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Ballett

Die Trommler

und die

Tänzer



Kaash von Akram Khan | (C) Stuttgarter Ballett

Bewertung:    



Der letzte Abend der Saison beim Stuttgarter Ballett vereint drei rund 20minütige Kreationen. Hikarizatto wurde vor 15 Jahren in Stuttgart uraufgeführt. Scheinwerfer teilen den Bühnenboden in 25 Rechtecke, die in präzise berechneter Folge aufleuchten und verschwinden und die Tanzfläche strukturieren. In den Lichtkegeln bewegen sich Einzeltänzer und Paare in blauen und schwarzen Trikots wie im Wettstreit. Die geometrisierten Figuren lassen an Bewegungsstudien für ein Zoetrop oder an die Serienfotografien eines Eadweard Muybridge denken. Als Musik wählte der israelische Choreograph Itzik Galili eine Komposition von Niels van Hoorn und Janwillem van der Poll, die live zugespielt wurde. Die Schlagzeuger Christoph Wiedmann, Thomas Höfs, Philippe Ohl, Jürgen Spitschka und Marc Stobel hatten dann beim dritten Ballett des Abends noch einmal Gelegenheit, ihre Meisterschaft unter Beweis zu stellen.

Das zweite Ballett Out of Breath stammt von Johan Inger und wurde 2002 beim Nederlands Dans Theater uraufgeführt. Der Schwede nützt Musik des Niederländers Jacob Ter Veldhuis und des Ungarn Félix Lajkó. Lajkós Komposition wiederum, die stark an Philip Glass erinnert, stützt sich vornehmlich auf die Solovioline, tatsächlich atemberaubend gespielt von Sebastian Klein, der, zu sehr beschäftigt, um Seiten umzublättern, von einem Notenständer zum nächsten läuft. Die drei Tänzerinnen, die aussehen wie Puppen, und die drei Tänzer, zwei davon in Röcken, bewegen sich mehr gegen den als mit dem Rhythmus der Musik um eine schräg ansteigende abgerundete Rampe in der Mitte der Bühne. Die Körper wirken eher gebrechlich, schwankend, grotesk als grazil. Das ist meilenweit entfernt vom Schönheitsideal des klassischen Balletts.

Ebenfalls aus dem Jahr 2002 stammt Kaash von Akram Khan, einem der zurzeit erfolgreichsten Choreographen. Der (zunächst) rot-grau-schwarze Hintergrund erinnert an Bilder von Mark Rothko. Männer in schwarzen Röcken und mit nacktem Oberkörper und ihre entsprechenden Partnerinnen schöpfen aus dem Bewegungsrepertoire des indischen Tanzes, aber auch der japanischen Kampfkunst. Hier folgt der Tanz rigide dem Rhythmus der perkussiven Musik. Sie bestimmt den Gestus der Choreographie. Es gibt auch keine strenge Trennungslinie gegenüber populären Shows wie Stomp. Der Schluss sieht aus wie ein Zitat: Der sterbende Schwan als Reverenz an das klassische Ballett. Er ist auch fast die einzige Verneigung vor dem Solotanz. Der Abend gehört dem Ensemble. Und den im Ballett zu selten wahrgenommenen Musikern. Der langjährige Dirigent des Stuttgarter Balletts James Tuggle, ein Meister seines Fachs, hat sich damit übrigens in den Ruhestand verabschiedet.

Ein vollauf gelungenes Saisonende. Weiter so!



Hikarizatto von Itzik Galili | (C) Stuttgarter Ballett

Thomas Rothschild – 22. Juli 2019 (2)
ID 11579
ATEM-BERAUBEND (Opernhaus Stuttgart, 21.07.2019)

Hikarizatto

Choreographie, Bühnenbild, Kostüme und Licht: Itzik Galili
Musik: Percossa (Niels van Hoorn, Janwillem van der Poll)
Mit: Anna Osadcenko, Hyo-Jung Kang, Clemens Fröhlich, Adhonay Soares da Silva, und Ensemble
Uraufführung beim Stuttgarter Ballett: 8. April 2004

Out of Breath
Choreographie: Johan Inger
Musik: Jacob Ter Veldhuis und Félix Lajkó
Bühnenbild und Kostüme: Mylla Ek
Licht: Ellen Ruge; neu eingerichtet von Tom Visser; umgesetzt von Loes Schakenbos
Mit: Angelina Zuccarini, Jisoo Park, Daiana Ruiz, Roman Novitzky, Shaked Heller und Christopher Kunzelmann
Uraufführung am Nederlands Dans Theater II: 14. November 2002
Erstaufführung beim Stuttgarter Ballett: 28. Juni 2019


Kaash
Choreographie: Akram Khan
Musik: Nitin Sawhney
Bühnenbild: Sir Anish Kapoor
Kostüme: Kimie Nakano
Technische Einrichtung: Paul Moorhouse
Licht: Aideen Malone
Mit: Jisoo Park, David Moore und Ensemble
Uraufführung bei der Akram Khan Company: 28. März 2002
Premiere der Neufassung am Königlichen Ballett Flandern: 18. März 2017
Erstaufführung beim Stuttgarter Ballett: 28. Juni 2019


Staatsorchester Stuttgart
Dirigent: James Tuggle


Weitere Infos siehe auch: https://www.stuttgarter-ballett.de


Post an Dr. Thomas Rothschild

Ballett | Tanz

Rothschilds Kolumnen



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