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Konzertkritik

Meer & Liebe



Abb.: Cover Programmheft | Marie Jacquot
(C) Werner Kmetitsch, Hintergrund
(C) WDR/Tillmann Franzen

Bewertung:    



Die in Paris geborene Dirigentin Marie Jacquot (32) - sie hatte außer Dirigieren einst wohl auch Posaune studiert - debütierte gestern Abend beim WDR Sinfonieorchester mit einem Programm, das sich mit "Meer & Liebe" musikantisch befasste.

Gleich zu Beginn ging es um "Ebbe & Flut" - ein Thema, mit dem sich der schottische Komponist David Horne (52) vor zirka 16 Jahren in seiner etwa fünfminütigen Skizze The Turn of the Tide auseinandersetzte; uraufgeführt wurde sie seiner Zeit vom Scottish Chamber Orchestra, und jetzt erlebte sie in Köln eine vom Publikum sehr freundlich aufgenommene deutsche Erstaufführung. Inspirieren ließ sich Horne von einem symbolistischen Gemälde gleichen Titels, das John Duncan (1866-1945) malte. Hätte ich es im Programmheft vorher sehen können, wäre mir der Zugang zu dem kurzen Stück "zugänglicher" gewesen - akustisch haften blieben bei mir allerdings die zwei Trompeten, welche mittels Dämpfer zweimal weit, weit weg zu hören waren, und das tat dann ein ganz individuales Ebbe-Bild in meiner Vorstellung erzeugen.



The Turn of the Tide von John Duncan | Bildquelle: wikiart.org


Darauf folgte das Poème de l’amour et de la mer von Ernest Chausson (1855-1899) - eine Art Melodram für Sopran und großes Orchester:


"Die Stimmung der Musik reicht von träumerisch und innig bis zu aufpeitschend und jubelnd. Anfangs breitet Chausson einen Teppich aus zarten Klangfarben aus, mit der die Stimmung der ersten Strophe [dieser zweiteiligen Lyrik von Maurice Bouchor] zu Musik wird: 'Die Luft ist erfüllt vom zarten Duft des Flieders'. Im weiteren Verlauf des ersten Gedichtes scheint das Glitzern der Wellen ebenso zu Musik zu werden wie der Fliederduft - und alles verschmilzt zu einem einzigen Gefühl: der Liebe.

Das kurze Orchesterzwischenspiel fasst in eher fahlen Klängen zusammen, was am Ende des ersten Teils zur Gewissheit wird: So schnell, wie die Liebe erblüht, so schnell ist sie auch wieder verloren..."


(Quelle: WDR-Programmheft)



Ja und der Schluss, also der zweite Teil des Melodrams, führte uns einmal mehr vor Augen, wie gefährlich-unberechenbar das alles (Liebe!) kippen kann und hiernach - jedenfalls für den bzw. die zurückbleibende(n) Nicht- oder Nichtmehrgeliebte(n) - großes Vergessen und/ oder Vergessenwollen unwirklich obsiegte.

Michèle Losier gestaltete und sang die merkwürdige Wandlung von dem einen in den anderen Liebes- und liebelosen Zustand glaubwürdig und mit viel Empathie. Schön.

*

Nach der Pause dann Vorspiel und (ungesung'ner) Liebestod aus Wagners Tristan und Isolde. Dirigentin und Orchester taten beides viel zu laut, zu hemdsärmlig und zusätzlich zu "nüchtern" preisgeben - so ungefähr, als wollten sie mir jene mysteriöse Aufgeladenheit und ergo vollkommene Unerklärbarkeit, die diesem Stück und seinen Klängen innewohnte, auf besonders brachiale Weise austreiben... Ich ließ mich hierauf überhaupt nicht ein und hörte einfach weg.

Zum Schluss trumpften sie noch mit Debussys La Mer gewaltig auf. Ja und auch hier (ganz nebenbei bemerkt) wären ein paar pastellenere also etwas leisere und lyrischere "Teilabschnitte" Balsam für mein Ohrenpaar gewesen.

Andre Sokolowski - 3. Dezember 2022
ID 13946
WDR-SINFONIEORCHESTER (Kölner Philharmonie, 02.12.2022)
David Horne: The Turn of the Tide
Ernest Chausson: Poème de l'Amour et de la Mer op. 19 für Singstimme und Orchester
Richard Wagner: Vorspiel und Liebestod aus Tristan und Isolde
Claude Debussy: La Mer
Michèle Losier, Mezzosopran
WDR Sinfonieorchester
Dirigentin: Marie Jacquot


Weitere Infos siehe auch: https://www1.wdr.de/orchester-und-chor/sinfonieorchester


https://www.andre-sokolowski.de

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