Die Frau
mit der
Fabriknummer
"A96630 Weil"
|
Lavinia Dames in La passion de Simone von Kaija Saariaho - an der Oper Köln | Foto (C) Matthias Jung
|
Bewertung:
Diesmal hatte ich einen was näheren (oder besser:) klareren Bezug zu Kaija Saariahos La passion de Simone als vor zehn Jahren, als ich ihr "Oratorium in 15 Stationen" erstmals in Berlin gehört und gesehen hatte; Peter Sellars, der seiner Zeit auch die 2006er Wiener Uraufführung des Werkes szenisch verantwortete, inszenierte es dann nochmal in der Tischlerei der DOB, ja und das war dann, jedenfalls was meine Wahrnehmung betraf, wohl nicht der Weisheit letzter Schluss...
Nun konnte ich noch rechtzeitig die letzte Vorstellung von Friederike Blums Regiearbeit mit Lisa Kruses Bühnen- und Kostümentwürfen im Saal 3 vom Staatenhaus (der langjährigen Ausweichstätte der Oper Köln) besehen, und die zwei vermochten es [vergleiche ich mit Obigem] viel besser, die arg komplizierten Lebens- und besonderen Begleitumstände der sich selber fast schon masochistisch aufgeopfert habenden Sozialrevolutionärin und späteren Mystikerin Simone Weil (1909-1943) poetisch und didaktisch zu vermitteln; jede Menge Weil-Büsten sowie diverse Textzitate auf Textilien und Papier "halfen" mir diese selbstbewusste und zugleich so wundersame Frau nach und nach kennenzulernen, obgleich ich sie und ihre selbstzerstörerischen Individualaktionen (als Fabrikarbeiterin, als Soldatin im Spanischen Bürgerkrieg, als quasi Hungerstreikende etc.pp.) zwar menschlich nachvollziehen aber rein vernunftmäßig nicht teilen konnte, also nicht unbedingt.
Gesungen und musiziert wurde natürlich auch, und zwar in hochprofessioneller Weise: Die Sopranistin Lavinia Dames (angenehm anzuhören) war als kommentierende und hinterfragende Intimkennerin der Weil, die sie ständig entweder als ihre große oder kleine Schwester "anredete", besetzt.
Ein für diese Produktion extra zusammengestelltes Vokalensemble (mit Tina Drole, Maria Koroleva, Alina König Rannenberg, Luzia Tietze, Friedemann Gottschlich, Rhydian Jenkins, Frederik Schauhoff und Christoph Seidl) ko-kommentierte und kolorierte das von der Lavinia Mitgeteilte noch einmal verdeutlichend im Chor.
Und Christian Karlsen dirigierte die Musikerinnen und Musiker des Gürzenich-Orchesters Köln in reduzierter (Kammer-)Besetzung.
|
Lavinia Dames in La passion de Simone von Kaija Saariaho - an der Oper Köln | Foto (C) Matthias Jung
|
Andre Sokolowski - 2. Juni 2025 ID 15288
LA PASSION DE SIMONE (Staatenhaus Saal 3, 31.05.2025)
Oratorium in 15 Stationen von Kaija Saariaho
Libretto von Amin Maalouf
Musikalische Leitung: Christian Karlsen
Inszenierung: Friederike Blum
Bühne & Kostüme: Lise Kruse
Licht: Nicol Hungsberg
Dramaturgie: Svenja Gottsmann
Besetzung:
Lavinia Dames, Sopran
Vokalensemble mit Maria Koroleva, Alina König Rannenberg, Tina Drole, Luzia Tietze, Rhydian Jenkins, Frederik Schauhoff, Friedemann Gottschlich und Christoph Seidl
Delphine Delavaud, Stimme der Tonaufnahme
Gürzenich-Orchester Köln
Premiere an der Oper Köln: 18. Mai 2025
Kooperation mit dem Festival ACHT BRÜCKEN
Weitere Infos siehe auch: https://www.oper.koeln
https://www.andre-sokolowski.de
Konzerte
Musiktheater
Neue Musik
Rosinenpicken
Hat Ihnen der Beitrag gefallen?
Unterstützen auch Sie KULTURA-EXTRA!
Vielen Dank.
|
|
|
Anzeigen:
Kulturtermine
TERMINE EINTRAGEN
Rothschilds Kolumnen
BALLETT | PERFORMANCE | TANZTHEATER
BAYREUTHER FESTSPIELE
CASTORFOPERN
CD / DVD
INTERVIEWS
KONZERTKRITIKEN
LEUTE
NEUE MUSIK
PREMIERENKRITIKEN
ROSINENPICKEN
Glossen von Andre Sokolowski
= nicht zu toppen
= schon gut
= geht so
= na ja
= katastrophal
|