Barrie Koskys
Unterwelt
HOTEL METAMORPHOSIS mit Musik von Vivaldi und einem Text von Ovid
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Bewertung:
Ein Pasticcio ist ein Musikstück, das aus schon zuvor komponierter Musik zusammengestellt ist. Herbert Wernicke hat mit seinem Actus tragicus aus Bach-Kantaten ein Musterbeispiel des Genres geschaffen. Gemessen an ihm ist der lange Abend Hotel Metamorphosis mit Texten von Ovid zu Themen antiker Stoffe und zur Musik von Vivaldi nach einem Konzept und in der Regie des fast unisono bejubelten Wunderknaben Barrie Kosky eine gut gesungene Belanglosigkeit.
Vergeblich bemüht sich der Regisseur, in die Statik der Arrangements in einem modernen Hotelzimmer Bewegung zu bringen. Das Motiv, das er für das Plakat ausgesucht hat, ist für die Gesamtinszenierung so typisch wie Werbung für Helena Rubinstein für die Propagierung von Geschlechtergerechtigkeit. Für Lacher sorgt das Hotelpersonal, das den Frühstückstisch regelmäßig und mit marionettenhafter Stilisierung eindeckt oder die Doppelbettenideen zwischen Rosenkavalier und Jules und Jim.
Besonders ärgerlich sind Otto Pichlers infantile Choreografien von deprimierender Schlichtheit. Ist man in der Oper nicht mehr willens, zur Kenntnis zu nehmen, wo das zeitgenössische Tanztheater inzwischen angelangt ist?
Cecilia Bartoli, der Star des Konglomerats, der vermutlich den Kartenverkauf angefeuert hat, zögert nicht, sich mit konkurrenzfähigen Stimmen zu umgeben, beigesteuert von Lea Desandre, Nadezhda Karyazina und Philippe Jaroussky.
Sänger*innen und Les Musiciens du Prince aus Monaco, dirigiert von Gianluca Capuano, der zwischen Vivaldi und Vivaldi Mozarts stets ausverkaufte c-Moll-Messe in der Stiftskirche St. Peter zelebrieren muss, reichen für dieses Pasticcio nicht aus. Hinzu kommt eine Sprechrolle, ausgefüllt von einer der ganz großen deutschen Schauspielerinnen, von Angela Winkler. Sie klingt in Stimme und Tonfall jünger als vor fünfzig Jahren. Und wir freuen uns über die Wiederbegegnung. Wenn es statt Orpheus das Telefonbuch wäre, ließen wir es uns auch gefallen.
Und geben wir es zu: Der Vivaldi-Sound vier Stunden ohne Unterbrechung (von der Pause abgesehen) wirkt doch etwas ermüdend.
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Hotel Metamorphosis bei den Salzburger Festspielen 2025 | © SF/Monika Rittershaus
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Thomas Rothschild - 6. August 2025 ID 15397
Hotel Metamorphosis (Haus für Mozart, 05.08.2025)
Ein Pasticcio mit Musik von Antonio Vivaldi in zwei Akten
Musikalische Leitung: Gianluca Capuano
Regie und Konzept: Barrie Kosky
Choreografie: Otto Pichler
Bühne: Michael Levine
Kostüme: Klaus Bruns
Licht: Franck Evin
Video: rocafilm
Konzept und Dramaturgie: Olaf A. Schmitt
Besetzung:
Cecilia Bartoli (Eurydice/ Arachne)
Lea Desandre (Statua/ Myrrha/ Echo)
Nadezhda Karyazina (Minerva/ Nutrice/ Juno)
Philippe Jaroussky (Pygmalion/ Narcissus)
Angela Winkler (Orpheus)
Tänzer·innen: Rachele Chinellato, Jia Bao Beate Chui, Martje de Mol, Fanny De-Ponti, Matt Emig, Claudia Greco, Alessio Marchini, Prince Mihai, Rouven Pabst, Teresa Royo, Felix Schnabel und Rens Stigter
Il Canto di Orfeo
(Einstudierung: Jacopo Facchini)
Les Musiciens du Prince — Monaco
WA war am 31. Juli 2025.
Weitere Termine: 10., 13., 15.08.2025
SALZBURGER FESTSPIELE
Weitere Infos siehe auch: https://www.salzburgerfestspiele.at
Post an Dr. Thomas Rothschild
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