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Französisches Kino

Vom Kreislauf

des Lebens



Bewertung:    



Kann sich noch jemand von den Älteren an das Altersheimdrama Lina Braake von anno '75 erinnern? Das war eines der wenigen wirklich sehenswerten und aufregenden deutschen Sozialdramen der politisierten 70er. Das lag zum Teil an der großartigen Besetzung (Lina Carstens, Fritz Rasp, Walter Sedlmayr, Benno Hoffmann) und dem authentischen Milieu, aber auch dem hintergründigen Humor und dem hohen Unterhaltungswert. Vor allem rückte der Braake-Film einen Schauplatz in den Fokus, der seither in der internationalen Filmgeschichte als Ort des Grauens gleich hinter Folterkellern und Vorstädten rangiert: Das Altersheim.

Zuletzt waren z.B. in Quartett, Sein letztes Rennen oder Honig im Kopf recht adrette oder fein ausgestattete Heime mit betreutem Wohnen zu sehen, doch die Alltagsroutine des Heimlebens wirkte so stumpfsinnig wie eh und je in früheren Sozialdramen. Der französische Drehbuchautor und Regisseur Jean-Paul Rouve und sein Koautor David Foenkinos halten sich deshalb in ihrer melancholisch gefärbten Komödie Zu Ende ist alles erst am Schluss nicht lange mit dem Lamento über die Altenverwahrung auf. Ein paar kurze Augenblicke reichen ihnen, um deutlich zu machen, dass eine geistig sehr rege und körperlich noch fitte Person wie ihre Protagonistin Madelaine (Annie Cordy) sich in einem Altenheim lebendig begraben fühlt.



Zu Ende ist alles erst am Schluss | (C) Neue Visionen Filmverleih


Madelaine, eine rüstige Seniorin von 85 Jahren aus gutbürgerlichem Hause, hat ihren Ehemann verloren. Ihre ältesten Söhne haben keine große Lust, sich regelmäßig um die Mama zu kümmern – das überlassen sie dem gutmütigen, immer etwas unentschieden wirkenden Michel (Frankreichs Charakterstar Michel Blanc). Die engste Bindung besteht zwischen Madelaine und Michels Sohn Romain (Mathieu Spinosi), der verstehen kann, dass seine Großmutter sich erst an das einsame Leben gewöhnen muss. Ein häuslicher Unfall Madelaines schreckt Michel und seine Brüder auf und bringt sie dazu, die Mutter in ein Wohnheim zu verfrachten. Romain sieht das mit Skepsis, und seine Bedenken werden schon bald bestätigt: Über Nacht hat Madelaine sich mit unbekanntem Ziel aus dem Heim abgesetzt.



Zu Ende ist alles erst am Schluss | (C) Neue Visionen Filmverleih


Während der junge Romain sich auf den Weg macht, um seine Großmutter im Ort ihrer Kindheit wiederzufinden (daher der Originaltitel des Films, Les Souvenirs, die Erinnerungen), kulminiert daheim in Paris der Ehezwist zwischen Michel und seiner Frau (Chantal Lauby). Die beiden leiden gleichermaßen unter Michels Rentnerdasein, das ihm eine Identitätskrise beschert, die Michel aber nicht wahrhaben will. Madelaine hingegen erlebt noch einmal eine wundervolle Episode in der Schule, die sie als kleines Mädchen besucht hat – und auch für Romain gibt es trotz aller Aufregungen ein Happy End.



Zu Ende ist alles erst am Schluss | (C) Neue Visionen Filmverleih


Am Beispiel einer einzelnen Familie verhandeln Foenkinos und Rouve verschiedene existentielle Themen des modernen Lebens ohne jede Aufdringlichkeit (wie bei der erwähnten Skizzierung des Lebens im Altenheim). Mit französischer Leichtigkeit und Eleganz werden auch skurrile Nebenfiguren und philosophische Fragen eingeflochten, z.B. inwieweit das Leben einer Bestimmung folgt. Der Humor hätte hingegen ruhig etwas kräftiger und bissiger ausfallen können. Sich anbietendes satirisches Potential wurde zugunsten eines lebensbejahenden Optimismus verschenkt. Dass die Geschichte dadurch allzu harmlos in lauwarmen Gestaden vor sich hinplätschert, ist kein gravierender Mangel oder Vorwurf.


Max-Peter Heyne - 31. März 2015
ID 8541
Weitere Infos siehe auch: http://www.zu-ende-ist-alles-erst-am-schluss.de


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