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Beethoven hat bekanntlich nur ein Violinkonzert geschrieben. Man hat eine leichte Wahl: dieses eine oder keins. Es gibt nicht allzu viele Kompositionen, die immun sind gegen Abnützung. Mozarts Requiem gehört dazu, Schuberts Klaviertrio Nr. 2 Es-Dur und eben Beethovens Violinkonzert.
Frank Peter Zimmermann, dem man seine 60 Jahre nicht ansieht, hat es erst kürzlich, vor einem Monat, zusammen mit der Deutschen Radio Philharmonie Saarbrücken Kaiserslautern unter dem Dirigat des Katalanen Josep Pons zur Aufführung gebracht, in Ludwigsburg, jener barocken Residenz- und Garnisonsstadt, die sich zu Stuttgart verhält wie Potsdam zu Berlin. In Stuttgart wiederum glänzte die gerade 23-jährige Mira Foron [Foto s.u.] mit jenem Violinkonzert, das, bei allen Unterschieden, am ehesten neben Beethoven bestehen kann, dem ebenfalls einzigen von Tschaikowsky. (Nicht ohne Vergnügen denkt man an Thomas Bernhards maliziöse Verspottung des 1, Violinkonzerts von Max Bruch.) Und ohne Einschränkungen kann man versichern: die junge Geigerin hielt, was ihr Debüt versprochen hat.
Wie üblich, hat Mira Foron wie Zimmermann die Zugabe genützt, um sich als Virtuosin zu profilieren. Während Zimmermann eine fulminante Bearbeitung von Schuberts Erlkönig-Vertonung für Solovioline durch Heinrich Wilhelm Ernst gewählt hatte, entschied sich Foron für die personalisierte Virtuosität an ihrem Instrument selbst, für Paganini.
Den ersten und den zweiten Satz von Tschaikowskys Violinkonzert interpretierten Mira Foron und "ihr" Dirigent Cornelius Meister ungewohnt leise und zaghaft. Der übermütige dritte Satz dann schien auf Mussorgski hinüber und auf Strawinsky vorauszuweisen.
Zwischen dem Tschaikowski-Hit und den Ungarischen Tänzen von Brahms gab es wieder eine echte Entdeckung. Final(ment)e des Schweizers David Philip Hefti demonstriert, welch faszinierende Klangeffekte man mit Blechblasinstrumenten erzeugen kann, wenn man kann. Das ist Musik von und für heute, und kein bisschen elitär.
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Mira Foron | Foto (C) Veit Mette
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Thomas Rothschild – 9. Dezember 2025 ID 15599
STAATSORCHESTER STUTTGART (Liederhalle, 07.12.2025)
Pjotr I. Tschaikowsky: Violinkonzert D-Dur op. 35
David Philip Hefti: Final(ment)e. Beziehungsweisen für zwei Trompeten und Orchester
Johannes Brahms: Ungarische Tänze Nr. 1-10
Mira Foron, Violine
Alexander Kirn und Lennard Czakaj, Trompete
Staatsorchester Stuttgart
Dirigent: Cornelius Meister
Weitere Infos siehe auch: https://www.staatsoper-stuttgart.de/staatsorchester/
Post an Dr. Thomas Rothschild
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