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Konzertkritik

Himmel & Hölle,

alles auf

einmal



Das ist Joyce DiDonato, die die Marguerite in der konzertanten La Damnation de Faust-Aufführung der Berliner Philharmoniker gesungen hatte - Foto (C) Simon Pauly | Bildquelle: berliner-philharmoniker.de

Bewertung:    



Fausts Verdammnis ist zwar keine "echte" Oper, wird als solche allerdings schon immer (oder meistens) aufgeführt - und in Berlin zuallerletzt durch Christian Spucks szenisch missglückter und missrat'ner DOB-Regie-Choreografie vom Februar 2014. [Woll'n wir schnell wieder vergessen.]

*

"Für La Damnation de Faust schuf Hector Berlioz einen eigenen Text, der in shakespearescher Manier Leidenschaft und Groteske der handelnden Akteure in den Mittelpunkt rückt: 'Ich hatte mich nicht dazu verpflichtet, Goethes Plan zu folgen.'" Und: "Nicht an ihm sondern an Marguerite entzündete sich Berlioz’ kompositorische Fantasie, ebenso wie an den Genrebildern wie der Studentenszene, die musikalisch großen Raum einnimmt.
Dabei erweist sich die Partitur als wahre Fundgrube charakteristischer Instrumentalfarben, die Berlioz (der kurz zuvor seinen berühmten Grand Traité d’instrumentation et d’orchestration modernes fertig gestellt hatte) einmal mehr als brillanten Meister der Instrumentationskunst ausweisen – etwa, wenn die sonst vernachlässigten Bassregister der Bläser der Sphäre von Méphistophélès einen schaurig-düsteren Ton verleihen oder die Ballettnummern mit äußerst delikaten Holzbläsersätzen versehen werden."

(Quelle: berliner-philharmoniker.de)

* *

Das Stück ist also margarethenlastig, und daher muss es passend besetzt sein. Sängerin Joyce DiDonato scheint derzeit mit einem diesbezüglich ausgemachten Idealverkörperungsvermerk weltweit in der La Damnation de Faust-Kartei zu stecken. Simon Rattle hatte sich jetzt - und zurecht - für sie entschieden; auch in Baden-Baden [wir erinnern uns: dort schrubbten die Berliner Philharmoniker im dritten Jahr bereits Oster- und Festspieldienste - unsereiner kriegt von dem zumeist nicht allzu viel vermittelt; die Berichterstattungen sind spärlich] sang sie's Gretelchen... Sowohl ihre König-von-Thule-Ballade (mit der tollen Solo-Bratsche!) als auch ihre Meine-Ruh'-ist-hin-Romanze (mit dem tollen Solo-Englischhorn!) gerieten ihr und dem Orchester zu den ausnahmsvollen Highlights dieses über 2stündigen Opernkonzerts.

Der Berlioz'sche Titelheld ist schon an sich als Jammerlappen angelegt - entsprechend "softy" konnte er gecastet werden: Charles Castronovo sang diese Art von Faust - ja, wem's gefällt.

Auch Ludovic Tézier (als Méphistophélès) fiel nicht sehr groß aus seiner eigentlich doch kantig-spannungsvollen Rolle. Nein, von dem hätte ich mich - wenn ich "sein" Faust gewesen wäre - nicht verführen lassen; null Charisma.

Wie man eine "ziemlich kleine Rolle" extraordinär über die Rampe bringen kann, bewies Bariton Florian Boesch (als Brander); er trat kurz und schmerzlos mit 'nem Hefeweizenglas aufs Podium, trank paar Schluck' und mimte den besoff'nen Trottel. Singen konnte er natürlich auch, und zwar sehr gut!

Der Rundfunkchor Berlin brillierte insbesondere beim Pandämonium, wo er diese sprachlich hochgenialen Teufels-Fantasie-Repliken à la "Diff, diff! Belzébuth" aus sich herausstreuen und -schleudern konnte - - Rattle ließ da, auch orchesterseitig, eine wahre Furienhorde auf uns Hörer los...

Merkwürdig-uneinordbares und (w)irres Stück Musik: Mal schläft man in ihm fast vor Langeweile ein - mal kriegt man Bluthochdruckattacken. Himmel & Hölle halt; alles auf einmal.

Andre Sokolowski - 11. April 2015
ID 8562
BERLINER PHILHARMONIKER (Philharmonie Berlin, 10.04.2015)
Hector Berlioz: La Damnation de Faust, dramatische Legende op. 24
Charles Castronovo (Faust)
Joyce DiDonato (Marguerite)
Ludovic Tézier (Méphistophélès)
Florian Boesch (Brander)
Rundfunkchor Berlin
Einstudierung: Simon Halsey
Berliner Philharmoniker
Dirigent: Sir Simon Rattle


Weitere Infos siehe auch: http://www.berliner-philharmoniker.de


Post an Andre Sokolowski

http://www.andre-sokolowski.de

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