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Kurhaus-

atmosphäre



Aus einem Totenhaus von Leoš Janáček am Hessischen Staatstheater Wiesbaden | Foto (C) Karl und Monika Forster

Bewertung:    



Der in Köln geborene Schauspiel- und Opernregisseur Uwe Eric Laufenberg will nur noch für die nächste Spielzeit 2023/24 dem HESSISCHEN STAATSTHEATER WIESBADEN als Intendant zur Verfügung stehen; dort war er seit 2014 im Amt. Die während dieser Zeit v.a. auch mit ihm und seinem Haus untrennbar verbundenen Internationalen Maifestspiele gerieten dieses Jahr vorzüglich wegen der von ihm trotz unleugbarem Gegenwind von Stadt- und Staatsseite geradezu "erzwung'nen" Engagierung der angeblich größten Opernsängerin des Erdballs in den Fokus oder (besser:) in Verruf: Anna Netrebko - wir erinnern uns an ihre abgeschmackte Putin- und Regimenähe - hatte es bis dahin noch immer nicht gepackt, sich von dem bluttriefenden Kriegstreiber eindeutiger als weichgespült zu distanzieren; dennoch hielt es Laufenberg für angemessen, sie als Abigail in zwei Nabucco-Konzerten zu verpflichten. Draußen gab es lautstarken Protest (nicht nur von ukrainischen Flüchtlingen) - drinnen suhlte sich der Star im Beifall seiner engstirnigen Fangemeinde... Ja und nächsten Mai setzt Laufenberg noch einen drauf, indem er sie als Turandot auftreten lässt. Die Diva hätte sich noch vor dem Krieg gewiss nie vorzustellen gewagt, jemals in Wiesbaden (wir reden schließlich nicht von Bayreuth, Salzburg oder München) Auftrittsgnadenbrote angeboten zu bekommen, um nicht wegen ihrer teils noch immer geltenden Boykotts in das soziale Aus hinabstürzen zu müssen. Doch genug von ihr! Sie scheint aufgrund eines durch ihre Anwälte geupdateten Statements ("Ich verurteile den Krieg gegen die Ukraine ausdrücklich und meine Gedanken sind bei den Opfern dieses Krieges und ihren Familien.") abendländisch rehabilitiert; in Russland darf sie nach dem Statement sowieso längst nicht mehr auftreten...

*

Die diesjährigen Maifestspiele taten eigentlich dann mehr mit einem hochambitionierten Janacek-Projekt (bestehend aus den Opern Die Sache Makropulos sowie Aus einem Totenhaus) brillieren, das sich Regisseur Nicolas Brieger und der Dirigent Johannes Klumpp ausdachten - wir warn jetzt beim Totenhaus, dem Zweitgenannten des besagten Doppels, live vor Ort:

In dieser letzten Oper des tschechischen Komponisten, der sich das Libretto nach dem gleichnamigen Strafgefangenenroman Dostojewskis selbst verfasste, spielen fast nur Männer eine Rolle. Mord und Totschlag sowie andere Delikte, derentwegen sie dort eingekerkert sind, bilden die Themen, über die sie mit-/ untereinander "sprechen"; wann wer eines Tages aus dem Knast entlassen würde, wird nicht näher mitgeteilt - aber es geht auch hauptsächlich darum, was/ wie sie ihren Alltag dort bestehen und bewältigen, welch' desolate (Todes-) Stimmung so den einen oder anderen dortselbst befällt. Der Janacek vermochte das aufs Intensivste und Emotionalste einzufangen, dass es einem an die Herzmembrane geht und man(n) mit den Insassen fast schon richtig Mitleid kriegt.

Die Inszenierung fing mit einer bildlich-kafkaesken Eröffnung mit unzählig vielen Karteikästen in Karteischränken (Bühne: Raimund Bauer) an; die Multiplikation des Prozesses, wollte ich beim Anblick dessen gedeutet haben. Dieses (sollte meine Deutung stimmen) wurde aber leider nicht im Folgenden vertieft und aufgelöst. Wahrscheinlich waren Elemente des Bühnenbildes (siehe Saurier-Skelett und ein sich drehendes Zeitrad) schon bei der Sache Makropulos zu sehen; jedenfalls schien es mir so, als ob ich die um weitere Jahrhunderte gealterte Emilia Marty rechts in der Ecke auf einem geöffneten Holzsarg ausgemacht hätte - sie beobachtete also, was so alles im sibirischen Männerknast geschah o.s.ä.

Nun ja.

Gesungen und musiziert wurde (im bemerkenswerter Weise nur maximal zu einem Drittel besetzten Saal) grandios, das immerhin!!



Aus einem Totenhaus von Leoš Janáček am Hessischen Staatstheater Wiesbaden | Foto (C) Karl und Monika Forster

Andre Sokolowski - 25. Juni 2023
ID 14265
AUS EINEM TOTENHAUS (Hessisches Staatstheater Wiesbaden, 23.06.2023)
Oper von Leoš Janáček

Musikalische Leitung: Johannes Klumpp
Inszenierung: Nicolas Brieger
Bühne: Raimund Bauer
Kostüme: Andrea Schmidt-Futterer
Choreografie: Valentí Rocamora i Torà
Licht: Andreas Frank
Chor: Albert Horne
Dramaturgie: Constantin Mende
Besetzung:
Schischkow ... Claudio Otelli
Alexander Petrowitsch Gorjantschikow ... Christopher Bolduc
Schapkin ... Kristofer Lundin
Luka Kusmitsch ... Aaron Cawley
Aljeja ... Julian Habermann
Skuratow ... Samuel Levine
Tscherewin ... Ján Rusko
Platzkommandant ... Jiří Sulženko
Tschekunow/ Don Juan ... Mikhail Biryukov
Nikita ... Ralf Rachbauer
Wassili ... Darcy Carroll
Der Alte ... Erik Biegel
Stimme aus der kirgisischen Steppe/ Kedril ... Tianji Lin
Adler ... Stella An
Wache ... Benjamin Hee
Statisterie des Hessischen Staatstheaters Wiesbaden
Chor & Chorsolisten des Hessischen Staatstheaters Wiesbaden
Hessisches Staatsorchester Wiesbaden
Premiere war am 30. April 2023.
Weiterer Termin: 06.07.2023


Weitere Infos siehe auch: https://www.staatstheater-wiesbaden.de


https://www.andre-sokolowski.de

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