Zweimal
Mendelssohn
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Bewertung:
Zwei chorsinfonische Mendelssohn-Werke, die nicht unterschiedlicher sein können, standen im 4. Abonnementkonzert der Berliner Singakademie auf dem Plan:
Die erste Walpurgisnacht - nach der gleichnamigen Goethe-Ballade (nicht zu verwechseln mit den zwei "Walpurgisnächten" aus Faust I und II) - ist das deutlich spannendere und v.a. kurzweiligere Opus aus der Feder des jüdischstämmigen aber christlich getauften wie erzogenen Felix Mendelssohn Bartholdy (1809-1847). Spannend wegen des ganz und gar "unchristlich"-heidnischen Sujets, kurzweilig nicht nur wegen der Dauer von knapp einer halben Stunde.
Der Lobgesang hingegen - diese zweiblockige "Sinfonie-Kantate" (später auch als 2. Sinfonie in Mendelssohns Werkverzeichnis gelistet) mit einer breit ausladenden Orchestereinleitung und einem ebenso nicht enden wollenden Soli- und Chorteil, basierend auf der Grundlage diverser Bibel- und Kirchenliedtextzeilen - hat, was meine persönliche Wahrnehmung betrifft, etwas Entnervendes und absolut ins Nichts Führendes; er wurde seiner Zeit vom Rat der Stadt Leipzig anlässlich der Jubiläumsfeierlichkeiten zu 400 Jahren Buchdruck beim damaligen Gewandhauskapellmeister in Auftrag gegeben.
Beim erstgenannten Opus überwiegt dessen choristische Schlagkraft - beim zweitgenannten ist es mehr der musikalische wie musiziererische Gestaltungsreichtum des Orchesters, von dem die ganze aufgeblas'ne Wucht des insgesamten Huldigungsgeschehens ausgeht; die an diesem Abend im Konzerthaus Berlin ausführende Kammersymphonie Berlin legte sich diesbezüglich (Bläser! Bläser!! Bläser!!!) hochbeeindruckend ins Zeug.
Bei der Ersten Walpurgisnacht gibt/ gab es also eindeutig gewichtigere Einsatz- und Gestaltungsmöglichkeiten für die Damen und Herren der Berliner Singakademie - z.B. in der aufgeheiztesten der neun Balladennummern (Nr. 6, "Chor der Wächter der Druiden und des Heidenvolks"), wo sie sich bei der wechselseitigen An- und Aufstachelung ihres "Kommt mit Zacken und mit Gabeln" mit dem Tenor Tobias Hunger einen geradezu feuerfunkigen Überbietungskampf lieferten; das hatte Mendelssohn schon toll komponiert!
An der Textverständlichkeit im Ganzen sollte dann vielleicht noch was gefeilt werden; das betraf übrigens auch die ausführenden Gesangssolistinnen und -solisten [alle weiteren Namen s.u.].
Achim Zimmermann dirigierte, wie eh und je, mit größtmöglicher Leidenschaft und chorsteuernder Umsicht.
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Die Berliner Singakademie nach ihrem Mendelssohn-Konzert am 5. Juni 2025 im Konzerthaus Berlin | Foto: KE
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Andre Sokolowski - 7. Juni 2025 ID 15294
BERLINER SINGAKADEMIE (Konzerthaus Berlin, 05.06.2025)
Felix Mendelssohn Bartholdy: Die erste Walpurgisnacht op. 60
- Lobgesang op. 52
Christina Germolus, Sopran 1
Barbara Berg-Brettschneider, Sopran 2
Caroline Schnitzer, Alt
Tobias Hunger, Tenor
Tobias Berndt, Bass
Berliner Singakademie
Kammersymphonie Berlin
Dirigent: Achim Zimmermann
Weitere Infos siehe auch: https://berliner-singakademie.de
https://www.andre-sokolowski.de
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