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Premierenkritik

Total seicht

BIS KEINER WEINT an der Neuköllner Oper


Bis keiner weint an der Neuköllner Oper | Foto (C) Thomas Koy

Bewertung:    



Mit neuen Musicals auf neue Texte und in relativ kleinen Besetzungen sorgt die Neuköllner Oper nicht erst seit gestern dafür, dass ihre Gemäuer respektabel gefüllt sind. Ich vermute stark, dass es sich für sie rechnet, wenn diverse "Shows" über die Bühne gehen und das Publikum in sie gelockt wird. Immerhin würden sich so all diejenigen, welche die zwei Spielstätten dieses Berliner Opernhauses der besondern Art das allererste Mal betreten, animiert fühlen bald wiederzukommen, um hier (außer den besagten Musicals und "Shows") auch durchaus Ernstzunehmenderes - und das Ernstzunehmendere meint hier ausdrücklich die jeweils komponierten resp. musizierten Inhalte und Stoffe (sprich die Textvorlagen und Libretti) - kennenzulernen. Aber nein, zu Ernsterem oder womöglich sogar Anspruchsvollerem soll diesbezüglich keineswegs ermahnt werden; um Gotteswillen nicht. Die aktuellen Zeiten sind zu ernst, als dass wir uns von früh bis spät mit noch mehr Ernstem auseinandersetzen müssten; Ernst soll bitte Ernst und Spaß soll bitte Spaß bleiben, und fertig, aus.

*

Sie ahnen schon, falls Sie das Obige gelesen haben, dass ich als ein eingefleischter E-Musik-Fanatiker mich liebend gern mit durchaus andersartig gelagerten Werken zu beschäftigen pflege als dem gestern Abend seine hysterisch umjubelte Premiere gefeiert habenden "Meinungsmärchen mit Musik" nach einem Buch von Constanze Behrends & Franziska Kuropka. Bis keiner weint (Scheißtitel übrigens!) heißt es und geht in etwa so:


"Juniorproduzentin Vanessa Edler steht vor einer unlösbaren Aufgabe: Sie soll einen neuen Blockbuster drehen, der auch die sensibelsten Zuschauer*innen nicht vor den Kopf stößt: Eine politisch-korrekte Version von 'Schneewittchen'. Die Leitungsetage ihres Streaminganbieters erwartet einen Kassenerfolg für Jedermann, Jederfrau, Jedermensch. Doch geht das überhaupt? Kann ein politisch korrekter Märchen-Film alle glücklich machen?

In ihrer Verzweiflung lädt Vanessa ein bunt zusammengewürfeltes Kreativ-Team zur Schreibklausur in ein abgelegenes Hotel: für das Drehbuch ihren Bruder Philipp – ein Gagschreiber aus dem Privatfernsehen, der auch die simpelsten Zuschauer abholen soll – und die feministische Romanautorin Jasmina Rau, die im Feuilleton für den literarischen Aktivismus gefeiert wird. Als beide, nichts voneinander wissend, aufeinandertreffen, wird klar: Dieses Team macht aus dem 'Spieglein an der Wand' höchstens einen Scherbenhaufen. Jasmina und Philipp haben diametral gegensätzliche Positionen dazu, wie ein modernes Schneewittchen heute aussehen müsste und liefern sich erbitterte Wortgefechte. Und als Produzentin Vanessa dann auch noch die unerfahrene Influencerin Lilly Juice als Titelheldin besetzt und für die Rolle des Prinzen den profilierungssüchtigen Serienstar August Kling verpflichtet, steht da nun ein Team, das weitaus größere Baustellen hat, als ihr eigenes Drehbuch vermuten lässt. Die fünf jungen Kreativen diskutieren zwar leidenschaftlich über Political Correctness, verhalten sich privat aber … irgendwie anders. Und verwickeln sich schließlich in ein Beziehungschaos, bis ein aufgedeckter Skandal alles andere in den Schatten stellt…"


(Quelle: neukoellneroper.de)



Wie kann man (sorry: frau) sich nur so einen umständlichen Schwachsinn ausdenken? Wie hanebüchen ist denn das!

Ja und das alles war und ist nichts anderes als uns (das Publikum) in die verquere Denke einer mit-/ untereinander versippten und verschwägerten It's-Showtime-Blase einfühlen zu wollen oder all dieses Erwartbare, was sich mit den It's-Showtime-Loserinnen und -Losern zwischenmenschlich halt so abspielt, voyeuristisch zu begleiten. Der Gerechtigkeit halber muss ich allerdings betonen, dass das gestern Abend beim Premierenpublikum volltreffermäßig anzukommen schien - - außer bei mir, der schlecht gelaunten Spaßbremse.

Die Ausführenden dieses auffälligen Seichtlings haben freilich meine vollste Sympathie: Tara Friese, Laura Goblirsch, Nathan Johns, Fabio Kopf und Anna-Sophie Weidinger (als It's-Showtime-Quintett). Nur wie sie singen, klingt es irgendwie genauso, wie in Musicals weltweit gesungen wird, will sagen, dass dann ihre Art zu singen, wenn man das so hört, austauschbar wirkt, also von der rein unschuldigen Höre her; aber sie spielen insgesamt doch ziemlich überzeugt und gut.

Und musiziert wird - keine Frage - exzellent: Tobias Bartholmeß, Markus Syperek, Oliver Busch, Lorraine Buzea, Jo Gehlmann, Jessica Ling und Leonardo von Papp waren und sind (als die It's-Showtime-Kleinband) hierfür zuständig.

Komponiert hatte Lukas Nimscheck, Regie führte Mathias Noack, die Ausstattung besorgte Lukas Wassmann, choreografiert hatten Sabine Hack und Marie-Christin Zeisset (Stepptanzeinlage).

* *

Nur zu! nur zu!! Geht also ruhig dorthin, falls ihr auf sowas steht.



Bis keiner weint an der Neuköllner Oper | Foto (C) Thomas Koy

Andre Sokolowski - 9. Juni 2023
ID 14241
BIS KEINER WEINT (Neuköllner Oper, 08.06.2023)
Ein Meinungsmärchen mit Musik

Komposition: Lukas Nimscheck
Buch: Constanze Behrends & Franziska Kuropka
Songtexte: Franziska Kuropka
Regie: Mathias Noack
Musikalische Arrangements: Markus Syperek
Musikalische Leitung: Tobias Bartholmeß/ Markus Syperek
Choreografie: Sabine Hack
Stepchoreografie: Marie-Christin Zeisset
Ausstattung: Lukas Wassmann
Mit: Tara Friese, Laura Goblirsch, Nathan Johns, Fabio Kopf und Anna-Sophie Weidinger sowie den Musikern Tobias Bartholmeß/ Markus Syperek, Oliver Busch, Lorraine Buzea, Jo Gehlmann, Jessica Ling und Leonardo von Papp
Premiere war am 8. Juni 2023.
Weitere Termine: 10., 11., 15., 18., 23.-25., 29., 30.06./ 01., 02., 06.-09., 12.-14.07.2023
Koproduktion mit dem Studiengang Musical der Universität der Künste Berlin


Weitere Infos siehe auch: https://www.neukoellneroper.de


https://www.andre-sokolowski.de

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