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Konzertkritik

Currentzis

und Vilde Frang



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Nur acht Jahre und der Ausbruch eines Krieges, bei dem Russland nicht Angreifer, sondern der Angegriffene war, liegen zwischen der Entstehung von Alban Bergs Konzert für Violine und Orchester (Dem Andenken eines Engels) und der 8. Sinfonie von Dmitrij Schostakowitsch. Und doch trennen musikalische Welten diese beiden Meisterwerke aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Es ist eine nicht alltägliche Entscheidung, sie in einem Konzert zu koppeln, den Schönberg-Schüler und Protagonisten der Zwölftonmusik und den sowjetischen Symphoniker, dem man gebetsmühlenartig vorwirft, er hätte sich unter Druck oder freiwillig auf Kompromisse eingelassen und die Modernität, zu der er durchaus fähig war, verraten.

Die rätselhafte Widmung von Alban Bergs Violinkonzert bezieht sich auf die Tochter von Alma Mahler-Werfel und Walter Gropius, die mit 18 Jahren an Kinderlähmung gestorben war. Stellenweise scheint Richard Strauss in der technisch anspruchsvollen, zitatenreichen, teils lyrisch zarten, teils tänzerischen, teils düsteren Komposition, die nur knapp eine halbe Stunde und somit weniger als die Hälfte der Zeit nach der Pause dauert, näher als Arnold Schönberg. Den Solopart spielte im voll besetzten Beethoven-Saal der Stuttgarter Liederhalle die 36jährige norwegische Geigerin Vilde Frang, die schon in jungen Jahren durch ihre Virtuosität und ihre Musikalität aufgefallen war. Sie wurde mit lang anhaltendem Applaus verabschiedet, verweigerte jedoch eine Zugabe.

Wenn im vergangenen Jahr von Teodor Currentzis die Rede war, so ging es darum, ob er sich zu Putin geäußert habe oder nicht. Vor lauter Politik und Gesinnungsschnüffelei konnte man fast vergessen, dass der Dirigent mit der griechischen und der russischen Staatsbürgerschaft international zu den interessantesten Repräsentanten seines Fachs zählt. Sowohl bei Alban Berg wie bei Schostakowitsch, zu dem Currentzis – wie der verstorbene Mariss Jansons – ein intimes Verhältnis hat, bewies sich einmal mehr die Präzision, die subtile Differenzierung, die Intelligenz seines Dirigats. Während er bei Berg eher auf Ausgewogenheit setzte, kostete er bei Schostakowitsch mit dem SWR Symphonieorchester die scharfen Kontraste sowie die Steigerungen und Crescendi, zumal mittels des üppig besetzten Schlagzeugs und der Blechbläser, voll aus. Ein Fest für die Ohren, und wieder stürmischer Applaus. Irgendwie scheinen sich die düsteren Prognosen für die „klassische“ Musik nicht bewahrheitet zu haben. Nicht einmal für einen Zwölftöner. Noch vor ein paar Jahren wurden bei der Zweiten Wiener Schule die Türen geknallt.
Thomas Rothschild – 20. Januar 2023
ID 14007
SWR Sinfonieorchester (Liederhalle Stuttgart, 19.01.2023)
Alban Berg: Violinkonzert, Dem Andenken eines Engels
Dmitrij Schostakowitsch: Sinfonie Nr. 8 c-Moll op. 65
Vilde Frang, Violine
SWR Symphonieorchester
Dirigent: Teodor Currentzis


https://www.swr.de/swrclassic/symphonieorchester


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