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Berliner Kulturpolitik | Konzertkritik

(Hoffentlich

nicht)

"vergeblich"


IN VAIN von Georg Friedrich Haas mit dem Ensemble KNM Berlin & Gästen


Bildquelle: Ensemble KNM Berlin

Bewertung:    



Dem auf dem Gebiet der zeitgenössischen Musik weit über die Grenzen der Hauptstadt hinaus bekannten Ensemble KNM Berlin plagen große Sorgen, denn es sieht seine Existenz "durch die Kulturpolitik für ein paar Büroarbeitsplätze aufs Spiel gesetzt". Seit 20 Jahren arbeitet und probt es in einer von ihm angemieteten Räumlichkeit des sog. Podewil im Berliner Klosterviertel; dort ist der Sitz der Kulturprojekte Berlin GmbH. Der nachvollziehbare Konflikt besteht darin, dass die Vermieterin (Podewil) beabsichtigen würde, den Mietvertrag nicht mehr zu verlängern und zum 1. 1. 2020 Eigenbedarf anmeldete; das hieße, dass dann ab dem Stichtag das Ensemble ohne Proberäume wäre und infolgedessen seine künstlerische Existenz ganz ohne jeden Zweifel auf der Kippe stünde. Berlins Kultursenator Klaus Lederer (seines Zeichens auch Aufsichtsratsvorsitzender der Kulturprojekte Berlin GmbH) wird - nicht ganz unzusammenhängend - dahingehend zitiert, dass er "Kunsträume am freien Markt gerade in großer Zahl weggbrechen" sieht, was wiederum, falls es de facto und im Umkehrschluss zu einem "Austausch" Kunst- statt Proberäume kommen sollte, als eine das Ensemble KNM einseitig benachteiligende "Güterabwägung" öffentlich wahrgenommen werden müsste...


"Eine an den Geschäftsführer der Kulturprojekte Berlin im Juni 2019 gerichtete Petition zum Erhalt der Räumlichkeiten, die in kürzester Zeit fast 2.000 Unterstützer*innen fand, blieb einfach unbeantwortet.
Wir fordern die Berliner Senatsverwaltung für Kultur und Europa und die Geschäftsführung der Kulturprojekte GmbH auf, endlich mit dem Ensemble eine langfristige und tragfähige Lösung im Podewil zu entwickeln."
(Ensemble KNM Berlin)


Und es kann ja durchaus möglich sein, dass der Kultursenator den konkreten [obig dargestellten] Fall womöglich nicht/noch nicht auf seiner abzuhakenden Prioritätenliste stehen hat - wir appellieren also in dem Fall der Fälle dringend nochmal gründlich nachzuschauen resp. nachzuarbeiten!

*

Nichtsdestotrotz:

Mit einem der Schlüsselwerke der Neuen Musik des 21. Jahrhunderts beeindruckte ganz aktuell im Radialsystem das imposante Aufgebot von 24 Instrumentalistinnen und Instrumentalisten - unter der Leitung Stephan Winklers als wie "in Person" des besagten Ensemble KNM Berlin & Gäste - seine ZuhörerInnen und ZuschauerInnen: in vain (zu deutsch "vergeblich") von Georg Friedrich Haas (66) gelangte zur Aufführung!

Es ist ein ungeheuerliches und v.a. in der Art seiner Performance beispielloses Stück, dauert in etwa 70 Minuten und enthält neben dem Notentext eine vom Komponisten vorgeschriebene und auf den Punkt hin festgelegte Lichteffekt-Dramaturgie: Zweimal dimmt so die Saalbeleuchtung nach und nach bishin zur absoluten Dunkelheit, während derselbigen die MusikerInnen vollkommen auf sich allein, ohne die Noten ablesen sowie den Taktvorgaben durch den Dirigenten folgen zu können, gestellt sind. Und um ausgerechnet dann bei DIESEN Stellen, die halt auswendig gespielt sein müssen, den harmonischen Gesamtzusammenhalt der Gruppe aufrechtzuerhalten, wird gewiss besonders aufwändig geprobt sein müssen [was den Kreis zu Obigem bekräftigender Weise schließt].

Das Stück an sich ist hochkomplex, und seine hörerischen Assoziationsgegebenheiten sind entsprechend weitläufig; nur so viel: M.C. Eschers Bild Treppauf Treppab, welches erklärter Maßen als ein wesentlicher Inspirationsquell zu in vain herhielt, wird dahingehend - und besonders gegen Schluss des urplötzlich und unvermittelt abbrechenden Stücks - "bestätigt"; man vermeint sich einer immer abfallenderen und in das Bodenlose sich verlierenden Schrittfolge ausgesetzt zu sehen...

Für alle, die in vain bisher noch niemals live erlebten, kam der denkwürdige Abend einem wahrhaftigen Offenbartsein gleich.

Exzeptionell.




Bildquelle: kammerensemble.de

Andre Sokolowski - 15. August 2019
ID 11619
Ensemble KNM Berlin & Gäste (Radialsystem Berlin, 14.08.2019)
Georg Friedrich Haas: in vain für 24 Instrumente
Ensemble KNM Berlin & Gäste:
Rebecca Lenton und Sascha Friedl, Flöte
Antje Thierbach, Oboe
Horia Dumitrache und Laurent Bruttin, Klarinette/Bassklarinette
Theo Nabicht, Saxopfon
Hanno Koloska, Fagott
Johanna Müller und Gala Grauel, Horn
Jon Roskilly und Johannes Lauer, Posaune
Alexandre Babel und Michael Weilacher, Schlagzeug
Nadezka Tseluykina, Klavier
Christine Paté, Akkordeon
Nathalie Amstutz, Harfe
Lisa Werhahn, Theodor Flindell und Clemens Linder, Violine
Kristin Maria Pientka und Miriam Askin-Götting, Viola
Cosima Gerhardt und Jessica Kuhn, Violoncello
Jonathan Heilbron, Kontrabass

Dirigent: Stephan Winkler


Weitere Infos siehe auch: https://www.kammerensemble.de/


http://www.andre-sokolowski.de

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