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Konzertkritik

“An die Unsterbliche

Geliebte”

Midori spielte Detlev Glanerts zweites Violinkonzert - mit dem Bundesjugendorchester (Dirigent: Patrick Lange)

Bewertung:    



Das Bundesjugendorchester, 1969 vom Deutschen Musikrat gegründet, ist der Rolls Royce unter den Ensembles der national geförderten Nachwuchsmusikerinnen und -musiker zwischen 14 und 19 Jahren. Sein Elitarismus – die Auswahl und Aufnahmekriterien sind streng, das Zusammenwirken mit Gleichgesinnten und führenden Dirigentinnen und Dirigenten aus dem In- und Ausland ist Privileg und Ansporn zugleich - scheint vorprogrammiert; aus ihm gehen alljährlich Instrumentalistinnen und Instrumentalisten hervor, die entweder solistisch oder als “Nachrücker” in renommierten Sinfonie- und/ oder Opernorchestern unseres Landes national wie international auf sich aufmerksam zu machen wissen.

Bei seiner vorgestern in der Philharmonie Berlin zu Ende gegangenen Frühjahrstournee hatte es zwei für mich bis dato weniger bekannte Werke im Programm: Detlev Glanerts 2. Violinkonzert (An die Unsterbliche Geliebte) sowie das von Arnold Schönberg orchestrierte Klavierquartett Nr. 1 von Johannes Brahms:



Beethovens legendäre und fast schon literarisch gewordene Liebeserklärung (auf die sich Glanert im Titel seines vor sechs Jahren in Edinburgh uraufgeführten und sich fast eine Dreiviertelstunde erstreckenden Stückes bezieht) “wurde nach dem Tod des Komponisten in seinem Nachlass gefunden und hat zu endlosen Spekulationen über die Identität der Adressatin geführt. Glanerts dreisätziges Konzert, das ohne Unterbrechung gespielt wird, ist eine wortlose Reflexion über den Brief. Jeder Satz konzentriert sich auf einen Auszug aus dem Text, der am Morgen, am Abend und am nächsten Morgen geschrieben wurde, und spannt den Bogen von turbulentem Unbehagen über ein zärtliches Idyll bis hin zum leidenschaftlichen Abschiednehmen. Die virtuosen Kadenzen dienen als Brennpunkte für den emotionalen Diskurs. Das Werk bietet eine moderne Alternative zu Beethovens eigenem Violinkonzert und lässt dessen rhapsodischen Stil nachhallen.” (Quelle: boosey.com)


Die Geigerin Midori (die bereits die Uraufführung spielte) war die Solistin des Abends. Und obgleich sich Glanerts Opus – auch bei seinen Instrumentalwerken lässt sich eine gewisse Affinität für Oper & Drama (Caligula, Oceana, Die Jüdin von Toledeo usw.) nicht verleugnen – ziemlich “gewaltig” anhört, bleiben der Solistin jede Menge Möglichkeiten auf das Innigste und stellenweise Leiseste diesem doch großartigen Violinkonzertkonstrukt entsprechend deutlicher als deutlich zu begegnen; und von ihren virtuosen Extras ganz zu schweigen.



Midori und das Bundesjugendorchester (Dirigent: Patrick Lamge) spielten das 2. Violinkonzert von Detlef Glanert – am 30. April 2025 in der Philharmonie Berlin | Foto (C) Peter Adamik


*

Nach der Pause dann Brahms’ g-Moll-Klavierquartett – in Großorchesteraufstellung. Das machte gleich mal deutlich, dass die Nachwelt diese (1937 von Otto Klemperer bestellte und dirigierte) Auftragsarbeit des ins amerikanische Exil gegangenen Arnold Schönberg gewitzermaßen auch als “Brahms’s fünfte Sinfonie” bezeichnet; ja und man erkennt beim Hören in der Tat den satten und auch warmen Sound der Brahms-Sinfonik wieder, gleichsam trieb es sein Quartett-Bearbeiter dann allerdings noch weiter auf die Spitze, ließ es also insgesamt dann kräftigst krachen, und der Mahler grüßte hie und da sogar kurz um die Ecke…

Patrick Lange und die ihm an diesem denkwürdigen Abend anvertrauten jungen Leute schmissen das Ding in einer derart ungestümen Art und Weise, als ob sie nie zuvor was anderes (in puncto g-Moll-Streichquartett) im Sinne gehabt hätten. Entwaffnend.

Das Publikum war gänzlich aus dem Häuschen und musste schließlich mit dem vom gesamten Orchester a-capella gesungenen (!) “Guten Abend, gut’ Nacht” wieder ruhig gestellt werden.

Grandioses Konzert.

Andre Sokolowski – 2. Mai 2025
ID 15249
BUNDESJUGENDORCHESTER (Philharmonie Berlin, 30.04.2025)
Detlev Glanert: Konzert für Violine und Orchester Nr. 2 An die Unsterbliche Geliebte
Johannes Brahms: Klavierquartett Nr. 1 g-Moll op. 25 (Orchestrierung von Arnold Schönberg)
Midori, Violine
Bundesjugendorchester
Dirigent: Patrick Lange

Weitere Infos siehe auch: https://www.bundesjugendorchester.de


https://www.andre-sokolowski.de

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