba Yaga bekommt. Nelson Leon springt hier im wilden Kostüm vor den Sitzbänken umher. Das wie im Märchen in einem Totenschädel leuchtende Feuer prasselt aus dem Off hoch zum Weltenbrand. Soldaten durchziehen diesen fein gesponnenen Märchenreigen, der sich mit Grimms Bärenhäuter fortsetzt. Nach einem faustischen Pakt mit dem Teufel muss ein Soldat sieben Jahre in der Haut eines von ihm geschossenen Bären verbringen, ehe er seine ihm für gute Taten versprochene Braut heiraten und seine Seele bewahren kann.

Belohnungen für gute Taten und Strafe für Hoffart und Verrat sind ein gängiges Motiv in Grimms Märchen. Ton und Kirschen geben dafür weitere Beispiele wie Die Gänsemagd, in dem sich eine Königstochter mit ihrem Pferd Falada gegen eine intrigante Zofe verteidigen muss. Bescheidenheit und Gier thematisiert das Märchen Die Rübe, in der ein einfacher Bauer (Maximilian Friedel) zu unverhofftem Reichtum kommt, und sein gieriger Bruder (Nelson Leon) leer ausgeht. Hier wird das mit viel Witz, Slapstick und einem großen aufgeblasenen Luftballon in Szene gesetzt.

Märchen und Fabeln als kunstvoller Spiegel der Wirklichkeit. Immer wiederkehrende Motive finden sich da in den überlieferten Erzählungen vieler Nationen. In einer pantomimischen Parade mit viel Musik ziehen hier noch Hänsel und Gretel, Dornröschen, Rapunzel und das Rumpelstilzchen in Masken oder als Puppen (gebaut und geführt von Daisy Watkiss und Nelson Leon) vorbei. Und auch der Froschkönig hüpft kurz über die Bühne zum Ufer des Sees. Das Soziale, das einer Gesellschaft aus Gier, Armut und Reichtum nur für wenige abhandengekommen scheint, spielt in Hans Christian Andersens Märchen Das kleine Mädchen mit den Schwefelhölzern oder in Grimms Die Sterntaler  eine Rolle. Hier wird die Windmaschine angeworfen, Kunstschnee rieselt über die Szene und David Johnston singt zur Gitarre „Cold Wind blows“. Eine tanzende Margarete Biereye setzt ein kleines Licht der Hoffnung ans Ende dieses magisch schönen Spätsommernachmittags.



ES WAR EINMAL und war auch nicht... mit dem Ton und Kirschen Wandertheater | Foto (C) Jean-Pierre Estournet

Stefan Bock - 10. September 2025
ID 15454
ES WAR EINMAL und war auch nicht… (Festwiese Glindow, 07.09.2025)
Kreation des Ton und Kirschen Wandertheaters

Inszenierung & Dramaturgie: Margarete Biereye, David Johnston und Daisy Watkiss
Bühnenbild und Licht: Daisy Watkiss
Marionette: Nelson Leon, Daisy Watkiss
Pferd, Masken: Josephine Biereye, Patrick Sims
Tongestaltung: Polina Borissova
Komposition: David Jonston und Polina Borissova
3 Klavierstücke von Georges Gurdjieff
Mit: Margarete Biereye, Polina Borissova, Maximilian Friedel, David Johnston, Nelson Leon und Daisy Watkiss
Premiere war am 17. Oktober 2024 im T-Werk Potsdam
Ton und Kirschen Wandertheater


Weitere Infos siehe auch: https://tonundkirschen.de


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