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Konzertkritik

Esoterisch

angehaucht

Ivo Pogorelich spielte Chopin


Ivo Pogorelich | Foto (C) Malcolm Crowthers

Bewertung:    



Ich hatte den kroatischen Pianisten Ivo Pogorelich (64) leider noch nicht live erlebt! Aber ich kenne ihn von seinem schönen jugendlichen Antlitz her, das seine vielen Plattencover ab den 1980ern auffällig zierte - und es gab die Scheiben damals auch schon in der DDR (in ihren allerletzten Zuckungen) zu kaufen - , merkwürdigerweise hatte ich mir niemals eine mit ihm zugelegt; ich hatte bis dahin (vor allem was Chopin betrifft, mit dem er zu Beginn seiner Karriere weltweit so Furore machte) ausschließlich nur Artur-Rubinstein-Platten in meinem Schrank.

Und apropos Chopin:

1978 nahm der 19jährige Pogorelich am renommierten Internationalen Chopin-Wettbewerb in Warschau teil und war [lt. Wikipedia] "aufgrund der viermaligen Vergabe der höchsten, aber auch der viermaligen Vergabe der niedrigsten Punktzahl nicht über die dritte Runde hinausgekommen, was einige der Juroren, darunter Magaloff und Badura-Skoda, zu öffentlichen Protesten veranlasste. Martha Argerich war derart erbost, dass sie die Wettbewerbs-Jury mit den Worten 'Er ist ein Genie!' verließ. Sie protestierte durch die Niederlegung ihres Amtes gegen das Bewertungssystem, welches 'konservativen Stil-Puristen die Möglichkeit gab, jemanden auszupunkten, der einen völlig modernen und neuen Zugang zur Musik Chopins erschloss'. Über diesen Skandal wurde weltweit in den Medien berichtet" und Pogorelich quasi über Nacht zum Welt-Ereignis. Als mediale Antwort auf den damaligen Wettbewerbseklat nahm DGG mit Pogorelich ihre erste Platte auf [s. Cover unten] und vermarktete sie gar nicht mal so unpassend als Pogorelichs "Antwort auf Warschau".



Cover: DGG


Jetzt war er also wieder einmal in Berlin und spielte hier (natürlich:) Stücke von Chopin - dieses Konzert musste in den zwei letzten Jahren wegen der Corona-Lockdowns zweimal abgesagt werden; nun endlich fand es statt und war doch, wenn ich mich im Großen Saal so umschaute, weit mehr als respektabel besucht.

*

Es gab zwei Teile, der erste dauerte fast eine Stunde, und der zweite nach der Pause womöglich etwas über eine halbe (ohne Zugaben).

Ich blieb nur zu Teil 1 - das hatte zum einen damit zu tun, dass mir die Art und Weise, WIE der Pogorelich "seinen" Chopin spielte, nicht ohne Weiteres behagen wollte, zum anderen wollte ich mir die Klangeindrücke, die ich insbesondere aus seiner Darreichung der großen h-Moll-Sonate zu verinnerlichen bereit war, auf meinem Heimweg bewahren und mich so (zu seinen Gunsten) möglichst lang an sie erinnern.

Tatsächlich brachte er es fertig, Chopins ausuferndes Opus 58 zu einem schier esoterischen Gesamtereignis werden zu lassen!

Wollte ich zuvor die Polonaise-Fantasie Chopins, die Pogorelich mehr als "frei im Tempo" widergab, beinahe als Erik-Satie-Verschnitt, also vielmehr noch als Karikatur des originalen Opus 61 absichtlich fehl- oder missdeuten, konnte ich demgegenüber mit dem Pogorelich "seiner" Chopin-Sonate in h-Moll bedeutend mehr anfangen.

Augen zu. Hineingehört. Und abwarten, was nach dem allen wohl in einem selbst passierte - ja und das dann wiederum, dieses In-einem-Selbst-Passieren, ließ und lässt sich leider kaum beschreiben; jedenfalls:

Ich war hiernach nicht weiter missgestimmt.

Andre Sokolowski - 9. Februar 2023
ID 14042
KLAVIERABEND IVO POGORELICH (Philharmonie Berlin, 08.02.2023)
Frédéric Chopin: Polonaise-Fantaisie As-Dur op. 61
- Klaviersonate Nr. 3 h-Moll op. 58
- Fantaisie f-Moll op. 49
- Berceuse Des-Dur op. 57
- Barcarolle Fis-Dur op. 60
Ivo Pogorelich, Klavier
Eine Veranstaltung der Konzertdirektion Hans Adler


Weitere Infos siehe auch: https://ivopogorelich.com/


https://www.andre-sokolowski.de

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