Filme, Kino & TV
Kunst, Fotografie & Neue Medien
Literatur
Musik
Theater
 
Redaktion, Impressum, Kontakt
Spenden, Spendenaufruf
Mediadaten, Werbung
 
Kulturtermine
 

Bitte spenden Sie!

Unsere Anthologie:
nachDRUCK # 5

KULTURA-EXTRA durchsuchen...

Premierenkritik

Film-

Musik


Wim Wenders hat
DIE PERLENFISCHER
überbildert -
Daniel Barenboim hat
dirigiert.


Les pêcheurs de perles an der Staatsoper im Schiller Theater | Foto (C) Donata Wenders

Bewertung:    



"Mir träumt von jener Zeit", die Arie des Nadir sowie "Der Tempel Brahmas strahlt", Duett Zurga/Nadir - das sind die einer Allgemeinheit wohl vertrauten Dauerhits aus Georges Bizets Die Perlenfischer (Originaltitel: Les pêcheurs de perles). Und nicht viel mehr wird auch Wim Wenders aus der 1863 in Paris uraufgeführten Superschnulze des erst 25jährigen französischen Komponisten bis dahin gekannt haben; er hatte es in einem Fernsehinterview vom Freitagabend schön erzählt, dass er in San Francisco, wo er in den 1970er Jahren lebte und filmte, aus 'ner Jukebox diese Musik vernahm und seither nicht mehr von ihr losgekommen war... Und wie der Zufall es so wollte, kreuzten sich die Wege von Wim Wenders sowie Daniel Barenboim, der Perlenfischer übrigens noch nie zuvor aufs Dirigentenpult gelegt bekommen hatte; und so wollten sie jetzt beide, dass das Werk an der Berliner Staatsoper in Szene kam.

[Ganz kurz erinnert: Wenders mochte eigentlich schon viel, viel früher erstmals Oper machen, als er für den Wagner-Ring- in Bayreuth vorgesehen war; er und die beiden Festspielleiterinnen überwarfen sich, Wenders trat daraufhin von dem Projekt zurück, und Castorf übernahm.]
*

Die dreieckige Handlung um den Anführer eines Perlenfischerdorfes, seinen aus dem Hochland stammenden Jugendfreund und einer zum Schutz des Dorfes herbeigerufenen Priesterin geht etwa so:



"Schon einmal drohte die Liebe zu der jungfräulich geweihten Brahmanin Leïla die langjährigen Freunde Zurga und Nadir zu entzweien. Zwar haben beide Männer einander geschworen, auf die schöne junge Frau zu verzichten, doch weder dieses Versprechen noch das Keuschheitsgelübde Leïlas kann verhindern, dass sie und Nadir bei ihrem Wiedersehen von Verlangen nacheinander übermannt werden. Als das Paar vom Oberpriester ertappt wird, soll Zurga als Anführer des Perlenfischerdorfes das Todesurteil über die beiden Meineidigen verhängen. Hin- und hergerissen zwischen Freundschaft und Eifersucht, Rachewunsch und Pflichtgefühl gerät Zurga ins Wanken – noch dazu als er erfährt, dass es Leïla war, die ihm einst als verfolgtem Flüchtling das Leben rettete…"

(Quelle: staatsoper-berlin.de)


Gesagt, getan.



Das sind Francesco Demuro als Nadir (li.) und Gyula Orendt als Zurga (re.) in Les pêcheurs de perles an der Staatsoper im Schiller Theater | Foto (C) Donata Wenders


Und die Frau mit dem Schleier und der Perlenkette ist Olga Peretyatko-Mariotti (als Leïla) in Les pêcheurs de perles an der Staatsoper im Schiller Theater | Foto (C) Donata Wenders


Die Inszenierung lebt durch ihre Ruhe, sie ist personifizierter "Wim am Meer": es gibt, außer ein bisschen Strand (zum Rumstehen und Etwashinundherlaufen fürn Chor und für die vier Protagonisten), eigentlich nur Wasser, Wellen, Wogen, Wolken jeder Art... alles als wenn der Wenders einen Caspar David Friedrich , so vom Sehgefühl her, permanent in seinem Hinterkopf gehabt hätte; das Irrsinnsmönchbild halt.

