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nachDRUCK # 6

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Premierenkritik

Samiel ist

die Wolfsschlucht



Prodromos Antoniadis (hier im Bild) verkörpert einen Freischütz-Samiel wie man ihn noch nie gesehen und gehört hat - Foto (C) Deutsche Oper Berlin

Prodromos Antoniadis spielt ihn, und der Teufelsknecht steht ihm sehr prächtig zu Gesicht. Man sieht ihn während der Gesamtgeschichte, er ist stets präsent. Hat einen engen schwarzen T-Shirt an, aus welchem ihm die Muskeln prangen. Er steckt immer mehr und immer öfter seine Zunge weit heraus. Tut aufreizend und fiese vor sich hin lecken. Gefühlter und gespürter Appetit auf Haut und Haare, Herz und Blut und Sperma... Menschenfleisch: Beängstigend zu sehen, was hat diese Kreatur wohl vor? es kocht und gärt in ihr! / Dann bricht er los, dann bricht es aus dem Samiel heraus: Er geht im Kreis, er läuft sich immer heißer, epileptisiert die Zahlen 1 bis 6 aus seinem Brüllerschlot; die "Aussage" wird mittels Tontechnik extrem behalligt und verstärkt, und Blitze zucken, mehr und mehr... DAS IST DIE WOLFSSCHLUCHTSZENE des Regieteams um von Pfeil, Damovsky und de Wit. Und diese ist genial erdacht, und auch genial gemeistert. Doch jetzt kommt's:

Der ganze Rest der Inszenierung muss als Offenbarungseid gegeißelt werden.
Konzeptionsansätzig ist der neue Deutsche-Oper-Freischütz quasi als 'ne "schwarze Messe" angelegt; diese Idee verblüfft am Anfang, macht auch ziemlich neugierig, kann allerdings dann mit dem Stück (DEM erzromantischen Fanal der Deutschen immerhin!!) in keiner Weise irgendwie noch Schritt halten. Nichts lässt sich hier in irgendeiner gut gemeinten Weise rezeptionspolitisch irgendwie noch übertragen. Ist ja ganz schön witzig und auch fetzig, wenn man (Interpretaionsversuch:) eine schier außer Rand und Band geratene gutbürgerliche Gruppe ihre nachberuflich oder freizeitmäßig fortbetriebenen Belustigungen machen sieht. Sind alle stockbesoffen, geil bis über ihre Halskrausen, und jeder treibt was anderes hinter dem Rücken seines swingernden Kollegen; Max will einen derben Dreier, und er grapscht sich nicht nur an Agathe, sondern auch am kleinen Ännchen bierstinkender Weise ab... Alles ergibt (nochmals gesprochen::) nullten Sinn für eine "heutige" Begreifung oder gar Verstehenswollung dieses eigentlich doch einfachst machbaren Librettos von Herrn Friedrich Kind.



Will Hartmann (Max im neuen FREISCHÜTZ) sieht sehr schlecht gelaunt aus, aber singen kann er frohgemut!! - Foto (C) Deutsche Oper Berlin


Zum Musikalischen:

Sensationell der insgesamte Auftritt und die beiden Arien Michaela Kaune's. Wer ist eine bessere Agathe noch als sie? / Auch Cécile de Boever oder Reinhard Hagen und Will Hartmann stimmlich absolut auf ihren Höhen! / Und der Carlos-Kleiber-Schmiss aus dem Orchestergraben ließ auch, bis zur Hälfte jedenfalls, erfrischenden und froh-fröhlichen Weberklang erkennen; doch doch doch: Palumbo's Ansatz hatte's in sich... Aber dann passierte etwas unbegreiflich Ungeheuerliches:
Denn die Herrschaften um Ulrich Paetzholdt taten sich, beim legendären Jägerchor, aufs Kriminellste ihren musizierenden (und plötzlich also nachhinkenden) "Freunden" im Orchestergraben hetzerischerseits entfernen. War das Unfall oder eine Sabotage? So was Abgeschmacktes habe ich noch nie gehört! Nichts ging mehr, und es wurde immer schlimmer... Nach dem Chor ein Buhgewitter; und die Antisympathiebekundungen nach Schluss der Vorstellung sollten sich nicht nur gegen das Regieteam oder den Palumbo, nein - sie sollten sich vor allem gegen eine Hundertschaft des Chores richten; recht so!
Was ist los im Hause in der Bismarckstraße?


Andre Sokolowski - 26. März 2007
ID 3097
http://www.andre-sokolowski.de

DER FREISCHÜTZ (Deutsche Oper Berlin, 24.03.2007)
Musikalische Leitung: Renato Palumbo
Inszenierung: Alexander von Pfeil
Bühne: Bernd Damovsky
Kostüme: Caritas De Wit
Besetzung: Simon Pauly (Ottokar), Tiziano Bracci (Kuno), Michaela Kaune (Agathe), Cécile de Boever (Ännchen), Reinhard Hagen (Kaspar), Will Hartmann (Max), Ante Jerkunica (Ein Eremit), Jörg Schörner (Kilian), Nathalie Buck und Kristina Häger (Brautjungfern), Prodromos Antoniadis (Samiel)
Chor der Deutschen Oper Berlin
(Choreinstudierung: Ulrich Paetzholdt)
Orchester der Deutschen Oper Berlin
Premiere an der Deutschen Oper Berlin: 24. März 2007
Weitere Termine: 27., 30. 3. / 3., 9., 13. 4. / 6., 9., 18. 5. 2007

Weitere Infos siehe auch: http://www.deutscheoperberlin.de




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