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Konzertkritik

Von wegen

"weiblicher

Beethoven"

EIN FESTIVAL FÜR EMILIE MAYER mit der Akamus Berlin


Emilie Mayer, Portrait von einem unbekannten Künstler; Bildquelle: boulezsaal.de

Bewertung:    



Als echtes Highlight der unlängst begonnenen Konzertsaison im hauptstädtischen PIERRE BOULEZ SAAL dürfte "Ein Festival für Emilie Mayer" (am 24. und 28. Oktober sowie am kommenden 1. November) in die Hausgeschichte eingehen!

Ganz ehrlich oder Hand aufs Herz: Wer kannte bisher diesen Allerweltsnamen?

Emilie Mayer (1812-1883) war eine in der mecklemburgischen Provinz geborene deutsche Komponistin (8 Sinfonien, 1 Klavierkonzert, Overtüren, Kammermusik, Lieder usw.); und ihr Grab wurde tatsächlich erst vor sechs Jahren auf dem Dreifaltigkeitsfriedhof in Berlin-Kreuzberg entdeckt, und zwar angelegentlich einer Spurensuche von Kyra Steckeweh & Tim van Beveren, die für ihren Dokumentarfilm Komponistinnen recherchierten.

Diese Mayer (ihr Geburts- und Sterbejahr ist hochkurios mit dem von Richard Wagner fast identisch) muss zur Lebzeit überaus erfolgreich gewesen sein, was historische Dokumente belegen. Sie war unverheiratet und investierte Zeit und Kraft und Mühe ihr doch ziemlich umfangreiches Oevre selber zu "vermarkten" sprich Konzerte mit ausschließlich ihren Werken zu veranstalten und/ oder freilich auch dann zu bezahlen; ein Kraftakt sondergleichen, um dem schier unausrottbaren gesellschaftspolitischen Chauvinismus in der damaligen Zeit die Stirn zu bieten::


"Mayer hatte das Glück, dass ihre Lehrer, die sie als Privatstudentin unterrichteten, bereits progressiver dachten. [...] In der zeitgenössischen Kritik stieß Mayers Musik auf große Resonanz. [...] Das Gros der Kritiker verteilte jedoch vergiftete Komplimente oder spottete gar. [...] Noch heute verstellt Voreingenommenheit den Blick auf ihre Werke, etwa dann, wenn die Komponistin in pointierter Zuspitzung als 'weiblicher Beethoven' bezeichnet und damit die individuelle Schöpfungshöhe ihrer Werke weiterhin verkannt wird." (Linus Bickmann; Quelle: Programmheft)


Hat sich eigentlich diese Art von macholastiger Hybris bis heute groß geändert - ja, natürlich, schon; obgleich die Liste namhafter und also sich im internationalen wie auch nationalen Maßstab erfolgreich durchgesetzt habender Komponistinnen zwar stetig anzuwachsen scheint, aber letztendlich immer noch zu übersichtlich ist. So aus dem Handgelenk heraus fall'n mir da solche Namen wie z.B. Ruth Zechlin († 2027), Kaija Saariaho († 2023), Sofia Gubaidulina († 2025), Rebecca Saunders oder Olga Neuwirth ein, und mehr, also auf Anhieb, leider erstmal nicht.

Ein grauenhaftes Vorurteil; ich weiß.

Nun ja, nun gut - die Akademie für Alte Musik Berlin wollte aktuell mit ihrem Fest auf jene Emilie [s.o.] verdeutlicht hingewiesen haben, und so legte und legt sie an diesen drei Festtagen 'nen Großteil ihres Oevres auf die Notenpulte und begann zu musizieren; ich selbst war vorgestern beim zweiten ihrer drei Konzerte live zugegen, und da hörte ich mir Mayers D-Dur-Ouvertüre, ihr Klavierkonzert (Solist: Alexander Melnikov) und ihre Militaire-Sinfonie an - ja und ich tat mich insbesondere mit Letztgenanntem ziemlich anfreunden, was aber auch daran gelegen haben könnte, dass ich mich seit meiner frühesten Kindheit immer schon an Marschmusik ergötzen konnte...


"Mayers Unterricht bei Wilhelm Wieprecht, dem Erneuerer des Großen Zapfenstreichs, mag hierzu [gemeint ist ihre Symphonie Nr. 3 C-Dur Militaire, AS] einen Anstoß gegeben haben. Doch weitere Anregungen lagen buchstäblich in der Luft, sind Mayers erste Jahre in Berlin doch geprägt von den revolutionären Unruhen 1848/49. Bei der Uraufführung der Symphonie waren die liberalen Geister allerdings längst zurückgedrängt, die nationalstaatlichen Hoffnungen der Deutschen hatten sich nicht erfüllt. Lediglich im Finalsatz findet das für die Militärkapellen der Zeit typische Instrumentarium aus Piccoloflöte, Triangel, großer Trommel und Becken Verwendung. Bei allem Glanz und Gloria verzichtet der spielfreudige Satz jedoch auf martialische Rhetorik. Exponierte Abschnitte wie der elegische Adagio-Beginn und dessen erneutes Aufgreifen kurz vor Ende des Satzes zeigen im Gegenteil: Diese Musik gibt auch nachdenklichen Momenten Raum, indem in ihr das Leid des Kriegs ebenso anklingt." (Linus Bickmann)

*

Alles in allem war es ein interessantes Kennenlernen dreier Werke einer bis dahin wenig oder (was mein bisheriges Wissen betraf) überhaupt nicht bekannten Komponistin.

Ob ich mir dann - außer Militaire, meinem abendlichen Favoriten - Mayers Werke, sofern sie hoffentlich demnächst auf CD gepresst sein sollten und ich also meine Phonothek mit ihnen anreicherte, wieder und wieder anhören würde, bliebe fraglich.

Hut ab vorm neuesten Gesamtprojekt der Akamus!!!
Andre Sokolowski - 30. Oktober 2025
ID 15537
EIN FESTIVAL FÜR EMILIE MAYER (Pierre Boulez Saal, 28.10.2025)
Emilie Mayer: Ouvertüre D-Dur
- Konzert für Klavier und Orchester B-Dur
- Symphonie Nr. 3 C-Dur Militaire
Alexander Melnikov, Klavier
Akademie für Alte Musik Berlin
Konzertmeister und Leitung: Bernhard Forck


Weitere Infos siehe auch: https://www.boulezsaal.de


https://www.andre-sokolowski.de

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