Filme, Kino & TV
Kunst, Fotografie & Neue Medien
Literatur
Musik
Theater
 
Redaktion, Impressum, Kontakt
Spenden, Spendenaufruf
Mediadaten, Werbung
 
Kulturtermine
 

Bitte spenden Sie!

Unsere Anthologie:
nachDRUCK # 6

KULTURA-EXTRA durchsuchen...

Theatertreffen der Jugend vom 30. Mai bis 7. Juni 2014

Herzrasen!

beim Gastspiel des Theaterensemble der Stadtteilschule Blankenese, Hamburg mit "Syrien - der Krieg im Menschen"


Bewertung:    



18 Jugendliche spielen Krieg in Syrien.

Sie versuchen zu verstehen, was man nicht verstehen kann.

Sie kommen (unter Anleitung ihres Ideengebers/Regisseurs Nils Daniel Finckh) zum "einfachsten" der Schlüsse, dass ein jeder Krieg "naturgemäß" wohl auch ein Krieg im Menschen ist.

Das scheint dann aber auch die einzig mögliche Formel, um das Phänomen (Krieg = Syrienkrieg; ein Beispiel unter vielen) "spielbar" werden zu lassen. Es dem Publikum als abschreckende Szene(n) vor Augen zu führen, es ihm - falls es dann nicht selbst schon durch "Recherchen im Internet, in Zeitungen und Gesprächen" darauf kam, ohne es vorher freilich von sich wegzuknipsen, auszuschalten, fortzutun; die Bildernahme(n) heutzutage sind fast ungefiltert und erfolgen mittels Bilderflut(en) - zu verdeutlichen:

Anton (7) fängt zu spielen an, indem er eine Axt - sie wird dann im Verlauf der etwas über 1stündigen Darbietung zum stilisierten Folter-Mord-Werkzeug - im Mehl versteckt. Die gleichaltrige Amalie, die Antons Schwester spielt, hatte zuvor mit ihm "Erschießen" nachgespielt; die beiden Eltern-SpielerInnen (Thore Heinz Seidler, Lisa Yasin Gaye), die bei dieser Eingangsszene wie rein zufällig hinzu geraten, spielen lustig das "Erschießspiel" mit; ein jeder von uns kennt das: Man zielt mit so Luftpistolen aufeinander und gibt Zisch- und Bummlaute von sich, und dann fällt man halt voreinander so zum Scheine um...

Aber im Syrien-Krieg (den sich die 18 Jugendlichen nun mal stückstofflich-thematisch wählten) gibt's kein Spielen und kein Spiel - da ist Erschießen und Erschießenwerden ausschließlich blutiger Ernst.

Semaan Karam, David Häusler sind nun als die Bösen eingeteilt; sie spielen die Gewaltausübenden der jeweils anderen (der bösen) Seite: die verirrten Männer, Massakreure, Mörder. Die, die dann erstehen und zur Wirkung und Entfaltung kommen, wenn Gesellschaft(en) außer Kontrolle geraten. Die sich an den Fürchtenden und Flüchtenden, diesen Zwischen-die-Front-Geratenen, "menschlich" vergehen.

Wir - die wir doch meinen ganz und gar aufs Vollständige über alle aktuellen Tagesschrecken dieser Welt per Fernsehen und Web so auf dem Laufenden gehalten zu sein - erleben plötzlich (und obgleich "bloß" stilisierte!) Szenenfolgen, die mit einem Male sehr schwer auszuhalten sind; ein paar der Zuschauer verlassen heulend, fluchtartig den Saal. Wir werden uns urplötzlich dieser grauenhaften Ohnmächte bewusst. Was ist und was wird sein, wenn man so wie der Blitz aus heitrem Himmel in die Fänge oder Fallstricke von toll geword'nem (Menschen-)hordenvieh gerät???

Nach der (schwer auszuhaltenden) Gruppen-Massaker-Szene bleibt ein schockstarrendes Schweigen.

Der 12jährige Yonas, der als Kind-Opfer in diesem Bild zwar nicht direkt aber emotional (durch Schauen) involviert ist, kriegt beim Schlussbeifall, der voll-brachial über die Gruppe bricht, 'nen Weinkrampf und muss von den Älteren um ihn herum getröstet und liebkost werden.

Ich kann mich nicht entsinnen, je vorher durch ein Theaterstück so aufgewühlt worden zu sein. Ich hatte bei der Heimfahrt Herzrasen.




Syrien – Der Krieg im Menschen | © Hans-Georg Kramer



Andre Sokolowski - 3. Juni 2014
ID 7878
SYRIEN - DER KRIEG IM MENSCHEN (Haus der Berliner Festspiele, 02.06.2014)
Idee und Regie: NILS DANIEL FINCKH
Dramaturgie und Regieassistenz: LISA SOPHIE SCHÜTZ
Musik: MOANA WIRTH und THORE SEIDLER
Ausstattung: ENSEMBLE
Theaterpädagogik, Organisation: KERSTIN HÄHNEL
Beratung: DR. TANKRED STÖBE, Notarzt und Präsident von „Ärzte ohne Grenzen“, Deutschland und ein Flüchtling aus Syrien (Anonym)
Es spielen: RODJIN ANOUSHA, RASCHIN ANOUSHA, THEODORA BENDFELDT, VIVIENNE COOK, ANTON JONAH FINCKH, MADS FREITAG, LISA YASIN GAYE, YONAS HÄHNEL, DAVID HÄUSLER, LEO JASCHIK, SEMAAN KARAM, LOUISA MÜNSTERKÖTTER, MAIKE RADLOFF, AMELIE SCHRÖTER, LISA SOPHIE SCHÜTZ, THORE HEINZ SEIDLER, ANDREAS SENGER, YONELA STÖBE und MOANA WIRTH
Premiere in Hamburg war am 19. Februar 2014
Gastspiel des Theaterensemble der Stadtteilschule Blankenese beim Theatertreffen der Jugend 2014


Weitere Infos siehe auch: http://www.stadtteilschule-blankenese.de


http://www.andre-sokolowski.de



  Anzeigen:





THEATER Inhalt:

Kulturtermine
TERMINE EINTRAGEN

Rothschilds Kolumnen

BALLETT |
PERFORMANCE |
TANZTHEATER

CASTORFOPERN

DEBATTEN
& PERSONEN

FREIE SZENE

INTERVIEWS

PREMIEREN-
KRITIKEN

ROSINENPICKEN
Glossen von Andre Sokolowski

RUHRTRIENNALE

TANZ IM AUGUST

URAUFFÜHRUNGEN


Bewertungsmaßstäbe:


= nicht zu toppen


= schon gut


= geht so


= na ja


= katastrophal


Home     Datenschutz     Impressum     FILM     KUNST     LITERATUR     MUSIK     THEATER     Archiv     Termine

Rechtshinweis
Für alle von dieser Homepage auf andere Internetseiten gesetzten Links gilt, dass wir keinerlei Einfluss auf deren Gestaltung und Inhalte haben!!

© 1999-2024 KULTURA-EXTRA (Alle Beiträge unterliegen dem Copyright der jeweiligen Autoren, Künstler und Institutionen. Widerrechtliche Weiterverbreitung ist strafbar!)