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FILM FESTIVAL COLOGNE 2019

9 Highlights




Auch in diesem Jahr herrschte vom 10. bis 17. Oktober 2019 reger Andrang, denn neben dem reichhaltigen Fachprogramm für Film- und Fernsehschaffende war das FILM FESTIVAL COLOGNE auch wieder für das Publikum geöffnet. Wir gehen an dieser Stelle auf ein paar ausgewählte Kinofilme ein.



Parasite
Regie: Bong Joon-ho

Dieses Juwel aus Südkorea war eines der Highlights des Festivals und hat schon in Cannes die Goldene Palme gewonnen. Einer völlig verarmten Familie, die in einer mit Ungeziefer verseuchten Kellerwohnung leben muss, gelingt es, sich Arbeit bei einer wohlhabenden Familie zu ergattern. Es fängt mit dem Sohn an, der sich als Nachhilfelehrer für die Tochter des reichen Hauses verdingen konnte und nach und nach seine Sippe dort einschleust, ohne dass die naiven Hausbesitzer etwas von der Verwandtschaft ihres neuen Personals ahnen. Hier wird auf unterhaltsame und satirische Weise der Turbokapitalismus aufs Korn genommen, dem sich eine ausgegrenzte Familie auf nicht ganz saubere Art entgegenstellt, doch dann entwickelt sich der Film überraschend zu einem Thriller.





Porträt einer jungen Frau in Flammen
Regie: Céline Sciamma

Auf einer abgelegenen Insel in der Bretagne soll im Jahr 1770 eine adelige junge Frau gemalt werden, um mit diesem Bild ihrem künftigen Ehemann in Mailand vorgestellt zu werden. Sie ist die letzte ihres Adelgeschlechts, um dessen Erhalt es hier geht, aber sie wehrt sich gegen die arrangierte Ehe und vergrault alle Maler, bis sie sich eines Tages in eine junge Malerin verliebt. Nun ist sie hin- und hergerissen zwischen ihrer Liebe und der Pflichterfüllung. Sciamma erzählt die zarte Geschichte der aufkeimenden Frauenliebe im rauen Klima der bretonischen Insel mit einem detaillierten Blick auf die Zwänge der Zeit und die Hoffnungslosigkeit dieser Beziehung.





Über die Unendlichkeit
Regie: Roy Andersson

Als Meister der absurden und mitunter surrealen Komödie hat der schwedische Regisseur und Drehbuchautor Roy Andersson wieder wunderbare Tableaus gedreht, mit denen er die schwedische Kultur karikiert und harsche, mitunter urkomische Sozialkritik übt. Da ist ein unglücklicher Geistlicher, der seinen Glauben an Gott verloren hat und in seltsame Situationen gerät, ein frustrierter Zahnarzt, der einem störrischen Patienten entflieht und ein alter Mann, der seine Frau schlägt mit der Begründung, dass er sie liebt. Fast ohne Kamerabewegung spielen sich Tragödien und Komödien vor der distanziert beobachtenden Kamera ab, die trotz aller Unbeweglichkeit berühren und einen tiefen Einblick in die menschliche Befindlichkeit erlauben.





The Report
Regie: Scott Z. Burns

Der CIA hat es euphemistisch „erweiterte Verhörmethoden“ genannt, als nach dem Anschlag vom 11. September 2001 Gefangene gefoltert wurden, um Informationen zu erhalten und künftige Anschläge zu verhindern. Daniel Jones (gespielt von Adam Driver) ermittelte im Auftrag eines Senatsausschusses und förderte grauenerregende Foltermethoden und Menschenrechtsverstöße zu Tage. Der Film zeigt akribisch und ohne Showeffekte die mühsame Arbeit des Teams, das alle bekannten Fälle untersuchte und sich jahrelang durch einen Aktenberg wühlte. Als der über 6000seitige Bericht dann veröffentlicht werden sollte, wurde das unterbunden. Es gibt einschlägige Forschungsergebnisse, dass unter Folter abgegebene Geständnisse wertlos sind, trotzdem wurden diese Untersuchungsmethoden erst 2015 abgeschafft. Eine gekürzte und zensierte Version des Berichts kam dann doch heraus, aber keiner der Verursacher ist je zur Rechenschaft gezogen worden.





