20. Januar 2008, Premiere an der Deutschen Staatsoper Berlin
UN BALLO IN MASCHERA (EIN MASKENBALL)
Oper von Verdi
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Sieht zwar aus wie eine namenlose Putze, singt jedoch wie eine goldkehlige Tiefseeforscherin - Larissa Diadkova als Ulrica in der neuen Inszenierung von UN BALLO IN MASCHERA an der Deutschen Staatsoper Berlin - Foto (C) Ruth Walz
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Der Verräter wird Amerikas Tränen büßen ...
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... oder so ähnlich ist es in dem Melodram der Librettisten Somma / Scribe / Cammaranos (und wie sie alle hießen) nachzulesen, und wir fürchten schon - beim Mitverfliegen aller deutschen Obertitel - , dass uns eine ziemlich komplizierte Handlung geistig in Beschlag zu nehmen drohte: UN BALLO IN MASCHERA / EIN MASKENBALL heißt dieses Ding, und Verdi hatte seine schmissige, dramatische und lyrische Musik über das alles ausgegossen; und wir sind ihm dankbar bis in alle Ewigkeit, dass er uns so, "rein musikalisch", nicht total im Regen stehen ließ.
Der Plot - ein guter Plot! - geht einfach so:
Piotr Beczala (Riccardo) liebt Catherine Naglestad (Amelia), die die gattlich Angetraute von Dalibor Jenis (als Renato) ist. Eine schier unglücklich zu nennende Konstellation. Doch Catherine ist sich gar nicht mal so sicher, und so muss sie Piotr immer wieder wiederholend fragen: "Liebst du mich?" - Sie sagt dann so: "Nun ja, ich liebe dich!" - Was sollen Voyeuristen davon halten?! - Doch es ist halt wie es ist; sie ist mit ihrem Gatten, und sie haben überdies ein süßes kleines Kind, de facto überhaupt nicht unglücklich, so einer Art von eingeschworenem Familienglücksidyll verhaftet, kann man ihr ja gar nicht krumm nehmen; und ihm gehts umgekehrt nicht anders: Glück bleibt Glück, und mit dem süßen kleinen Kind im Dreier halt das dreierlichstigste Familienglück; also was soll's!? - Aber die Liebe bahnt sich ihre Wege dahin, wo sie will, und plötzlich tauchte halt der Piotr bei der Catherine auf...
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Zu dritt bedeutet meistens, einer ist zu viel - das Trio Naglestad, Beczala, Jenis in dem neuen MASKENBALL Unter den Linden in Berlin - Foto (C) Ruth Walz
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Das Ganze freilich eingepackt in einem Riesenschinken über die Geschichte Englands und den USA (und Schwedens; was die "Schutzfassung" für Verdi anbetraf, weil er, entsprechend der Zensur, nicht England und/oder Amerika in seiner Handlung haben durfte usf.) - - man kann es nachlesen; man mus es aber nicht.
Ja und obgleich das Duo Jossi Wieler & Sergio Morabito (Regie/Dramaturgie) die Handlung rosarötlich mittenmang in ein Fastfood-Lokal der 60er - das wird als Wahllokal für einen Gouverneur aus irgendeinem US-Bundesstaat genutzt - verlegt, wird nicht plausibeler erkennbar, worum es im fürchterlichen Handlungsüberbau letztendlich geht. Allein das Komische, Absurde der Geschehnisse um den Zentralplot rund herum erfährt durch sie, Wieler/Moabito, köstlichste Ironie und angemessene Distanz. Und es bleibt völlig unerklärich, warum eine Gruppe unartig aus sich herausplatzender Buher diese Inszenierung in den Orkus abverdammen wollte - mir gefiel sie ungemein.
Vom Musikalischen gesehen sowieso: Beczala / Jenis / Naglestadt fuhren zu Höchstleistungen auf. Inmitten dieser großartigen Sopranistin - Naglestadt erinnerte mich an den stets so rauchig mitgeklungen habenden Leontyne-Price-Sound, doch die Naglestadt klingt noch viel rauchiger, erotischer, und ihre Spitzentöne wandern zwischen Engelsüß bis Erdbeben - war schwerlich abzuschätzen, wer den "würdigeren" Partner gab; das Publikum entschied sich mehrheitlich für Beczala; mir kam das Wildtierhaftige von Jenis (Aussehen UND Stimme) mehr entgegen.
Glanzvoll auch die Auftritte von Anna Prohaska (Oscar) sowie Larissa Diadkova (Ulrica).
Chor und Staatskapelle: bestformig!!
Mit Philipp Jordan, der das Ganze exzessiv und auf den Punkt hin dirigierte, ist ein neuer Stammjuwel Unter den Linden aufgeschlagen. Ziemlich kronprinzenverdächtig.
Großer, anhaltender Jubel.
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Catherine Naglestad als Amelia muss Piotr Beczala als Riccardo dessen viel zu frühen Brusttod attestieren - Szene aus UN BALLO IN MASCHERA, Deutsche Staatsoper Berlin - Foto (C) Ruth Walz
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UN BALLO IN MASCHERA / Deutsche Staatsoper Berlin
Musikalische Leitung: Philippe Jordan
Inszenierung: Jossi Wieler & Sergio Morabito
Bühnenbild: Barbara Ehnes
Kostüme: Anja Rabes
Besetzungsliste:
Riccardo ... Piotr Beczala
Renato ... Dalibor Jenis
Amelia ... Catherine Naglestad
Ulrica ... Larissa Diadkova
Oscar ... Anna Prohaska
Silvano ... Arttu Kataja
Samuel ... Oliver Zwarg
Tom ... Andreas Bauer
Ein Richter ... Peter-Jürgen Schmidt
Ein Diener Amelias ... Motoki Kinoshita
Riccardos Gattin ... Susanne-Marie Wrage
Ein Tanzpaar ... Beata & Horacio Cifuentes
Kinderchor + Staatsopernchor
(Choreinstudierung: Eberhard Friedrich)
Staatskapelle Berlin
Premiere am 20. Januar 2008 an der Deutschen Staatsoper Berlin
Nächste Vorstellungn: 24. / 27. / 30. 1. sowie 2. / 5. / 9. 2. 08
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Andre Sokolowski - red. / 21. Januar 2008 http://www.andre-sokolowski.de ID 3657
Weitere Infos siehe auch: http://www.staatsoper-berlin.de
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