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nachDRUCK # 6

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"Ausgrabung"

Lympho-

granulo-

matose


OBERST CHABERT von
Hermann Wolfgang von Waltershausen


Wolfgang Sartorius Freiherr
von Waltershausen (1882-1954)

"Die Erkrankung macht sich durch schmerzlose Schwellungen von Lymphknoten bemerkbar, begleitend können Nachtschweiß, Fieber und Gewichtsabnahme (B-Symptomatik) auftreten. Im mikroskopischen Gewebebild ist das Hodgkin-Lymphom durch das Vorkommen einer besonderen Zellart (Sternberg-Reed-Zellen) gekennzeichnet, wodurch es sich von den Non-Hodgkin-Lymphomen abgrenzt. Die Behandlung erfolgt mit standardisierten Therapieschemata durch eine Kombination aus Chemotherapie und Bestrahlung. Die Heilungsaussichten sind vor allem bei Kindern gut bis sehr gut. Die Krankheit wurde nach dem englischen Arzt Thomas Hodgkin benannt, der sie 1832 zum ersten Mal beschrieb." (Quelle: Wikipedia)

Früher, also so um 1891, gab es höchswahrscheinlich keine Heilsgewähr für derartige gottgewollte Heimtücken - weswegen es zu Gliedamputationen, beispielsweise, hin und wieder kam. Bei Hermann Wolfgang Sartorius Freiherr von Waltershausen (1882-1954) sahen sich die Ärzte wohl genötigt, dessen rechten Arm und rechtes Bein zu amputieren - was ihn nicht und niemals daran hinderte 1.) ein Kind mit Philippine Schick (1893-1970) zu zeugen, 2.) sechs Jahre darauf ein zweites Mal, jetzt Caroline Strößner (1900-1974), zu heiraten und 3.) seinem "angebornen" Künstlertum als Komponist als auch dem nicht nur brotarbeitig zu begreifenden Subhang zur Pädagogik und zum Pädagogiker an sich lebensbegleitend nachzugehen: Er war lange Zeit, d.h. bis 1933, eine Vorzeigeinstanz in München, wo er Lehrer beispielsweise von Jochum, Büchtger, Kutzer, Killmayer war...

*


Die für so Ausgrabungen aus dem Spätromantischen berühmte und berüchtigte Deutsche Oper Berlin hat dieser Tage - für nur zwei teilszenische Gesamtdarbietungen - Oberst Chabert von jenem Waltershausen [s.o.] auf dem Spielplan; und die Aufführung gestaltete sich gar zu einem unvergesslichen Triumph!

Das nicht mal zweistündige Werk des Waltershausen hat im Doppelsinn schon was: Zum Einen hat er ein sehr bündiges und einleuchtendes Textbuch (nach dem gleichnamigen Balzac) hergestellt, zum Anderen eine nicht minder bündige und einleuchtende Tonsetzung hierauf gepackt; es liest sich wie aus einem intellektuellen Guss, es hört sich "sehr gefühlvoll" an: Den Plot kann man vielleicht dann so zusammenfassen: Tot erklärter Militär kehrt aus dem Totenreich zurück und will jetzt für sein Recht als Untoter (und rechtmäßiger Gatte seiner Gattin) kämpfen; vorher war er freilich auch vorübergehend in 'nem Irrenhaus, weil halt kein Schwein an so Geschichten mit aus Totenreich zurückgekehrten Toten glauben mag (nicht mal die rechtmäßig verbriefte Gattin jenes Gatten) usf. Also die Toten-Gattin heiratete zwischenzeitlich (und zu Recht natürlich) einen neuen Lebendgatten, und von dem kriegte sie ein paar Kinder; Recht genug für eine Frau, sich ihre Rechte, und als Gattin wie als Mutter, ganz privatrechtlicher Weise zu bedingen usw. - - schließlich knallt sich dann der totgeglaubte Militär höchstselbst über den Haufen, und nachdem die Frühergattin ihm plausibel machte, dass sie ihn de facto überhaupt nicht niemals liebte; und letztendlich schüttete sie sich, nicht nur aus schlechtestem Gewissen, ein Phiölchen todbringenden Gifts in sich hinein, also... es war einmal und kehrt nie wieder!!

Bo Skovhus & Manuela Uhl waren als Traumpaar dieser einmaligen Aufführung zu sehen und zu hören.

Das Orchester der Deutschen Oper Berlin legte sich unter der Stabführung des virulenten Jacques Lacombe sehr engagiert und leidenschaftlicher denn je ins Zeug.

Doch! Diese Oper schreit geradezu nach einer Szene. (Bernd Damovsky war, mit seinen Videobildern, ein sehr funktionierender und mikroskopisch anrührender Kompromiss als "Halbszene" geglückt.) Man konnte sich, nach dieser voll von intensiver Spannung und gefühlsschwangerer Lastigkeit "schmeckenden" Dargebrachtseinsweise, sehr gut vorstellen, wie sich das Werk womöglich auch unter Hinzugabe einer sehr distanzierten Regisseurshandschrift verändernd zeigen könnte.

[Mein Freund John, der mit war, meinte gar am Schluss: Das Stück sollte verschreibungspflichtig sein... Es wühlt und wühlte derart auf, dass Kreislaufkollapse erahnbar waren; ja, eine Konzertbesucherin lag in der Tat, nach dem Geschehenen, am Boden; hoffentlich war es nichts allzu Ernstes...]




Bo Skovhus und Manuela Uhl in
Oberst Chabert an der
Deutschen Oper Berlin - Foto (C) Marcus Lieberenz



Andre Sokolowski - 28. März 2010
ID 4588
OBERST CHABERT (Deutsche Oper Berlin, 28.03.2010)
Konzertante Aufführung

Musikalische Leitung: Jacques Lacombe
Szenische Einrichtung: Bernd Damovsky
Dramaturgie: Andreas K. W. Meyer
Mit: Bo Skovhus, Raymond Very, Manuela Uhl, Simon Pauly, Stephen Bronk und Paul Kaufmann
Orchester der Deutschen Oper Berlin

Weitere Infos siehe auch: http://www.deutscheoperberlin.de




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