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Konzertkritik

Der OB und die

Arbeiterbewegung

Über das Neujahrskonzert der Stuttgarter Philharmoniker

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Vermutlich wird am Neujahrstag deutschlandweit mehr Johann Strauss gespielt als an allen restlichen Tagen des Jahres zusammengenommen. Das ist zwar hirnrissig wie die meisten Traditionen und ungefähr so, als würde man sich ein Mal im Jahr, an einem vorgegebenen Datum, die Zähne putzen, aber es befreit einen immerhin von dem quälenden Dreiklangskitsch der Weihnachtszeit, in der zumal das Fernsehen regelmäßig beweist, dass es sich selbst an populistischer Dummheit und Talentlosigkeit unterbieten kann.

Apropos Fernsehen. Es wartet alljährlich zu Silvester und Neujahr mit den renommiertesten Orchestern auf. Ein Live-Konzert hat demgegenüber, abgesehen von der Absenz einer besoffenen Kameraführung, die mit Weitwinkelobjektiv in der Totale über das Publikum schwenkt oder die Tasten von unten zeigt, wenn Igor Levit Klavier spielt, den Vorteil, dass es keine Tonstörungen gibt. Die Technik ist ebenso sehr Fluch wie Segen.

*
Beim traditionellen Neujahrskonzert der Stuttgarter Philharmoniker, mit dem das Orchester zusammen mit der Kulturgemeinschaft diesmal das 100. Jahr seines Bestehens einleitete, war Johann Strauss (Sohn) lediglich mit der Ouvertüre zu seinem Zigeunerbaron vertreten. Kein Walzer, keine Polka.

Voraus gingen die Ouvertüre und die Arie der Fiordiligi "Come scoglio" aus Mozarts Così fan tutte. Solistin war die in der Intendanz von Jossi Wieler zur Stuttgarter Primadonna avancierte Ana Durlovski. Mit Charles Gounods "Je veux vivre" aus Roméo et Juliette brachte sie doch noch einen Walzer ins Programm. Und nach "Oh! quante volte" aus Vincenzo Bellinis thematisch verwandten I Capuleti e i Montecchi sang sie "Una voce poco fa" aus Rossinis Barbier von Sevilla. Mühelos bewältigte sie die Koloraturen und Höhen und ließ mich gerade deshalb an die peinliche Susan Alexander aus Citizen Kane denken – womit bewiesen wäre, dass sich die Desaster stärker einprägen als die Meisterleistungen.

Der Vorsitzende der Kulturgemeinschaft erinnerte in seiner Begrüßung an die Herkunft der Besucherorganisation aus der Arbeiterbewegung. Der Stuttgarter Oberbürgermeister, dessen Beziehung zur Arbeiterbewegung überschaubar sein dürfte, schenkte ihm bei dieser Gelegenheit sinnigerweise eine Schiebermütze. Das Programm des Neujahrskonzerts – im zweiten Teil kam noch die 1. Sinfonie von Brahms hinzu – wies allerdings keine Spur von Arbeiterbewegung auf. Es hätte, genau so, auch von den anderen Stuttgarter Orchestern angeboten werden können. Wie wäre es, wenn man sich mit der Herkunft und der ursprünglichen Zielsetzung brüstet, mit Hanns Eisler oder Frederic Rzewski?





Thomas Rothschild – 2. Januar 2024
ID 14547
Weitere Infos siehe auch: https://www.stuttgarter-philharmoniker.de


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