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Premierenkritik

Oratorium

des Unheim-

lichen



Der Untergang des Hauses Usher am Burgtheater Wien | Foto (C) Matthias Horn

Bewertung:    



Zu Beginn hämmern Tommy Hojsa und Josh Sneesby eine gefühlte halbe Stunde lang – in Wirklichkeit sind es rund zehn Minuten – ein sich wiederholendes einfaches Motiv die Tonleiter rauf und runter in zwei Konzertflügel. Dann kommen sechs Personen in schwarzen Anzügen auf die Bühne und sprechen, eng aneinander gelehnt, chorisch ein Stück aus Edgar Allan Poes berühmter Erzählung Der Untergang des Hauses Usher. Was jetzt am Wiener Burgtheater Premiere hatte, ist eine Koproduktion mit der Ruhrtriennale, wo es in der Regie ihrer neuen Leiterin Barbara Frey am 14. August uraufgeführt wurde.

In Gladbeck wurde in der ausrangierten Maschinenhalle Zweckel gespielt. Für das Burgtheater musste sie der Bühnenbildner Martin Zehetgruber in begrenztem Rahmen nachbauen, mit durch Bretter verriegelten Fenstern, wie im letzten Akt des Kirschgartens, und offen liegenden Heizungs- oder Wasserrohren auf den hohen, kahlen Wänden.

Nach der Introduktion rezitieren die Kunstfiguren in übertitelter deutscher, englischer und ungarischer Sprache – warum Ungarisch und nicht Suaheli, wird nicht plausibel (dass eine Ungarin dem Ensemble angehört, wäre kein besonders durchdachter konzeptioneller Grund) – weitere Fragmente aus dem Untergang des Hauses Usher und ansatzweise aus anderen Erzählungen von Poe. In seinem Geiste gerät das Ganze zu einer Zelebration des Irrationalen. Nur Theater will es nicht werden. Barbara Freys Invention ist eher ein Oratorium des Unheimlichen als ein Drama. Wer Stimmung gegenüber Handlung bevorzugt, wird bedient.

Dass die Burgschauspieler sprechen können (das ist ja im Theater keine Selbstverständlichkeit mehr), ist bekannt. Aber das Wie allein ist zu wenig. Das Was, das bei Edgar Allan Poe ja nicht beiläufig, keine verzichtbare Zutat ist, geht in dieser Aufführung durch Lückenhaftigkeit und Mangel an Zielstrebigkeit flöten. Gerade Spannung bestimmt Poes Poetik. Auch die Bildwelt seiner Erzählung scheint der Regisseurin egal zu sein. Geschenkt. Aber was ihr an deren Stelle einfällt, ist mager und noch nicht einmal traditionell, sondern nur prätentiös.

Kurz vor dem Ende greift Jan Bülow zur Elektrogitarre und singt „Run for your life“. Das ist kein praktikabler Vorschlag. Danach spielen die beiden Tastenkünstler, der eine diesmal auf dem Akkordeon, und die Schauspieler dürfen diverse Perkussionsinstrumente betätigen. Nicht eben stürmischer, aber doch respektabler Applaus von einem Publikum, das – für eine Burgtheater-Premiere ungewöhnlich – den Saal nicht füllen konnte.




Der Untergang des Hauses Usher am Burgtheater Wien | Foto (C) Matthias Horn

Thomas Rothschild - 11. Oktober 2021
ID 13205
DER UNTERGANG DES HAUSES USHER (Burgtheater Wien, 10.10.2021)
Regie: Barbara Frey
Bühne: Martin Zehetgruber
Bühnenbild-Mitarbeit: Stephanie Wagner
Kostüme: Esther Geremus
Musik: Josh Sneesby und Barbara Frey
Licht: Rainer Küng, Friedrich Rom und Michael Hofer
Dramaturgie: Andreas Karlaganis
Mit: Jan Bülow, Stacyian Jackson, Debbie Korley, Annamária Láng, Katharina Lorenz, Bibiana Beglau, Michael Mertens, Markus Scheumann sowie den Live-Musikern Thomas Hoisa und Josh Sneesby
Premiere war am 10. Oktober 2021.
Weitere Termine: 12., 15., 19., 23.10. / 05., 10., 15.11.2021
Koproduktion mit der RUHRTRIENNALE


Weitere Infos siehe auch: https://www.burgtheater.at


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