Für Sama
Regie: Waad Al-Kateab

Die Regisseurin hat ihre persönlichen Erfahrungen im syrischen Aleppo von 2012 bis 2016 in Form eines dokumentarischen Videotagesbuches festgehalten. Ihr späterer Mann, der Mediziner Hamzi Al-Kateab, und eine Gemeinschaft von Regime-Gegnern hielten dort ein Krankenhaus in Betrieb, das im Lauf der Jahre das letzte funktionstüchtige war, bevor auch dieses zerbombt wurde. Waad Al-Kateab hielt in den Anfangsjahren einfach nur alles im Bild fest, doch mit der ersten Schwangerschaft bekam das Unterfangen eine Richtung: Sie wollte für ihre Tochter Sama hinterlassen, warum sie und ihr Mann in der belagerten Stadt geblieben waren und ihr eigenes Leben gefährdeten, um das anderer zu retten. Selten war ein Film so nah an Menschen dran, die in der Realität um ihr Überleben und das ihrer Mitmenschen kämpfen.





Born in Evin
Regie: Maryam Zaree

Auch diese Dokumentation ist eine persönliche Geschichte, nämlich die der Schauspielerin Maryam Zaree. Sie wurde im iranischen Gefängnis Evin geboren, aber niemand erzählt ihr etwas über diese Zeit. Sie versucht verzweifelt, die Mauer des Schweigens zu durchbrechen und offenbart die Grausamkeiten des totalitären Regimes der 1980er Jahre. Dabei interviewt sie ihre Eltern, weitere Verwandte, iranische Frauenrechtlerinnen und andere, und am Ende versteht man, warum insbesondere die Frauen sich in Schweigen hüllen. Für Zaree war die Aufarbeitung des Themas für sich aber ein wichtiges Anliegen.





Fritzi – Eine Wendewundergeschichte
Regie: Matthias Bruhn und Ralf Kukula

Der Animationsfilm nach dem Kinderbuch von Hanna Schott erzählt die Ereignisse in Leipzig im Jahr 1989, die mit zum Fall der Mauer geführt haben. Fritzi geht in die 4. Klasse und soll in den Ferien auf Sputnik, den Hund ihrer besten Freundin Sophie, aufpassen. Erst allmählich erfährt Fritzi von den Montagsdemonstrationen und dass Sophies Eltern in den Westen geflüchtet sind und sie nicht mehr zurückkommen. Der Film erklärt kindgerecht und behutsam den Fall des DDR-Regimes.





Götter von Molenbeek
Regie: Reetta Huhtanen

Auch dieser Film wird aus der Kinderperspektive gefilmt und erzählt vom Leben der Schuljungen Aatos und Amine, die im Brüsseler Problembezirk Molenbeek aufwachsen. Im Mittelpunkt steht der fantasiebegabte Aatos, der eine finnische Mutter und einen chilenischen Vater hat. Er wächst christlich auf, interessiert sich aber auch für den nordischen Gott Thor oder die griechische Götterwelt und spielt das mit entsprechender Verkleidung nach. Amine ist Muslim und wird als solcher auch erzogen. Aatos beneidet ihn um die Sicherheit seiner Überzeugungen. Der größte aller Götter ist Allah, und die Araber sind anderen Kulturen überlegen, erklärt Amine. Die kleine Flo dagegen hält weder was von Göttern noch von Menschen und treibt sich in der Natur herum. Dann geschehen 2016 die Anschläge des IS auf den Flughafen und die U-Bahn in Brüssel und überschatten auch die Kinderwelt, zudem gilt der Stadtteil Molenbeek als Dschihadisten-Hochburg.





Land des Honigs
Regie: Tamara Kotevska und Ljubomir Stefanov

Die Dokumentation über die Imkerin Hatidze Muratova spielt in der kargen Landschaft Mazedoniens, wo sie in einem abgelegenen Ort Honig sammelt, den sie dann in der Hauptstadt Skopje auf dem Markt verkauft, um ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Sie lebt in Einklang mit der Natur, bis eines Tages eine kinderreiche Familie mit einer Rinderherde ins Nebenhaus zieht und viel Unruhe und Zerstörung mit sich bringt.






Den Filmpreis Köln erhielt der Däne Nicolas Winding Refn, der als einer der visionärsten Regisseure der Gegenwart gilt. Der Hollywood Reporter Award ging an Abel Ferrara, der sich auf die Darstellung der Schattenseiten der Großstadt und menschliche Abgründe spezialisiert hat. Der Schauspieler August Diehl arbeitet auch auf internationaler Ebene und bekam den International Actors Award verliehen. Mit dem Phönix Preis für den besten Dokumentarfilm wurde die Chinesin Nanfu Wang gewürdigt. Der Cologne Creative Award wurde an den Japaner Hideo Kojima für seine innovativen technischen Leistungen verliehen.
Helga Fitzner - 17. Oktober 2019
ID 11752
Weitere Infos siehe auch: https://filmfestival.cologne/


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