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Rezension


Filmstart: 15. Dezember 2011

„Sarahs Schlüssel“ (Frankreich 2010)

Regie: Gilles Paquet-Brenner


Auch in Frankreich verschließt man gerne die Augen vor den Gräueltaten, die während des Zweiten Weltkrieges an der jüdischen Bevölkerung begangen wurden. Und da sich sogar Franzosen in die Vernichtungsmaschinerie der deutschen Nationalsozialisten haben einspannen lassen, wundert es nicht, dass es bis 1995 dauerte, bis ein französischer Präsident, in diesem Fall Jacques Chirac, die Mitverantwortung der französischen Vichy-Reggierung dafür eingestand und sich nachträglich entschuldigte.

In der fiktiven Geschichte des Films recherchiert die amerikanische Journalistin Julia Jarmond (Kristin Scott Thomas) die Ereignisse vom 16. und 17. Juli 1942 in Paris. Sie hat herausgefunden, dass die Wohnung ihrer französischen Schwiegereltern in spe während des Krieges von einer jüdischen Familie bewohnt wurde. Nach einer - historisch belegten - Massenrazzia wurden fast 13.000 Juden, darunter 4000 Kinder, verhaftet und in das völlig überfüllte Radstadion „Vélodrome d’Hiver“ gesperrt. Neben den deutschen Besatzern waren auch über 4500 französische Polizisten daran beteiligt. Heutige Forschungen belegen, das aber auch mehr als 10.000 Juden rechtzeitig fliehen konnten, weil sie von französischen Polizisten gewarnt worden waren. Die Gefangenen im „Vèl d’Hiv“ erhielten weder Nahrung noch Wasser und die wenigen vorhandenen sanitären Einrichtungen waren schnell verstopft. Zunächst wurden die Erwachsenen in die Vernichtungslager deportiert, während die Kinder außerhalb interniert wurden. Im August wurden auch die 4000 Kinder in das KZ Auschwitz-Birkenau abtransportiert und dort vergast.

Vor diesem historischen Hintergrund spielt sich die fiktive Geschichte des jüdischen Mädchens Sarah (Mélusine Mayance) ab, das vor der Razzia noch schnell seinen kleinen Bruder in ein Geheimversteck schließen kann. Sarah gibt dem Bruder die Anweisung, auf keinen Fall einen Laut von sich zu geben, und nimmt den Schlüssel mit. Sie hat den festen Glauben, dass sie bald wieder zurückkommt. Doch schon auf der Straße muss sie erkennen, dass die Situation ausweglos ist. Ihr Vater war gar nicht verreist und Sarah muss nun erleben, wie er von Polizisten aus dem Keller gezerrt wird. Die Pariser Juden waren irrtümlich davon ausgegangen, dass nur wehrfähige Männer in Gefahr seien. Dass nun auch Tausende von Frauen und Kindern deportiert würden, hielt man zunächst nicht für möglich.


Spurensuche: Julia Jarmond (Kristin Scott Tomas) erfährt schaurige Einzelheiten © Camino Filmverleih


Sarah kommt ins „Vél d’Hiv“, wird nach zwei Tagen von ihren Eltern getrennt und mit den anderen Kindern interniert. Die Recherchen der Journalistin Julia Jarmond ergeben, dass Sarah die Flucht aus dem Internierungslager gelungen ist. Sie findet auch heraus, dass Sarah den Krieg überlebt hat, und ermittelt nun, was aus ihr geworden ist...

Der Film basiert auf dem gleichnamigen Erfolgsroman von Tatiana de Rosnay, die von dem Drehbuch von Serge Joncour und Gilles Paquet-Brenner begeistert war. Die fiktive Geschichte erlaubte den Autoren, ein sehr spannendes Drehbuch zu schreiben, mit all der Freiheit der Ungebundenheit an historische Tatsachen. Um so mehr gehen aber genau die historischen Begleitumstände unter die Haut. Die Zuschauer lernen mit der Journalistin Julia ein düsteres Kapitel Frankreichs kennen, aber auch die Abgründe des Schweigens bei den Menschen und die Auswirkungen, die dieses Schweigen auf die nachfolgenden Generationen hat. Im Film ist es Julias Schwiegervater in spe, der mehr weiß, als er zugibt, schließlich hat er in der Wohnung gelebt, in der Sarahs Bruder im Versteck eingesperrt war. Er weiß auch, dass Sarah es geschafft hat... Julia sucht weiter und wird Sarahs Schicksal erfahren, was wiederum Einfluss auf ihr eigenes Leben hat.

Filme wie „Sarahs Schlüssel“ sind gerade für Deutschland sehr wichtig, weil sie sich gegen das Verschweigen und Vergessen richten und die Bedeutung aufzeigen, die unsere Vergangenheit heute noch für uns hat. - Die aktuellen Enthüllungen in Sachen Rechtsextremismus in Deutschland belegen, dass wir das Thema immer noch nicht bewältigt haben.


Helga Fitzner - red. 15. Dezember 2011
ID 00000005541

Weitere Infos siehe auch: http://www.sarahsschluessel-film.de


E-Mail an die Rezensentin Helga Fitzner



 

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