Filme, Kino & TV
Kunst, Fotografie & Neue Medien
Literatur
Musik
Theater
 
Redaktion, Impressum, Kontakt
Spenden, Spendenaufruf
Mediadaten, Werbung
 
Kulturtermine
 

Bitte spenden Sie!

Unsere Anthologie:
nachDRUCK # 5

KULTURA-EXTRA durchsuchen...

CD-Kritik

Singer

Songwriter





Bewertung:    



Als die Singer Songwriter der immer lauter und aggressiver werdenden Rockmusik eine sanfte, intime Form der Populärmusik entgegensetzten und sich die Folkclubs von Greenwich Village aus über die Welt verbreiteten, zählte der in Texas geborene Phil Ochs zu den angesehensten Vertretern des Genres. Selbst in Deutschland hatte er seine Bewunderer – allen voran den Liedermacher Walter Mossmann.

Phil Ochs war kein Gitarrenvirtuose. Im Wesentlichen beschränkt er sich auf das einfache Schlagen der Saiten (das so genannte „Strumming“). Er beherrscht zwar auch die Fingerpicking-Technik, wendet sie aber nur selten an. Und auch seine Stimme kann man kaum charismatisch nennen wie die von Georges Brassens oder Ludwig Hirsch. Aber er hat reizvolle Melodien erfunden und vor allem – das verbindet ihn mit dem nur ein halbes Jahr jüngeren Bob Dylan – Texte von hoher poetischer Qualität. Phil Ochs war einer der wichtigsten Interpreten des so genannten „Topical Song“, von Liedern, die eine Geschichte erzählen, darin Franz Josef Degenhardt, Hannes Wader oder eben Walter Mossmann vergleichbar. Anders als manche deutschen Liedermacher nimmt er es mit Metrum und Reim sehr genau. In seinem Konzert, das er 1966 in Montreal aufgenommen hat und das jetzt als Doppel-CD vorliegt, singt er zur Melodie von Leadbellys John Hardy ein eigenes heroisch-sentimentales Lied über Joe Hill, von dem auch eines der bekanntesten Songs der amerikanischen Gewerkschaftsbewegung erzählt. Bei Phil Ochs lautet eine Strophe, die man zugleich als Definition des Selbstverständnisses des Singer Songwriters begreifen darf:



"And he wrote his words to the tunes of the day
To be passed along the union vine.
And the strikes were led and the songs were spread,
And Joe Hill was always on the line,
Yes, Joe Hill was always on the line.“



Wie die meisten Folksinger stand Phil Ochs der Bürgerrechtsbewegung und der Opposition gegen den Vietnamkrieg nahe. Von seiner pazifistischen Einstellung zeugt der Song I Ain‘t Marching Anymore. Auf dem Konzertmitschnitt singt er auch Lieder wie There But For Fortune, Changes oder Crucifixion, die von zahllosen Sängerinnen und Sängern, darunter Joan Baez und Neil Young, interpretiert wurden und deren Melodien sich Walter Mossmann, ganz im Sinne von Brechts „Laxheit in Fragen geistigen Eigentums“, ausgeliehen hat.

In einer Zeit, in der die USA von einem Irren regiert werden, muss daran erinnert werden, dass es auch ein anderes Amerika gab. Power and the Glory von Phil Ochs atmet einen Patriotismus aus dem gleichen Geist, aus dem Woody Guthrie This Land Is Your Land geschrieben und gesungen hat.

1976 hat sich Phil Ochs, gerade 35 Jahre alt, das Leben genommen.



Thomas Rothschild – 5. April 2020
ID 12140
Link zur Doppel-CD mit Phil Ochs


Post an Dr. Thomas Rothschild

CD

ROTHSCHILDS KOLUMNEN



Hat Ihnen der Beitrag gefallen?

Unterstützen auch Sie KULTURA-EXTRA!



Vielen Dank.



  Anzeigen:







MUSIK Inhalt:

Kulturtermine
TERMINE EINTRAGEN

Rothschilds Kolumnen

BAYREUTHER FESTSPIELE

CASTORFOPERN

CD / DVD

INTERVIEWS

KONZERTKRITIKEN

LEUTE MIT MUSIK

LIVE-STREAMS |
ONLINE

NEUE MUSIK

PREMIERENKRITIKEN

ROSINENPICKEN
Glossen von Andre Sokolowski



Bewertungsmaßstäbe:


= nicht zu toppen


= schon gut


= geht so


= na ja


= katastrophal




Home     Datenschutz     Impressum     FILM     KUNST     LITERATUR     MUSIK     THEATER     Archiv     Termine

Rechtshinweis
Für alle von dieser Homepage auf andere Internetseiten gesetzten Links gilt, dass wir keinerlei Einfluss auf deren Gestaltung und Inhalte haben!!

© 1999-2024 KULTURA-EXTRA (Alle Beiträge unterliegen dem Copyright der jeweiligen Autoren, Künstler und Institutionen. Widerrechtliche Weiterverbreitung ist strafbar!)