Das Schönste sind demnach diese Erinnerungssequenzen, wenn dem Nadir und dem Zurga und der Leïla ihre früheren Begegnungen zu-/miteinander als entsprechende Kurz-Großaufnahmen in Schwarzweiß und herrlich wundersamen Langsambildern aus ihren Gehirnen blumenblasenhafter Weise in das Weltall - ständig bleibt es auf so düsterliche Arkel-Weise grau bis dunkelgrau - hervorquillen; die den gesamten Bühnenraum bedeckenden bzw. überblendenden Filmprojektionen stammen von Donata Wenders und Maxine Goedecke, Michael Schackwitz, Moritz Peters.

Schöne Stimmen auch: Olga Peretyatko-Mariotti, Francesco Demuro und Gyula Orendt kommen, sehen, siegen - so viel jugendlicher Liebreiz und entwaffnender Gesang, und das dann gleich mal drei, ist in der Tat nicht allzu oft erlebbar.

Wolfgang Schöne (Nourabad) gibt den Knecht Ruprecht in der Runde; man erinnert sich an großartige Rollen dieses hochbetagten Sängers und verzeiht ihm daher, dass er bis zur Schmerzgrenze vibriert.

Grandios mal wieder: der Staatsopernchor! (Die Perlenfischer sind v.a. eine Choroper.)

Die Staatskapelle Berlin liefert einen stets unaufdringlichen, fast impressionistischen und mehr noch surrealen Sound; das Atmosphärische dieser so ungreifbar leicht-schwebenden Musik kann sie sehr gut "austeilen". Ja, man spürt, dass sie in letzter Zeit sehr viel Französisches zu musizieren hatte - Barenboim verstärkt sein neuerliches Faible peu à peu; schon in der nächsten Spielzeit (Sensations-Nachricht:) wird er zum Beispiel, erstmals überhaupt (?), Pelléas et Mélisande in der zeitlos-"alten" Berghaus-Inszenierung dirigieren...

Prima Opern-Einstieg für den Wenders.

Einhelliger Jubel.


Andre Sokolowski - 25. Juni 2017
ID 10106
LES PÊCHEURS DE PERLES (Staatsoper im Schiller Theater, 24.06.2017)
Musikalische Leitung: Daniel Barenboim
Inszenierung: Wim Wenders
Bühnenbild: David Regehr
Kostüme: Montserrat Casanova
Licht: Olaf Freese
Choreinstudierung: Martin Wright
Dramaturgie: Detlef Giese
Besetzung:
Leïla ... Olga Peretyatko-Mariotti
Nadir ... Francesco Demuro
Zurga ... Gyula Orendt
Nourabad ... Wolfgang Schöne
Staatsopernchor
Staatskapelle Berlin
Premiere war am 24. Juni 2017.
Weitere Termine: 30.06. / 02., 04.07.2017


Weitere Infos siehe auch: http://www.staatsoper-berlin.de


http://www.andre-sokolowski.de

Rosinenpicken



Hat Ihnen der Beitrag gefallen?

Unterstützen auch Sie KULTURA-EXTRA!



Vielen Dank.



  Anzeigen:





MUSIK Inhalt:

Kulturtermine
TERMINE EINTRAGEN

Rothschilds Kolumnen

BAYREUTHER FESTSPIELE

CASTORFOPERN

CD / DVD

INTERVIEWS

KONZERTKRITIKEN

LEUTE MIT MUSIK

LIVE-STREAMS |
ONLINE

NEUE MUSIK

PREMIERENKRITIKEN

ROSINENPICKEN
Glossen von Andre Sokolowski



Bewertungsmaßstäbe:


= nicht zu toppen


= schon gut


= geht so


= na ja


= katastrophal




Home     Datenschutz     Impressum     FILM     KUNST     LITERATUR     MUSIK     THEATER     Archiv     Termine

Rechtshinweis
Für alle von dieser Homepage auf andere Internetseiten gesetzten Links gilt, dass wir keinerlei Einfluss auf deren Gestaltung und Inhalte haben!!

© 1999-2024 KULTURA-EXTRA (Alle Beiträge unterliegen dem Copyright der jeweiligen Autoren, Künstler und Institutionen. Widerrechtliche Weiterverbreitung ist strafbar!)