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Richard-Strauss-Jahr 2014 (150. Geburtstag)



Über zwölfhundert mal stand Richard Strauss am Pult der Staatskapelle Berlin - im Jubiläumsjahr des Komponisten (150. Geburtstag) scheint "man" dennoch nicht sehr große Lust auf ihn zu haben



Dorothea Röschmann sang Vier letzte Lieder von Richard Strauss - Foto (C) Jim Rakete

Immerhin! Vier letzte Lieder setzte Daniel Barenboim aufs gestrige Programm der sie flankierenden Werke Instance (von Elliott Carter) und Le sacre du printemps (von Igor Strawinsky).

In weiteren sechs großen resp. klein(ere)n Konzerten werden Musiker der Staatskapelle Berlin bis Spielzeitende noch das Streichsextett aus Strauss' Oper Capriccio (2. 4.), Ein Heldenleben (18. 4.), Don Quixote (5. 5.), das Klaviertrio Nr. 2 sowie zwei Strauss-Lieder (27. 5.), ein Kammerkonzert zum Jubiläum (5. 6.) und ein Stummfilmkonzert mit der originalen Filmmusik zum Rosenkavalier (28. 6.) bestreiten - Opern wird es nicht mehr geben; Salome vor ein paar Wochen war die vorerst letzte Geste einer Huldigung auf den "Berliner" Richard Strauss anlässlich seines hundertfünfzigsten Geburtstags.

*

Bratschist Wolfgang Hinzpeter (seit 1999 in dem Traiditionsorchester) machte mich vor noch nicht allzu langer Zeit auf eine in den 1940ern veröffentlichte Aufführungs-Statistik im Zusammenhang mit Richard Strauss und der Berliner Staatskapelle (s.u.) aufmerksam - da staunte ich nicht schlecht!

Oder wer hatte, außer den Musikhistorikern, dann schon gewusst, dass nicht etwa die Sächsische Staatskapelle Dresden oder das Bayerische Staatsorchester München [Dresden, München gelten weithin als DIE Wirkungsstätten Strauss'], sondern vielmehr noch die Berliner Staatskapelle das von Strauss am meisten dirigierte Orchester war?! Nun könnte man, was die Berliner Überpräsenz Strauss' angeht, vielleicht auf dessen anrüchiges Amt als Präsident der Reichsmusikkammer in der NS-Zeit kurzschließen - doch die statistische Gesamterhebung startete bereits ab 1898; also gab es für den Dirigenten wohl auch eine nichtsystemkonforme Ära und er ließe sich sonach nicht ausschließlich auf diesen braunen Schönheitsfleck (1933-1935) in seinem langen Menschen- und auch Künstlerleben reduzieren?

Wie sich die Thematik (s.o.) manchmal im alltäglichen Konzertbetrieb durch missverständliche Verhaltensweisen regelrechter Weise aufdrängt, hat das mittlerweile fast schon legendär gewordene 2011er Philharmoniker-Konzert bewiesen; Christian Thielemann verspürte seiner Zeit den Ehrgeiz, Straussens Festmusik der Stadt Wien (eine Art von Dankeshymne auf den damaligen Wiener Statthalter sowie Reichsjugendführer Baldur von Schirach) aufführen zu müssen...

Dass sich ausgerechnet Barenboim dann dieses relativ-unausgeprägte Faible für Musik von Richard Strauss de facto vorbehielt und weiter vorbehält, hat wohl auch mit der instinktiellen Wahrnehmung des administrativen Wirkungsfelds des angezeigten Nazifunktionärs zu tun; am musikalischen Ertrag des Komponisten dürfte es weniger liegen - so vermute ich.

* *

Diesen Vier letzten Liedern kann man sich als Hörer schwer entziehen. Und obwohl von Strauss zu einer Zeit geschrieben, wo Strawinsky längst schon als "Moderner" weltweit angekommen war (Le sacre du printemps feierte letztes Jahr den 100. Jahrestag der Erstaufführung!), fragt man sich zuallerletzt, wenn man sie "todessüchtig" hört, ob alles Das altmodisch ist. Es klingt halt - so wie meistens und bei allen Sträussen - ziemlich kulinarisch und empfindet sich daher als zeitlos-schön.

Star-Sopranistin Dorothea Röschmann (die im Übrigen auch eine formidable Rosenkavalier-Marschallin ist) sang sie forciert und wirkte etwas angestrengt. Erst bei dem vierten und vermeintlich schönsten Lied kriegte sie sich dann so weit in den Griff, dass von dem "altersweisheitlichen" Abstand und der dahingehenden Gelassenheit dieser verklärenden Musik - rein stimmungsmäßig - Einiges zu mir herüberkam; obgleich dann Röschmanns Textverständlichkeit mehr als zu wünschen übrig ließ.

* * *

Mit Carter und Strawinsky konnte, wollte Barenboim ungleich gewitzter und gewaltiger brillieren. Das Orchester folgte, wie erwartbar war, den Intentionen seines Maestros und - es übertraf sich wieder einmal selbst!




Die Berliner Dirigate von Richard Strauss lt. einer 1940er statistischen Gesamterhebung - hier eines der (gescanten) Blätter aus einem Heft der Berliner Staatsoper zum 75. Geburtstag des Jubilars



Bewertung:    

Andre Sokolowski - 19. März 2014
ID 7689
STAATSKAPELLE BERLIN (Philharmonie Berlin, 18.03.2014)
Elliott Carter: Instances (DEA)
Richard Strauss: Vier letzte Lieder
Igor Strawinsky: Le sacre du printemps
Dorothea Röschmann, Sopran
Staatskapelle Berlin
Dirigent: Daniel Barenboim


Weitere Infos siehe auch: http://www.staatskapelle-berlin.de


http://www.andre-sokolowski.de



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