Traumpaar
Vida Miknevičiūtė als FEDORA & Jonathan Tetelman als ihr liebster Loris
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Jonathan Tetelman (als Graf Loris Ipanov) und Vida Miknevičiūtė als Fedora - an der Deutschen Oper Berlin | Foto (Detail): Bettina Stöß
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Bewertung:
Am vergangenen Dienstag erreichte mich eine Email vom Förderkreis der Deutschen Oper Berlin e.V., in der die "Aufnahme des international gefeierten Tenors Jonathan Tetelman in das Kuratorium" dieses seit 1982 bestehenden Vereins - solche Förderkreise haben übrigens mittlerweile fast alle namhaften Opernhäuser, und ohne sie und ihre finanzielle Unterstützung würde vieles höchstwahrscheinlich überhaupt nicht mehr funktionieren; der öffentliche Sparhammer schlägt ja mittlerweile allerorten aufs Brutalste zu - angezeigt wurde, und das fand und finde ich dann richtig große Klasse!
Aber auch so hätte ich mir die heutige Berliner Premierenvorstellung der Frankfurter Fedora-Inszenierung von Christof Loy (die wurde nämlich jetzt von dort übernommen und auf die Breitwandbühne der DOB übertragen) nicht entgehen lassen, denn:
Jonathan Tetelman [s.o.] sang und spielte in ihr den Grafen Loris Ipanov! Und wahrscheinlich ist er nicht allein der allerschönste, sondern auch der wohl am allerschönsten singende Heldentenor, den unser Erdball augenblicklich so zu bieten hat - gewiss würde mir seine Fangemeinde diesbezüglich beipflichten; es sollte mich doch wundern, wenn dem nicht so wäre.
"In St. Petersburg erwartet Fürstin Fedora Romazoff freudig ihre Vermählung mit dem Grafen Wladimir Andrejewitsch, doch noch am Abend vor der Hochzeit verliert sie diesen in einem Schusswechsel. Als sie dem mutmaßlichen Mörder, Graf Loris Ipanoff, der Russland aus politischen Gründen verlassen musste, nach Paris folgt, um ihn zu stellen, gesteht dieser die Tat und seine Liebe zu ihr. Jedoch habe er seine eigene Frau beim Ehebruch in flagranti erwischt – mit Fedoras Gatten, der daraufhin das Feuer eröffnete. So war es lediglich Notwehr gegen den Untreuen. Für Fedora kommt diese Auskunft zu spät, denn sie hat bereits die russische Polizei auf Loris’ Familie angesetzt. Zurückgezogen in den Schweizer Alpen holt diese Tatsache das Liebespaar ein, sodass die reumütige Fedora keine andere Wahl sieht, als sich das Leben zu nehmen." (Quelle: deutscheoperberlin.de)
Das [s.o.] ist der Plot zu diesem großartigen Schmachtfetzen von Umberto Giordano (1867-1948), dem nach Puccini, Mascagni und Leoncavallo Vierten im Bunde der damals bedeutendsten Vertreter des italienischen Verismo - seine noch berühmtere und bekanntere Oper ist Andrea Chénier, die wiederum weit öfter als Fedora zur weltweiten Aufführung gelangt; auch die DOB hatte und hat sie unausweichlich in ihrem Repertoire.
John Fiore dirigierte das Orchester der Deutschen Oper Berlin, welches wiederum (wahrscheinlich auch dank seiner vorzüglichen Einstudierung und musikalischen Leitung) in absoluter Hochform auflief; besonders bemerkenswert die vielen lautstärkemäßigen Zurückgenommenheiten und instrumentalen Differenzierungen. Ich gebe zu, diesen an sich eigentlich immer in Topqualität musizierenden Klangkörper lange nicht so grandios empfunden zu haben wie diesmal!
Und dann natürlich Tetelman UND die sich selbst übertroffen habende Vida Miknevičiūtė in der Titelrolle - ich hatte sie bisher meistens "nur" in diversen Wagner-Partien erlebt (wobei sie mir nicht so gut gefiel; ich machte das an ihrem Hang zu überzitterten Vibrati fest); doch als Fedora: Wahnsinn! ich kriegte Gänsehaut über Gänsehaut. Ihre nach hinten immer aushauchendere Schluss- und Sterbeszene: Sowas Irreschönes hatte ich bis da noch nie gehört!! Ja und mit Tetelman zusammen, also im Duett: eine gesanglich-emotionale Ausbruchsorgie ohne jeden Vergleich!!
Loys Inszenierung: stimmig und sehenswert (Bühne und Kostüme: Herbert Murauer).
Alles in allem: Eine einunddreiviertelstündige Sternstunde.
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Fedora an der Deutschen Oper Berlin | Foto (C) Bettina Stöß
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Andre Sokolowski - 27. November 2025 ID 15576
FEDORA (Deutsche Oper Berlin, 27.11.2025)
von Umberto Giordano
Musikalische Leitung: John Fiore
Inszenierung: Christof Loy
Szenische Leitung: Anna Tomson
Bühne und Kostüme: Herbert Murauer
Licht: Olaf Winter
Video: Velourfilm AB
Choreinstudierung: Thomas Richter
Dramaturgie: Konstantin Parnian
Besetzung:
Fürstin Fedora Romazov ... Vida Miknevičiūtė
Gräfin Olga Sukarev, eine russische Emigrantin ... Julia Muzychenko
Graf Loris Ipanov ... Jonathan Tetelman
Giovanni de Siriex, französischer Diplomat ... Navasard Hakobyan
Dimitri, ein Page ... Arianna Manganello
Desiré, ein Diener ... Matthew Peña
Baron Rouvel ... Michael Dimovski
Cirillo, ein Kutscher ... Artur Garbas
Borov, ein Arzt ... Volodymyr Morozov
Gretch, ein Polizeioffizier ... Tobias Kehrer
Lorek, ein Chirurg ... Michael Bachtadze
Boleslao Lazinski, ein Pianist ... Chris Reynolds
Nicola, ein Knecht ... Benjamin Dickerson
Sergio, ein Knecht ... Simon Grindberg
Michele, ein Portier (Schauspieler) ... Andrea Spartà
Dr. Müller (Schauspieler) ... Hanno Jusek
Basilio, ein Diener (Schauspieler) ... Maximilian Reisinger
Ivan, erster Polizeiagent (Schauspieler) ... Niall Fallon
Zweiter Polizeiagent (Schauspieler) ... Koray Tuna
Chor und Orchester der Deutschen Oper Berlin
Premiere an der Oper Frankfurt: 3. April 2022
Berliner Premiere war am 27. November 2025.
Weitere (Berliner) Termine: 30.11./ 02., 05., 07., 10.12.2025
Eine Produktion der Oper Frankfurt
Weitere Infos siehe auch: https://deutscheoperberlin.de
https://www.andre-sokolowski.de
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