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Rezension


Filmstart: 28. Juni 2012

„Cinema Jenin “ (Deutschland, Israel 2012)

Regie: Marcus Vetter



Ein Kino zwischen zwei Welten

Die Stadt Jenin liegt mitten im palästinensischen Autonomiegebiet. Die Zerstörungen vergangener Konflikte sind noch überall sichtbar. Auch das örtliche Kino war in einem desolaten Zustand. Es wurde seit der Ersten Intifada 1987 nicht mehr benutzt. Der deutsche Filmemacher Marcus Vetter hat mithilfe vieler Unterstützer und Freiwilliger das Kino wieder aufgebaut und die Aktion von der Idee bis zu ihrer Durchführung mit der Kamera begleitet. Auch jüdische Israelis und sogar Roger Waters, der Begründer der legendären Rockgruppe „Pink Floyd“, waren Teil davon.

Vetters Engagement in Nahost fing 2005 an, als er von Ismael Khatib erfuhr, einem Palästinenser, dessen 11jähriger Sohn von einem israelischen Soldaten erschossen wurde, weil dieser wohl die Spielzeugwaffe des Jungen für eine echte hielt. Als sein Sohn für hirntot erklärt wurde, entschloss sich Khatib zur Organspende, um damit anderen Kindern ein Weiterleben zu ermöglichen. Als friedensstiftende Maßnahme spendete er die Organe seines Sohnes an israelische Kinder. Dieser Großmut erfuhr viel Aufmerksamkeit von der Presse, und Marcus Vetter drehte 2008 einen Dokumentarfilm darüber Ein Herz von Jenin.




Ismael Khatib schaut auf die teilzerstörte Stadt Jenin - Foto © Senator Film Verleih



Vetter war dann teilweise der Kritik ausgesetzt, dass er zu einseitig wäre. 2011 drehten Jule Ott und Stephanie Bürger den Dokumentarfilm Nach der Stille, für den Vetter die Produktion übernahm. Dort trifft sich die Witwe eines getöteten israelischen Friedensaktivisten mit der Familie des palästinensischen Attentäters.

Davor und parallel entsteht die Dokumentation über den Wiederaufbau des Cinema Jenin. Das ist ein verrückter Plan, den Vetter und Ismael Khatib während der letzten Drehtage zu Ein Herz von Jenin fassen. Die bürokratischen und menschlichen Hürden, die das Projekt nehmen muss, ziehen sich über Jahre hin. Die Palästinenser stehen solchen friedensstiftenden Maßnahmen kritisch gegenüber, weil sie schlechte Erfahrungen damit haben. Auch die Israelis beäugen die Bauarbeiten kritisch. Es gibt aber auch einige, die zusammenarbeiten und auch die Unterstützung von jüdischer Seite akzeptieren wollen.

Ein schlimmes Ereignis lässt die Friedensbemühungen, die mit diesem Projekt beabsichtigt sind, völlig sinnlos erscheinen. Einer der Unterstützer, Juliano Mer- Khamis, fiel einem Attentat zum Opfer. Er war Leiter eines Jugendtheaters im Flüchtlingslager von Jenin, das er von seiner Mutter, einer palästinensischen Christin, übernommen hatte. Julianos Vater war jüdischer Abstammung. Obwohl er für das „Freedom Theatre“ viel Anerkennung bekam und zur Hälfte palästinensischer Abstammung war, wurde er von einem maskierten Palästinenser erschossen. Das Attentat war ein Anschlag gegen die eigene Sache. Juliano Mer-Khamis war ein großer Hoffnungsträger für die Menschen im riesigen Flüchtlingslager von Jenin.





Der Leiter des Freedom Theatres Juliano Mer-Khamis wurde ermordet - Foto © farbfilm Verleih



Mehr als einmal haben sich Marcus Vetter und sein Team die Sinnfrage gestellt. Nach unermüdlichem Einsatz wurde im August 2010 das Cinema Jenin eröffnet. Ein Tropfen auf den heißen Stein: Aber nach über 60 Jahren endloser Gewaltspirale in Nahost der einzig gangbare Weg, der vielleicht eines Tages aus einem Tropfen eine Strömung werden lässt. Das ist natürlich naiv zu glauben, auf diese Weise für die Israelis und Palästinenser zu Frieden und Freiheit beitragen zu können. Aber Cinema Jenin besticht gerade durch die Hilflosigkeit und Unerschütterlichkeit der Friedensbemühung, und man kann ja wenigstens davon träumen, dass im Heiligen Land nicht mehr Blut und Tränen fließen, sondern Milch und Honig, so wie es verheißen ist.



Monument des Friedenswillens: Das Cinema Jenin wurde im August 2010 eröffnet - Foto © farbfilm Verleih


Helga Fitzner - 30. Juni 2012
ID 6065

Weitere Infos siehe auch: http://www.cinemajenin.org


Siehe auch: Der Filmemacher als Kulturpolitiker von Gabriele Leidloff / Max-Peter Heyne



 

FILM Inhalt:

Rothschilds Kolumnen

BERLINALE

DOKUMENTARFILME

DVD

EUROPÄISCHES JUDENTUM IM FILM
Reihe von Helga Fitzner

FERNSEHFILME

HEIMKINO

INTERVIEWS

NEUES DEUTSCHES KINO

SPIELFILME

TATORT IM ERSTEN
Gesehen von Bobby King

UNSERE NEUE GESCHICHTE


Bewertungsmaßstäbe:


= nicht zu toppen


= schon gut


= geht so


= na ja


= katastrophal

 


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