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Theater der Keller, Köln

Amphitryon

Heinrich von Kleist


von links: Timo Klein (Jupiter), Christine Gelder (Alkmene)| Fotos © Hydra Productions

Sosias, Diener des siegreichen thebanischen Feldherren Amphitryon, erscheint vor den Toren Thebens mit dem Auftrag, Alkmene, der Frau Amphitryons, von dessen Sieg zu berichten. Aber über das Einüben seines Berichts vor einer Laterne kommt er gar nicht hinaus, denn er wird von jemanden, der genauso aussieht wie er und sich auch genauso nennt, davon abgehalten, die Stadt zu betreten. Dieser zweite Sosias verprügelt ihn und weist ihn an, ins Feldlager zurückzukehren.
Sein Herr Amphitryon will ihm die Geschichte mit dem zweiten Ich, dem prügelnden Sosias nicht abnehmen. Bis er dann selbst vor den Toren seiner eigenen Stadt steht, von Merkur in der Gestalt Sosias’ verhöhnt wird und erfahren muss, dass Amphitryon sich mit seiner Gattin Alkmene zur Ruhe begeben habe. Sosias fasst die Lag treffend zusammen: „Und kurz, ich bin entsosiatisiert, wie man Euch entamphitryonisiert.“ Jupiter ist es dann, der das Possenspiel aufklärt und Amphitryon gewissermaßen als Entschädigung einen Sohn verspricht, der große Taten vollbringen wird: Herkules.


von links: Jens Ulrich Seffen (Merkur), Klaus Lehmann (Sosias)| Fotos © Hydra Productions


Einen nicht unbedingt leichten Stoff hat sich Hanfried Schüttler, neuer Intendant am Theater der Keller, als erste Arbeit an seinem Haus ausgesucht, und die Inszenierung ist wenig sinnlich, dafür aber sehr texttreu geraten. Die kleine Bühne wird nahezu gänzlich von einer weißen Freitreppe eingenommen, die sich auf halber Höhe teilt. Hier lässt es sich vortrefflich streiten und sitzen. Das obere Ende der Treppen dient auch schon mal als Zinnen, von denen aus es möglich ist, auf die Ankömmlinge vor den Stadtmauern Thebens herabzublicken. Die Auf- und Abgänge derjenigen, die Theben aufsuchen, erfolgen sinnigerweise durch den Zuschauerraum. Einziges Requisit ist eine kleine Lampe, die rechts neben der Treppe auf der Bühne steht, dem Pianisten Licht gibt und Sosias als Laterne dient, vor der er seinen Schlachtbericht einübt.


von links (hinten): Klaus Lehmann (Sosias), Zeljka Preksavec (Charis), Florian Reiners (Amphitryon), Christine Gelder (Alkmene)| Fotos © Hydra Productions


Schüttler und seinen Schauspielern gelingt es, eine konzentrierte Atmosphäre für Kleists Text zu schaffen. Beinahe überrascht stellt man fest, dass „Amphitryon“ trotz aller Sperrigkeit ein sehr witziges Stück ist. Und die Schauspieler füllen ihre Figuren mit Leben. Vor allem Klaus Lehmann als Sosias überzeugt als sympathischer Looser. Ihm stehen Florian Reiners als kämpferischer Amphitryon, Christine Gelder als edle und zunehmend irritierte Alkmene und Zeljka Preksavec, die Charis mit dunkler Stimme und herbem Charme gibt, kaum nach. Etwas schwächer dagegen Jens Ulrich Seffen als Merkur und Timo Klein als Jupiter, der immer etwas braucht, bis er den richtigen Ton für die schwierigen Verse findet. Wer Kleists Text liebt, wird diesen Abend mögen. Für diejenigen, die gerne sinnliches Theater oder einen beherzten interpretatorischen Zugriff sehen wollen, bietet er allerdings nur eine sehr magere Kost.


Karoline Bendig - red / Februar 2007
ID 00000003009
Heinrich von Kleist
Amphitryon

Regie: Hanfried Schüttler
Ausstattung: Werner Brenner
Mit: Christine Gelder, Zeljka Preksavec, Timo Klein, Klaus Lehmann, Florian Reiners, Jens Ulrich Seffen
Pianist: Boleslav Martfeld.

Premiere am 03.11.2006
Vorstellungen am: 24. und 25.02.2007 sowie am 12. und 18.03.

Weitere Infos siehe auch: http://www.theater-der-keller.de





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