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Rosinenpicken (615)

Von wegen

"russische Seele"



Chowanschtschina" von Mussorgski - an der Staatsoper Unter den Linden | Foto (C) Monika Rittershau

Bewertung:    



Mussorgskis Oper Chowanschtschina wird nicht allzu häufig aufgeführt, der Aufwand ist immens und rechtfertig womöglich nicht den Nutzen - gegenwärtig umso weniger, als dass wir es im aktuellen Nahverständnis mit der schockierendsten Seite des russischen Brutalismus (Ukraine-Krieg) zu tun haben und von daher ein gewisses Resentiment gegenüber Jeglichem, was von dorther kommt, verspüren; so ergeht es mir gerade, und hoffentlich verlässt mich dieses deprimierende Gefühl irgendwann wieder, von wegen "russische Seele" und so...

Die KI auf meinem Rechner erklärt den merkwürdigen Stücktitel wie folgt:



"'Chowanschtschina" (russisch: Хованщина) bedeutet 'Die Chowanski-Affäre' oder 'Die Sache Chowanski' und bezieht sich auf die historischen Ereignisse im Russland des späten 17. Jahrhunderts, insbesondere den Aufstand der Bojarenfamilie Chowanski gegen die aufstrebende Macht des jungen Peters des Großen."


Claus Guth, der Regisseur, musste sechs Jahre auf die Premiere seiner Inszenierung warten; die Corona-Pandemie unterbrach seine Arbeit, und dann konnte oder wollte er - nach dem russischen Überfall auf die Ukraine - sein Konzept nicht oder nicht mehr groß verändern oder anpassen; wäre ohnehin nicht notwendig gewesen, denn auch so funktionierte und funktioniert seine Sicht der Dinge:


"Chowanschtschina beschreibt genau den zeitlichen Raum vor und nach Zar Peters Machtübernahme, zwischen 1682 und 1689. In dem Chaos davor weiß niemand so recht, woran er ist. Alle sehnen sich nach einer Führerfigur, die Klarheit schafft. Als Peter 1689 an die Macht kommt, wird das bisherige Chaos brutal von ihm beendet. Nun herrscht wieder Ordnung. Und Ruhe an der Oberfläche. Aber auch der Terror und die Angst. Die Angst vor Repressalien und davor, sich mit seiner eigenen Meinung hervorzuwagen. Das sind die Extreme, zwischen denen Russland sich bewegt und anscheinend auch immer bewegt hat: Zwischen der Anarchie, in der Jeder Jeden bekämpft, in der es keine Stabilität gibt und der Ordnung, die gewalttätig aber auch berechenbar ist…" (Claus Guth)



Chowanschtschina" von Mussorgski - an der Staatsoper Unter den Linden | Foto (C) Monika Rittershau


*

Christian Schmidt, der geniale Ausstatter, schien sich diesmal besonders für das Herauf- und Herunterfahren der gesamten Bühnenmaschinerie interessiert zu haben, dahingehend wechseln die Handlungsorte permanent zwischen unten und oben, und man wusste letztlich trotzdem nicht so recht, wem man die Ober- oder Unterwelt "gesellschaftspolitisch" hätte zuordnen sollen; freilich sah das alles ziemlich gigantisch aus.

Der Finne Mika Kares war als strelizischer Rädelsführer aufgeboten: eine Idealbesetzung.

Ihm zur Seite, und nicht minder ideal besetzt, agierten Thomas Atkins und Stephan Rügamer (als vergeblich untereinander konkurrierende illegitime Thronanwärter); um den Erstgenannten gieren dann noch die um ihn wetteifernden Marfa & Emma (Marina Prudenskaya & Evelin Novak).

Das sängerische Kern- und Kraftzentrum der Aufführung wurde von dem ukrainischen Bass Taras Shtonda bestimmt - am Schluss des Stücks leitet er die hysteriche Gruppenselbstverbrennung der sog. Altgläubigen, einem sektenartigen Bund der russisch-orthodoxen Kirche in der damaligen Zeit.

Der Staatsopernchor und die Staatskapelle Berlin sangen und musizierten, als ob sie vorher nie was anderes gesungen oder musiziert hätten - der kollektive Ausdruck einer sängerischen wie musikantischen Professionalität der absoluten Sonderklasse!!

Timur Zangiev dirigierte.

*

Grauenhaftes Stück.
Andre Sokolowski - 10. November 2025
ID 15552
CHOWANSCHTSCHINA (Staatsoper Unter den Linden, 09.11.2025)
Volksdrama in fünf Akten (1886)
Musik und Text von Modest Mussorgsky
Fassung von Dmitri Schostakowitsch mit dem Finale von Igor Strawinsky

Musikalische Leitung: Timur Zangiev
Inszenierung: Claus Guth
Szenische Einstudierung, Spielleitung: Caroline Staunton
Bühne: Christian Schmidt
Kostüme: Ursula Kudrna
Licht: Olaf Freese
Choreographie: Sommer Ulrickson
Video: Roland Horvath
Live-Kamera: Jan Speckenbach und Marlene Blumert
Choreinstudierung: Dani Juris
Besetzung:
Fürst Iwan Chowanski ... Mika Kares
Fürst Andrei Chowanski ... Thomas Atkins
Fürst Wassili Golizyn ... Stephan Rügamer
Bojar Schaklowity ... George Gagnidze
Dossifei ... Taras Shtonda
Marfa ... Marina Prudenskaya
Emma ... Evelin Novak
Schreiber ... Andrei Popov
Susanna ... Anna Samuil
Warsonofjew ... Roman Trekel
Kuska ... Junho Hwang
Streschnew ... Johan Krogius
Zwei Strelitzen ... Hanseong Yun und Friedrich Hamel
Staatsopernchor
Staatskapelle Berlin
Premiere war am 2. Juni 2024.
Weitere Termine: 15., 23.11.2025


Weitere Infos siehe auch: https://www.staatsoper-berlin.de


https://www.andre-sokolowski.de

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