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CD-Kritik

Auf dem Weg

zur Weltmusik





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In jenen goldenen Jahren, als der Süddeutsche Rundfunk noch die Größen des internationalen Jazz zu seinem Treffpunkt Jazz einlud, war auch die sensationelle Gruppe Oregon zu Gast, ausnahmsweise nicht in der Stuttgarter Liederhalle, sondern im Ludwigsburger Scala.

Oregon zeichnete sich durch die überragende Qualität seiner Mitglieder aus, vor allem aber durch seine unorthodoxe Besetzung, die den Jazz in die Nähe der „klassischen“ Musik rückte. Neben Ralph Towner (Gitarre, Keyboards), Glen Moore (Kontrabass) und Trilok Gurtu, der den 1984 tödlich verunglückten Collin Walcott „ersetzte“, (Perkussion) spielte Paul McCandless die für den Jazz absolut untypische Oboe, gelegentlich auch andere Holzblasinstrumente, von denen lediglich das Saxophon den Konventionen der Musikgattung entspricht. Die Oboe schien dem Jazz bis dahin zumindest so fremd wie die Querflöte bis zum Debüt von Jethro Tull der Rockmusik. Als Vorläufer fällt einem allenfalls Yusef Lateef ein, der gelegentlich mit dem Barockinstrument experimentierte.

Zwar fehlt in dieser Live-Aufnahme von 1990 Collin Walcotts Sitar aus der ursprünglichen Oregon-Besetzung, aber dafür fügt der Ausnahme-Perkussionist Trilok Gurtu seine eigenen Akzente hinzu. Der indische Virtuose war damals bereits ein viel gefragter Partner unzähliger Spitzenjazzer aus Europa und den USA und ein Wegbereiter für jene Richtung, die man etwas vage „Weltmusik“ nannte.

Der kammermusikalische Ansatz stellt Oregon in eine Traditionslinie mit dem Modern Jazz Quartet, dem Chico Hamilton Sextett, dem Dave Brubeck Quartet oder dem Jimmy Giuffre Trio. Sie liefert das Gegenmodell zu einem Jazz, der in erster Linie auf Expressivität und Vitalität setzt. Wer dabei allerdings an Meditation und Transzendenz denkt, befindet sich auf einem Irrweg. Davon ist Oregon ebenso weit entfernt wie ein Klaviertrio von Schubert.

Humor ist nicht das Erste, was einem zu Oregon einfällt. Dass es auch witzig geht, verrät vor der Zugabe ein Rhumba von Trilok Gurtu: Paschas Love.

Die übrigen Kompositionen stammen fast alle von Ralph Towner, einem der großartigen Gitarristen jener Jahre neben John McLaughlin, Bill Frisell, John Scofield, Philip Catherine, Pat Metheny, Al Di Meola, aber eben auch einem begnadeten Melodienerfinder. Sollte ich einen Favoriten nennen, so wäre das Witchi-Tai-To, in dem Ralph Towner an ein beliebtes Stück des befreundeten indianischen Saxophonisten Jim Pepper aus Oregon (!) anschließt.


Thomas Rothschild – 9. März 2024
ID 14654
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