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Russen spielen auch Klavier



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Riccardo Muti in Salzburg? Klar doch, wie gewohnt. Kirill Petrenko in Baden-Baden? Gebongt. Aber Bad Kissingen? Man höre und staune: Herbert Blomstedt und Manfred Honeck mit den Bamberger Symphonikern, Kent Nagano mit dem Deutschen Symphonie-Orchester Berlin, Semyon Bychkov mit der Tschechischen Symphonie, Christian Thielemann mit dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks, als Solisten unter anderem Grigory Sokolov, Anne-Sophie Mutter, Lisa Batiashvili, Anna Prohaska, Mechthild Großmann, und das alles zu Eintrittspreisen, die um die Hälfte und mehr niedriger sind als in Baden-Baden und Salzburg. Für ein Konzert mit Lisa Batiashvili beispielsweise zahlt man in Baden-Baden bis zu 110 Euro, in Bad Kissingen hingegen maximal 52 Euro. Gibt es eigentlich eine plausible Begründung dafür, dass die Kritiker der großen Zeitungen nach Salzburg eilen, wenn Grigory Sokolov dort vor der Schickeria auftritt, und ihn ignorieren, wenn er in Bad Kissingen vor einem ganz normalen Publikum spielt? Sie verleihen Salzburg damit eine Bedeutung, die ihm nicht zukommt. Dabei hat Bad Kissingen etwas anzubieten, wogegen die Festspielhäuser in Salzburg und Baden-Baden nur in puncto Größe ankommen: den Max-Littmann-Saal, einen der schönsten Konzertsäle und akustisch angeblich der fünftbeste weltweit. Im 1913 eröffneten Regentenbau untergebracht, ist er eins der Vorzeigestücke des Architekten von, unter anderem, dem Prinzregententheater und den Kammerspielen in München, dem Nationaltheater in Weimar, der Stuttgarter Oper.

*

Nun also das zweite Konzert des DSO unter Kent Nagano, mit Roman Borisov am Klavier und mit einem wenig gewagten Programm (das gilt für die meisten Kissinger Konzerte: man liebt es anspruchsvoll, aber populär; Donaueschingen liegt weiter südlich). Das erste Stück ist allerdings nicht alltäglich: die Transkription des unvollendeten Contrapunctus XIX aus Bachs Kunst der Fuge für 23 Instrumentalisten durch Luciano Berio. Die bläserdominierte Instrumentierung und in ihr wiederum der Einsatz des Fagotts nähern das bekannte Stück, das bei Kent Nagano pianissimo anhebt und dissonant endet, dem Klang der Orgel an. Der Wechsel in den Klangfarben erinnert an die Verwendung von Registern. Und doch entwickelt die aparte Bearbeitung einen ganz eigenen Reiz, der über eine Imitation weit hinaus geht.

Bei Schumanns 4. Symphonie pointiert Nagano den Kontrast der Stimmungen und die zunehmende Erregung im vierten Satz. Und dann betritt der Solist des Abends die Bühne, der 20jährige Russe Roman Borisov. Er interpretiert Tschaikowskis erstes Klavierkonzert, das man mitsingen könnte, fast staccato, mit sparsamem Pedal, eher zart als kraftmeierisch, eher lyrisch als pathetisch. Der anhaltende Applaus bestätigt, dass er damit überzeugt, übrigens offenbar auch die Kolleg*innen im Orchester.
Thomas Rothschild – 3. Juli 2023
ID 14275
KISSINGER SOMMER (Max-Littmann-Saal, 02.07.2023)
Johann Sebastian Bach: Contrapunctus XIX aus Die Kunst der Fuge, transkribiert für Kammerorchester von Luciano Berio
Robert Schumann: Symphonie Nr. 4 d-Moll
Pjotr Tschaikowsky: Klavierkonzert Nr. 1 b-Moll
Roman Borisov, Klavier
Deutsches Symphonie-Orchester Berlin
Dirigent: Kent Nagano


Weitere Infos siehe auch: https://www.kissingersommer.de


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