Filme, Kino & TV
Kunst, Fotografie & Neue Medien
Literatur
Musik
Theater
 
Redaktion, Impressum, Kontakt
Spenden, Spendenaufruf
Mediadaten, Werbung
 
Kulturtermine
 

Bitte spenden Sie!

Unsere Anthologie:
nachDRUCK # 5

KULTURA-EXTRA durchsuchen...

Konzertkritik

Hamlet von

Ambroise

Thomas -

von wem

bitte?!



Florian Sempey als Hamlet in der DOB am 24. Juni 2019 | Foto (C) Bettina Stöß

Bewertung:    



Hamlet von Ambroise Thomas (1811-1896)?

Noch nie gehört.



"William Shakespeares Hamlet ist nicht nur seine vielleicht philosophischste und vielschichtigste Tragödie, das Stück ist zugleich als ein Drama bekannt, in dem nach einem spektakulären Finale sämtliche Protagonisten tot auf der Bühne liegen. Dass man Hamlet aber auch mit 'Happy End' und ohne den großen Monolog des Dänenprinzen mit dem berühmten 'Sein oder Nichtsein' erfolgreich für die Opernbühne adaptieren kann, hat Ambroise Thomas zusammen mit den beiden Librettisten Michel Carré und Jules Barbier bewiesen. Ihr Hamlet ist die bis heute erfolgreichste Adaption des Stoffes und zugleich eine der wichtigsten französischen Opern der 1860er Jahre. Sie entsteht ähnlich wie die Meisterwerke Charles Gounods in jener Umbruchphase, in der sich aus einer Synthese von Elementen der 'staatstragenden' Grand opéra mit solchen der leichteren Opéra comique ein neues Genre, das des 'Drame lyrique' entwickelt: durchkomponiert, mit einer komplexen Musiksprache, aber einem intimeren, lyrischen Tonfall und einer stärker auf die Einzelschicksale der Figuren fokussierenden Dramaturgie. Und so ist auch Thomas’ Hamlet beides: mitreißendes Musikdrama, aber eben auch facettenreiche Poesie im Nachspüren feinster Gefühlsregungen in der musikalischen Gestaltung der Hauptpartien."

(Quelle: deutscheoperberlin.de)


*

Entgegen einem (in der Sparte Schauspiel) immer mehr sich breit machenden Trend, die Hamlet-Titelfigur durch "sichtlich" gebrochene, zartgliedrige, mitunter androgyne AkteurInnen spielen zu lassen, hatte anno dazumal der Komponist Thomas beschlossen, seinen Protagonisten als maskuline Wuchtbrumme zu besetzen. Der französische Heldenbariton Florian Sempey erfüllt dieses gewünschte und bestimmte Ideal auf das Vortrefflichste; ja und so staunen wir nicht schlecht, mit welchem expressiven Impetus ein Mensch (ein Jünglingsmann) den Wahnsinnsgrad, mit dem man ihn - so von der Handlung her, die freilich etwas von dem Shakespeare'schen Original abweicht - stigmatisiert, beinahe ad absurdum führt. Immer und immer mehr wird deutlich, dass der Typ wohl alle, aber wirklich alle (Handlungs-)Fäden in der Hand behält und sich die Butter nicht vom Brot stibitzen lässt... Ganz anders wird und muss in dieser Oper Hamlets von ihm ungeliebte und zum Schluss dann wieder doch von ihm geliebte Braut in spe die echte und unmissverständlicher denn je artikulierbare Irssinnsentwicklung durchzustehen haben. Mit Diana Damrau (als Ophélie) konnte dieser Cast nicht toppbarer besetzt sein; ihre halbstündige Wahnsinnsarie aus dem Vierten Akt - mit wirrwitzigen Anleihen aus einer orientalisch anmutenden Klangwelt - gestaltete sich selbstverständlich zum zentralisierten Highlight dieser konzertanten Aufführung, die uns ein Werk, das in Berlin vielleicht noch nie zuvor erklungen war, sehr nahe brachte.

Tolldreiste Musik, dichteste Stückdramaturgie, herrlicher Chor-/Orchesterklang, illustre Stimmen [alle Namen s.u.]. Und der hemdsärmlige Yves Abel donnerte eine Aufführung herbei, die man so leicht dann sicher nicht wieder vergisst.

* * *

Und somit wählen wir die Deutsche Oper Berlin - auch wegen ihrer schier spektakulären, stimmigen und über alle Maßen klug zusammengestellten Gesamtsaison 2018/19 - zum Berliner Opernhaus des Jahres!!!!!




Diana Damrau (als Ophélie) im konzertanten Hamlet von Ambroise Thomas an der DOB | Foto (C) Bettina Stöß
Andre Sokolowski - 25. Juni 2019
ID 11527
HAMLET (Deutsche Oper Berlin, 24.06.2019)
Konzertante Aufführung

Hamlet ... Florian Sempey
Claudius ... Nicolas Testé
Laërte ... Philippe Talbot
Der Geist des verstorbenen Königs ... Andrew Harris
Marcellus ... Andrew Dickinson
Horatio ... Thomas Lehman
Polonius ... Byung Gil Kim
Erster Grabräuber ... Philipp Jekal
Zweiter Grabräuber ... Ya-Chung Huang
Gertrude ... Ève-Maud Hubeaux
Ophélie ... Diana Damrau
Chor der Deutschen Oper Berlin
(Einstudierung: Jeremy Bines)
Orchester der Deutschen Oper Berlin
Dirigent: Yves Abel
Konzertante Premiere war am 24. Juni 2019.
Weitere Termine: 27., 29.06.2019


Weitere Infos siehe auch: https://www.deutscheoperberlin.de


http://www.andre-sokolowski.de

Konzertkritiken

Opernpremieren

Rosinenpicken



Hat Ihnen der Beitrag gefallen?

Unterstützen auch Sie KULTURA-EXTRA!



Vielen Dank.



  Anzeigen:







MUSIK Inhalt:

Kulturtermine
TERMINE EINTRAGEN

Rothschilds Kolumnen

BAYREUTHER FESTSPIELE

CASTORFOPERN

CD / DVD

INTERVIEWS

KONZERTKRITIKEN

LEUTE MIT MUSIK

LIVE-STREAMS |
ONLINE

NEUE MUSIK

PREMIERENKRITIKEN

ROSINENPICKEN
Glossen von Andre Sokolowski



Bewertungsmaßstäbe:


= nicht zu toppen


= schon gut


= geht so


= na ja


= katastrophal




Home     Datenschutz     Impressum     FILM     KUNST     LITERATUR     MUSIK     THEATER     Archiv     Termine

Rechtshinweis
Für alle von dieser Homepage auf andere Internetseiten gesetzten Links gilt, dass wir keinerlei Einfluss auf deren Gestaltung und Inhalte haben!!

© 1999-2024 KULTURA-EXTRA (Alle Beiträge unterliegen dem Copyright der jeweiligen Autoren, Künstler und Institutionen. Widerrechtliche Weiterverbreitung ist strafbar!)