Panta rhei
MARIA STUARDA von Donizetti
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Bewertung:
Maria und Elisabeth umkreisen einander, sie belauern sich gegenseitig. Das tun sie schon bei Schiller, das tun sie bei Donizetti und das tun sie erst recht bei Ulrich Rasche. Wir begegnen hier dem glücklichen Umstand, dass ein für die spezielle Fabel schlüssiges Verfahren zusammenfällt mit einer individuellen Methode, die der Regisseur in seinem gesamten Schaffen pflegt. Die kontinuierliche Bewegung als Kern theatraler Ausdrucksweise.
Heute nennt man das „Zickenkrieg“, was zwischen Maria Stuart und Elisabeth von England stattfand. Gaetano Donizetti hat den Stoff, den man in der komplexeren Fassung von Schillers Drama kennt, kongenial in Musik umgesetzt. Auf dem Höhepunkt dürfen sich die Antagonistinnen sängerisch messen. In Salzburg übertrifft die Maria Lisette Oropesa die Elisabeth Kate Lindsey, die sich noch in der Verneigungsrunde in den Vordergrund zu spielen bemüht ist, vor allem in der Intonationssicherheit. Den Kopf kostet es sie am Ende dennoch, weil Elisabeth den ungebrochenen Stolz ihrer Rivalin nicht erträgt.
Das Stück findet, raschetypisch, auf zwei schrägen, rotierenden Scheiben statt. Die Elisabethaner tragen schwarz, die Gegenpartei ist weiß gekleidet. Leicester signalisiert mit aufgekrempelten Hemdärmeln den Mann der Tat zwischen zwei so gar nicht feministischen Frauen. Unfreundliche Beobachter könnten bei der Dauerchoreografie von Paul Blackman und seinen dekorativen Tänzer*innen an Phil Collins und sein I Can’t Dance denken.
Kurz vor dem Ende kündigt sich eine Apotheose vor blutroter Sonne an. Aber Vorsicht! Es geht übel aus. Die Überlebenden werden von einer sich herabsenkenden Lichtfläche buchstäblich erdrückt.
Ein großer Opernabend, nicht zuletzt durch das präzise Dirigat von Antonello Manacorda, der sich durch die spektakuläre Regie nicht ablenken lässt von den süffigen Melodien, die jeden Vergleich mit Verdi aushalten.
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Maria Stuarda bei den Salzburger Festspielen 2025 - mit Lisette Oropesa (Maria Stuarda) sowie Tänzern und Tänzerinnen von SEAD, Salzburg Experimental Academy of Dance | © SF/Monika Rittershaus
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Thomas Rothschild - 2. August 2025 ID 15390
Maria Stuarda (Großes Festspielhaus, 01.08.2025)
von Gaetano Donizetti
Musikalische Leitung: Antonello Manacorda
Regie und Bühne: Ulrich Rasche
Kostüme: Sara Schwartz
Video: Florian Hetz
Licht: Marco Giusti
Choreografie: Paul Blackman
Dramaturgie: Yvonne Gebauer
Besetzung:
Kate Lindsey (Elisabetta)
Lisette Oropesa (Maria Stuarda)
Bekhzod Davronov (Roberto, Graf Leicester)
Aleksei Kulagin (Giorgio Talbot)
Thomas Lehman (Lord Guglielmo Cecil)
Nino Gotoshia (Anna Kennedy)
Tänzer und Tänzerinnen von SEAD — Salzburg Experimental Academy of Dance
Konzertvereinigung Wiener Staatsopernchor
(Einstudierung: Alan Woodbridge)
Angelika Prokopp Sommerakademie der Wiener Philharmoniker
Wiener Philharmoniker
Premiere war am 1. August 2025.
Weitere Termine: 07., 11., 16., 19., 23., 30.08.2025
SALZBURGER FESTSPIELE
Weitere Infos siehe auch: https://www.salzburgerfestspiele.at
Post an Dr. Thomas Rothschild
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