Die neue französische Komödie Paulette (Drehbuch und Regie: Jérôme Enrico) ist eine deftige Farce, deren Hauptfigur es mit moralischer und politischer Korrektheit nicht so genau nimmt
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Omas Hasch-Rezepte sind die besten
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Der französische Erfolgsfilm Paulette des bisherigen Fernsehroutiniers Jérôme Enrico könnte auch in Deutschland zum Komödienhit des Sommers werden. Denn die originelle Geschichte über eine Rentnerin, die durch Zufall an eine große Menge Haschisch gerät und diesen – größtenteils in gebackener Form – weiterverkauft, um ihrer Altersarmut in einem heruntergekommenen Vorort von Paris zu entfliehen, ist rasant und mitreißend erzählt. Doch allzu sehr verlässt sich Drehbuchautor und Regisseur Enrico auf die zweifellos erfrischende Idee, ausgerechnet eine resolute, von Vorurteilen gegenüber Migranten nur so strotzende Rentnerin zur Heldin seiner märchenhaften Parabel zu machen. So charmant viele Einfälle sind, wie z.B. Paulettes Erfolg, jede Polizeirazzia unbehelligt zu überstehen, so vergisst Enrico darüber jedoch eine realistische Grundierung seiner mit Verlauf der Handlung zunehmend schriller ausartenden Farce.
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Hasch-Cookies statt Schwarzwälder Kirsch: Paulettes Freundinnen Lucienne (Dominique Lavant), Renee (Françoise Bertin) und Maria (Carmen Maura) steigen in den lukrativen Kuchenverkauf ein - Foto © Neue Visionen Filmverleih
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Drogenfahndung in Paulettes (Bernadette Lafont) Nachbarschaft. Dass eine Rentnerin die Strippen zieht, darauf kommt niemand - Foto © Neue Visionen Filmverleih
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Vito (Paco Boublard) ist der große Zampano der lokalen Drogenszene. Doch gegen Paulettes (Bernadette Lafont) Dickschädel kommt auch er nicht an - Foto © Neue Visionen Filmverleih
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So bleibt es vor allem dem französischen Star aus „Nouvelle Vague“-Zeiten, Bernadette Lafont, überlassen, der Figur der bärbeißigen, aber ebenso patenten wie mutigen Paulette eine ausreichende Erdung zu verschaffen, damit der Humor des Films nicht vollends ins Absurde kippt und Satire bleibt. Was deutsche Zuschauer nur indirekt aufnehmen werden (können): Paulette ist ebenso Vertreterin eines wertekonservativen, kleinbürgerlichen Frankreichs und seiner Ressentiments wie Erbin des stets auf revolutionäre Widerborstigkeit getrimmten Freiheitsgeistes der Franzosen. Dass sie auf ihre alten Tage im wahrsten Sinne des Wortes endlich ein Leben in Wohlstand gebacken bekommt, erachtet sie trotz der Illegalität als verdienten Lohn eines entbehrungsreichen Lebens. Verständlich, dass sie ebenso wie viele Einwanderer jede Chance ergreift, aus den Plattenbauten in einer der vielen tristen Banlieus von Paris zu entkommen.
Wer also als Zuschauer bei einer Gesellschaftskomödie nicht unbedingt auf ein realistisches Szenario Wert legt und auch nichts gegen einen kräftigen Schuss Boulevard hat, der wird mit der bärbeißigen Paulette gewiss seinen Spaß haben.
Bewertung:
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Max-Peter Heyne - 15. Juli 2013 ID 6951
Weitere Infos siehe auch: http://www.paulette-film.de/
Interview mit Bernadette Lafont
Post an Max-Peter Heyne
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