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Opernkritik

Armes Arkadien



In der Oper Köln: Leucippo (Valer Sabadus) und Nunte (Luke Stoker) | Foto (C) Paul Leclaire

Bewertung:    



Mehr als 250 Jahre nach ihrer Uraufführung im Schloss Hubertusburg bei Dresden hat Johann Adolf Hasses Oper Leucippo den Weg nach Köln gefunden, und zwar in die kleinere Spielstätte der Oper: das Palladium in Köln-Mülheim. Dieser intimere Rahmen bietet sich für Barockopern eher an als die ursprünglich für Musicals gebaute Spielstätte am Dom. Beispielsweise war hier in der letzten Spielzeit u.a. Händels Alcina zu sehen.

Zu Lebzeiten ein sehr produktiver und gefeierter Komponist stehen Hasses Werke heute kaum noch auf dem Spielplan. Die Oper Köln tut mit ihrer Aufführung unter der musikalischen Leitung von Gianluca Capuano, der sein Kölner Debüt mit Vincis Artaserse gab, einiges dafür, diesen Zustand zu überdenken. Der Dirigent richtet dann auch den Fokus auf den vergessenen Komponisten, indem er im Schlussapplaus ein Bild von ihm hochhält, und preist ihn im Programmheft als „Bindeglied zwischen Händel und Mozart“. Die musikalische Feuerkraft und Genialität der beiden mag ihm fehlen – und dennoch kann sich Hasses Leucippo durchaus hören lassen.

Die Handlung ist schnell erzählt: Leucippo liebt verbotenerweise die Nymphe Dafne und wird aus Arkadien verbannt. Leucippo missachtet den Befehl. Als er entdeckt wird, soll er getötet werden und wird unter anderem durch das Eingreifen von Apollo gerettet. In Tatjana Gürbacas Inszenierung und Henrik Ahrs Bühnenbild ist Arkadien ein ovales Rund aus Holz, aus dem nur eine Tür einen Ausweg bietet, die allerdings meistens geschlossen ist. Ein paar Äpfel, die sich die Protagonisten zu Beginn hin und her werfen, gemahnen an das vermeintliche Naturidyll. Die Kostüme sind pastellfarben-verwaschen und überwiegend formlos. Im Verlauf der Handlung wird dann schon mal nur ein profanes verschwitztes Unterhemd getragen. Auch die Frisuren sind mehr Zustände als kunstvolle Gebilde. Ziemlich trostlos das Ganze.

Ein Lichtblick ist Tatjana Gürbacas Personenregie. Die Protagonisten ihrer Inszenierung sind Kinder und verhalten sich entsprechend. Wenn sie von Liebe reden bzw. singen, wissen sie größtenteils gar nicht, worum es geht. Die Mädchen meinen es ernst, den Jungs ist es peinlich – und dennoch versucht man hemmungslos, den einen mit der anderen zu verkuppeln. Gürbaca beweist Einfallsreichtum dabei, die Begegnungen der Figuren immer wieder durchzuspielen – vor allem bei Leucippos Freund Nunte und seiner Angebeteten Climene. Das ist über weite Strecken sehr unterhaltsam und launig anzusehen, endet aber zu Beginn des dritten Aktes dann doch in Aktionismus, etwas wenn Nunte Climene dadurch imponieren will, dass er gut Basketball spielt (ohne Ball, denn den gibt es ja nicht – nur Äpfel).

Bleibt die musikalische Seite, und an der gibt es wahrlich nichts zu mäkeln. Das Orchester zeigt sich außerordentlich gut disponiert und glänzt mit Klangtransparenz, Dynamik und Spielfreude. Aus dem durchweg überzeugenden Sängerensemble sind vor allem Klara Ek und Kenneth Tarver hervorzuheben. Herr Hasse ist durchaus ein Komponist, den man wiederentdecken kann. Das stellt die Oper Köln mit ihrer Aufführung eindrucksvoll unter Beweis.



Leucippo an der Oper Köln - Bühnentotale mit Climene (Klara Ek), Dafne (Regina Richter), Nunte (Luke Stoker) und dem Barock Vokal | Foto (C) Paul Leclaire
Karoline Bendig - 15. Oktober 2014
ID 8169
LEUCIPPO (Palladium, 11.10.2014)
Musikalische Leitung: Gianluca Capuano
Inszenierung: Tatjana Gürbaca
Bühne: Henrik Ahr
Kostüme: Barbara Drosihn
Licht: Andreas Grüter
Mit: Valer Sabadus (Leucippo), Kenneth Tarver (Narete), Regina Richter (Dafne), Klara Ek (Climene), Claudia Rohrbach (Delio) und Luke Stoker (Nunte)
Barock Vokal Mainz
Concerto Köln
Premiere war am 2. Oktober 2014
Koproduktion mit den Schwetzinger Festspielen


Weitere Infos siehe auch: http://www.operkoeln.com


Post an Karoline Bendig



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