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Premierenkritik

Minimal Surrealismus

LES ENFANTS TERRIBLES (KINDER DER NACHT) von Philip Glass an der Staatsoper Stuttgart

Bewertung:    



JOiN, die Junge Oper im Nord, mit der sich die Stuttgarter Oper im spröden Gebäude der Probebühnen vorwiegend an ein junges Publikum wendet, nimmt diesmal keine Rücksicht auf kindliche Erfahrungen. Gespielt wird die „Tanzoper“ Les Enfants Terribles von Philip Glass nach dem gleichnamigen Roman von Jean Cocteau. Phil Glass hat seit den überragenden Inszenierungen der achtziger Jahre von Satyagraha und Akhnaten in der Regie von Achim Freyer und dirigiert von Dennis Russell Davies in Stuttgart eine zweite Heimat. Diesmal führt Corinna Tetzel Regie, und Virginie Déjos dirigiert vom Rand der Spielfläche aus die drei Pianisten Yuri Aoki, Ugo Mahieux und Christopher Schumann und die vier Sänger Laia Vallés, Judith Beifuß, die bei der Premiere für die erkrankte Deborah Saffery eingesprungen ist, Elliott Carlton Hines (sängerisch mit seinem vollen kräftigen Bariton der primus inter pares) und Philipp Nicklaus. Das kleine Ensemble wird diesmal statt mit den immer häufiger auftretenden Tänzern und Akrobaten ergänzt, sein Spiel wird verfremdet durch eine Brigade turnender Kinder an Turngeräten und auf der Bodenmatte. Das ist nicht ohne Komik und fügt sich zu dem surrealistischen Text Cocteaus.

Die Turner verdoppeln das Prinzip der Repetition, das für die Musik von Phil Glass charakteristisch und maßgeblich für deren Popularität verantwortlich ist. Minimalistisch wie diese ist auch das Bühnenbild von Judith Adam. Agiert wird größtenteils in einem kleinen, vollkommen weißen Zimmer, das zu Beginn ausgeklappt wurde. Die Figuren sagen sich, als hätte Cocteau den Jargon unserer Gegenwart vorausgesehen, lauter Grobheiten ins Gesicht. Sie sind halt schrecklich, diese Kinder.

*

Die Junge Oper, vor 25 Jahren von Klaus Zehelein initiiert, ist eine verdienstvolle Einrichtung. Nicht mit jeder Produktion entspricht sie den Erwartungen, die man in künstlerischer und in pädagogischer Hinsicht hegen kann. Bei Les Enfants Terribles muss man bedauern, dass eine originelle Aufführung, in ein vom Stadtzentrum entferntes Industriegebiet gedrängt und unübersehbar, trotz Sonderförderung, mit einem knappen Budget versehen, wohl nicht die Aufmerksamkeit erlangen wird, die sie verdiente. Die Chefkritikerin der Lokalzeitung, ansonsten nicht eben zurückhaltend mit Wortmeldungen, hat sich gar nicht erst zur Premiere verirrt. Sie mag es bestreiten, aber das besagt etwas über die Prioritäten in der öffentlichen, nein: in der veröffentlichten Wahrnehmung.




Les Enfants Terribles von Philip Glass an der Staatsoper Stuttgart | Foto (C) Matthias Baus

Thomas Rothschild - 13. März 2022
ID 13514
LES ENFANTS TERRIBLES (Nord, 12.03.2022)
Musikalische Leitung: Virginie Déjos
Regie: Corinna Tetzel
Bühne & Kostüme: Judith Adam
Dramaturgie: Christoph Sökler
Besetzung:
Elisabeth ... Laia Vallés
Dargelos/Agathe ... Judith Beifuß
Paul ... Elliott Carlton Hines
Gérard ... Philipp Nicklaus
Yuri Aoki, Ugo Mahieux und Christopher Schumann, Klavier
Premiere an der Staatsoper Stuttgart: 12. März 2022
Weitere Termine: 15., 18., 20.03. / 03., 04.05.2022


Weitere Infos siehe auch: https://www.staatsoper-stuttgart.de


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