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CD-Kritik

Wie russisch sind

russische Violinkonzerte?





Bewertung:    



Julia Fischer zählt zu der mittlerweile kaum noch zu überschauenden Riege virtuoser und hochmusikalischer Geigerinnen unserer angeblich klassikfeindlichen Gegenwart. 2004 nahm die damals 21jährige mit dem Russischen Nationalorchester unter der Leitung des inzwischen verstorbenen, 1994-2001 als Generalmusikdirektor an der Komischen Oper in Berlin tätigen Jakow Kreizberg, drei russische Violinkonzerte auf.

Das erste Violinkonzert von Sergej Prokofjew, zur Zeit der großen Umwälzungen in Russland vollendet, gehört nicht zu den Entdeckungen, wenngleich es die Popularität des häufig gespielten zweiten Violinkonzerts nie erreicht hat. Das erfolgreichste Violinkonzert freilich, das man unter dem Titel Russian Violin Concertos erwarten mag, jenes von Tschaikowksky, fehlt auf der gerade neu veröffentlichten CD. Stattdessen ist das Prokofjew-Konzert, in umgekehrter Chronologie und vom längsten zum kürzesten Stück, von den Violinkonzerten Aram Chatschaturjans und Alexander Glazunovs eingerahmt. Im Übrigen ist die Kategorisierung des in Georgien geborenen Armeniers Chatschaturjan als „Russe“ gerade in unseren Tagen, da das Bewusstsein vom russischen Imperialismus durch die aktuellen Ereignisse gestärkt worden ist, – nun: sagen wir – fragwürdig geworden. Das gilt umso mehr, als die Komposition deutliche Spuren der kaukasischen Folklore aufweist. Auch der im Bezirk Donezk geborene Prokofjew war streng genommen Ukrainer. Mit „sowjetisch“ wäre man aus dem Schneider.

Chatschaturjan ist diesseits der russischen Grenze vor allem durch den zum Klassik-Hit avancierten Säbeltanz aus seinem Ballett Gayaneh bekannt. Dabei hat er ein beeindruckend umfangreiches und vielfältiges Werk hinterlassen. Sein einziges Violinkonzert verlangt der Solistin nicht nur enorme technische Fähigkeiten ab, es ist auch prall gefüllt mit reizvollen Motiven, die der Komponist mit Bravour entfaltet und miteinander verbindet.

Mit Glazunov ist die Trias im Rückwärtsgang in der verspäteten Romantik der russischen Musik angekommen, lange nach Puschkins und Lermontows Tod, aber als Zeitgenosse Rachmaninows. Dass Julia Fischer daran Gefallen fand, kann man verstehen. Musiker sind weniger an Periodisierungen interessiert als an einem Part, der sie herausfordert.

Ein Wermutstropfen: die Abmischung der Aufnahme ist nicht optimal. Mitunter verschwindet das Soloinstrument im Orchesterklang, und die Dynamik lässt eine ausgewogenen Aussteuerung bei der Wiedergabe kaum zu. Das geht auch besser. In Fachzeitschriften werden musikalische und technische Qualität getrennt bewertet. Wir beschränken uns hier auf den musikalischen Aspekt. Und einmal mehr irren wir durch das Labyrinth der Transkriptionen zwischen Chatschaturjan/Khachaturian, Prokofjew/Prokofieff/Prokofjev und Glazunov/Glasunow.


Thomas Rothschild – 11. August 2023
ID 14330
https://www.naxos.de/neuheiten/8717306261104/


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