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Konzertkritik

Harnoncourts Vermächtnis

Händels FEUERWERKSMUSIK und mehr mit dem Concentus Musicus aus Wien

Bewertung:    



Die Originalklangbewegung ist in die Jahre gekommen. Der Concentus Musicus, vor fast 70 Jahren von Nikolaus Harnoncourt aus der Taufe gehoben, gehörte zu den ersten Ensembles, die sich dem Musizieren auf alten Instrumenten und unter sorgfältigem Studium der historischen Aufführungspraxis verschrieben haben. Die Befürworter dieses Vorgehens argumentierten, es komme darauf an, den Absichten von Komponisten möglichst nahe zu kommen, ihr Werk so zum Klingen zu bringen, wie sie es der Nachwelt überliefert haben. Die Gegner wandten dagegen ein, dass wir heute nicht mit Ohren der Vergangenheit, nicht mit längst überholten Hörerfahrungen wahrnehmen und dass eine Rekonstruktion eines verloren gegangenen Kontextes vergebliche Liebesmüh sei. Inzwischen haben sich die Leidenschaften abgekühlt, und die unterschiedlichen Auffassungen leben in friedlicher Koexistenz zusammen. Man könnte sogar der Ansicht sein, dass das Beharren auf dem Autorenstandpunkt im Zeitalter der so genannten „Überschreibungen“ und der Narrenfreiheit für Interpreten auf Kosten der Schöpfer obsolet geworden sei. Immerhin dürfte es zwischen der Musik und anderen Künsten noch signifikante Unterschiede geben. Niemand kommt auf die Idee, Hamlet im Tonfall von Alexander Moissi zu rezitieren.

Der Concentus Musicus aber, seit 2016 geleitet von Stefan Gottfried, lässt sich in seiner Überzeugung von der historischen Authentizität nicht beirren. Zum ersten Konzert der Saison im Wiener Musikverein lud er mit den Namen Corelli und Händel ein. An Ort und Stelle konnte man erfreut feststellen, dass sie diese populären Komponisten mit deren nicht ganz so bekannten Zeitgenossen Johann Friedrich Fasch und Georg Muffat ergänzten, und ein Schelm, wer das als Blasphemie empfand.

Stefan Gottfried dirigierte das Kammerorchester vom Cembalo aus, und er sprach auch, in der Tradition von Harnoncourt, ein paar einführende Worte. Furchtlosigkeit gegenüber der Didaktik und historische Informiertheit gehen Hand in Hand. Das Publikum im voll besetzten Saal, das sich am Schluss die Wiederholung eines Satzes aus Händels Feuerwerksmusik D-Dur erklatschte, durfte die Ausgewogenheit des Klanges genießen sowie die akribische Transparenz, etwa die Hervorhebung der Cellostimme in der Passacaglia von Georg Muffats Sonata Nr. 5 G-Dur aus Armonico tributo.



Concentus Musicus Wien | Foto (C) Joachim Baumann


Das Spiel auf alten Instrumenten bedeutet auch den Verzicht auf technische „Fortschritte“. Bei ventillosen Naturhörnern etwa sind „Fehler“ unvermeidbar. Aber gerade sie haben etwas „Menschliches“ im Gegensatz zum Perfektionismus ausgefeilter Instrumente. Der Fortschritt ist, auf allen Gebieten, nicht unbedingt menschenfreundlich. In den Niederlanden und der Schweiz hat man in Supermärkten „Plauderkassen“ eingeführt, damit Kunden, wie in alten Zeiten, mit der Kassiererin plaudern können. Der „Fortschritt“ der automatischen Abrechnung mag umsatzfördernd sein – den menschlichen Bedürfnissen kommt sie offenbar nicht zwangsläufig entgegen. Das Ventilhorn klingt wohl makelloser als das Naturhorn. Klingt es deshalb auch schöner?

Thomas Rothschild - 20. November 2022
ID 13921
HÄNDEL - FEUERWERKSMUSIK (Großer Musikvereinssaal Wien, 19.11.2022)
Johann Friedrich Fasch: Ouverture D-Dur, FaWV K:D2
Arcangelo Corelli: Concerto grosso c-Moll, op. 6/3
- Concerto grosso F-Dur, op. 6/9
Georg Muffat: Sonata V G-Dur
Georg Friedrich Händel: Music for the Royal Fireworks D-Dur, HWV 351
Concentus Musicus Wien
Dirigent: Stefan Gottfried


Weitere Infos siehe auch: https://www.concentusmusicus.com/


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