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Premierenkritik

Erst dachte ich, dass Ursli Pfister die Mutter von Elon Musk performen würde, aber ich irrte mich, es sollte der KI-generierte Multibillionär höchstselbst gewesen sein



Christoph Marti (Ursli Pfister) als Xonga Miller in der semikonzertanten Aufführung der DDR-Operette In Frisco ist der Teufel los - an der Komischen Oper Berlin | Foto (C) Monika Rittershaus

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Mit Gerd Natschinskis Messeschlager Gisela wollte die Komische Oper Berlin im Sommer 2024 eine Serie von zu DDR-Zeiten überaus erfolgreichen und populären Operetten und Musicals ostdeutscher Komponisten starten - nach deren spektakulärer Premiere im temporären Spiegelzelt vorm Roten Rathaus waren die Hoffnungen hierauf, auch von Seiten des Publikums, sehr groß. Dann fuchtelte der Senat mit seinem großen Sparhammer herum, und das Projekt wurde erstmal auf Eis gelegt oder sogar gestrichen; als Nächstes sollte eigentlich Natschinskis Mein Freund Bunbury folgen...

Anderthalb Jahre später - gestern Abend in der KOB-Ausweichstätte im Charlottenburger Schillertheater - war nun Premiere einer halbszenischen Darbietung der 1962er vieraktigen DDR-Operette In Frisco ist der Teufel los von Guido Masanetz (1914-2015); also bleibt das Haus womöglich doch an seiner Reihe dran:



"In San Francisco sind die Dollars knapp und alte Seemänner wie 'Klabautermann' Jonas leben ohne Dach überm Kopf in der Hafenstadt voller Ganoven. Unverhofft erbt der Bootsführer Anatol Brown mit dem Hotel Nevada das letzte Haus im Hafenviertel, das sich die profitgierige Xonga Miller noch nicht unter den Nagel reißen konnte. Nur zu blöd, dass Anatols Erbonkel ausgerechnet bei der Nachtlokalmagnatin einen Schuldenberg angehäuft hat! Kann Anatol die 10.000 Dollar nicht zurückzahlen, platzt sein Traum, aus dem Nevada ein Heim für pensionsreife Matrosen zu machen. Mit einer großen solidarischen Sammel- und Saufaktion gelingt es den Seemännern Friscos schließlich, die Summe in letzter Sekunde zusammenzukratzen." (Quelle: komische-oper-berlin.de)


Darum [s.o.] geht's im schlicht und verträglich gestrickten Libretto von Otto Schneidereit (1915-1978) resp. Maurycy Janowski (1919-1973). Es gab also eine Erst- und eine Zweitfassung; und ehe das Ding bei den obersten Ostzensoren durch war - immerhin behandelte es eine, wenn auch fiktive, Geschichte aus dem Hochland des imperialistischen Kapitalismus, und dort hatte es bekanntlich die allerwenigsten Bewohner der damaligen sowjetischen Besatzungszone jemals hin verschlagen - , firmierte es zunächst unter einem gänzlich anderen Titel, nämlich: Wer braucht Geld?

Werkgeschichte(n) halt.

Regisseur Martin G. Berger und Dirigent Kai Tietje stutzten den Frisco jetzt auf pausenlose 1 Stunde und 20 Minuten zurecht und verpassten ihm - außer den vom Orchester der Komischen Oper Berlin grandiosest musizierten Klängen Masenetz' - aktuell "geheutigte" Texteinlagen (Dramaturgie: Sophie Jira); und diesbezüglich fühlten ich und der Rest des allerbestens angelaunten Publikums uns ziemlich aufgehoben und hätten sozusagen mitreden können zu diesem und jenem, was da heutzutage nicht nur immobilien- und geldwaschmäßig abläuft... Die personale Schnittstelle hierfür wurde durch Christoph Marti (auch bekannt als schweizerische Ursli Pfister von den Geschwistern Pfister) besetzt; und erst dachte ich, als er als US-amerikanische Superkapitalistin Xonga Miller aufzutreten vorgab, dass er auch gewisse Ähnlichkeiten mit der Mutter von Elon Musk hätte haben können, doch so nach und nach expandierte es in alle möglichen Himmelsrichtungen, und seine/ ihre welterobernden Machtgelüste hatten schließlich verwechslungsresistente Ähnlichkeiten mit dem Musk höchstselbst bzw. seinem ebenso psychopathischen Ex-Ziehvater Trump etc. pp. Ja und das alles kam tatsächlich gut und passend 'rüber...

Es wurde gesungen, getanzt und gesteppt (allen voran die zwei ihr Musical-Handwerk perfekt gelernt habenden Tobias Joch & Alexander von Hugo als Kay & Anatol), und es gab nach fast jeder Nummer Szenenapplaus.

Alle inkl. Chorsolisten der Komischen Oper Berlin waren gut drauf [weiteren Namen s.u.], und die mit relativ wenig inszenatorischem Aufwand (Kostüme: Esther Bialas) gestemmte "semikonzertante" Chose schlug irgendwie ein wie eine Bombe.




In Frisco ist der Teufel los - an der Komischen Oper Berlin Foto (C) Monika Rittershaus

Andre Sokolowski - 22. Dezember 2025
ID 15622
IN FRISCO IST DER TEUFEL LOS (Schillertheater, 21.12.2025)
Operette von Guido Masanetz

Musikalische Leitung: Kai­ Tie­tje
Szenisches Arrangement: Martin G. Berger
Kostüme: Es­ther Bia­las
Choreografie: Mar­ti­na Bor­roni
Choreografie Stepptanz: Marie-Christin Zeisset
Dramaturgie: Sophie Jira
Chöre: Inga Diestel
Licht: Jo­han­nes Scherf­ling
Besetzung:
Anatol Brown ... Ale­xander von Hugo
Virginia West ... So­phi­a Eus­kir­chen
Kay ... Tobias Joch
Chica ... Al­ma Sa­dé
Ben Benson ... Chris­toph Späth
Xonga Miller/ Dr. Spinner ... Chris­toph Mar­ti
Jonas ... Hans Grö­ning
1. Irrenwärter ... Yauci Yanes Ortega
2. Irrenwärter/ Notar ... Jan­-Frank Süße
3. Irrenwärter ... Sa­scha Bor­ris
Chorsolisten der Komischen Oper Berlin
Or­ches­ter­ der­ Ko­misch­en Oper Ber­lin
Premiere an der Komischen Oper Berlin: 21. Dezember 2025
Weitere Termine: 23., 30.12.2025


Weitere Infos siehe auch: https://www.komische-oper-berlin.de


https://www.andre-sokolowski.de

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