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Die Dokumentation Kroos über den erfolgreichsten deutschen Fußballer aller Zeiten, Toni Kroos, kommt zu dem Schluss, dass dieser eigentlich immer er selbst geblieben ist, nur dass sich im Laufe seiner Karriere unser Blick auf ihn verändert hat. Der Dokumentarfilmer Manfred Oldenburg hat ihn von Sommer 2017 bis Ende Dezember 2018 mit der Kamera begleiten dürfen und auch viel Dokumentarmaterial verwendet. Interviews mit seiner Familie und Wegbegleitern runden das differenzierte Bild ab, das noch nie dagewesene Einblicke in sein Berufs- und Privatleben gestattet. Kroos stammt aus einer sportlichen Familie aus Greifswald und war als Kind so talentiert, dass er ein Angebot von Hansa Rostock bekam, als er gerade mal 12 Jahre alt war. Er übersprang locker mehrere Jahrgänge und spielte immer noch so herausragend, dass der FC Bayern München ihn mit 16 Jahren an die Isar holte. Nur wusste man dort mit dem ruhigen und eher unauffälligen Jugendlichen nicht so viel anzufangen. Er saß oft auf der Bank, und seine Leistungen wurden laut Uli Hoeneß absichtlich heruntergespielt, angeblich um ihm Zeit zur Entwicklung zu geben. Die Fehleinschätzung des FC Bayern München in Bezug auf Kroos mag einer der größten Irrtümer in der Sportgeschichte sein und Uli Hoeneß hat im Film große Mühe, das schönzureden.

Kroos wurde an Bayer 04 Leverkusen ausgeliehen, wo er unter dem Trainer und väterlichen Freund Jupp Heinckes aufblühte und seine Hochbegabung unter Beweis stellen konnte. Der FC Bayern München verweigerte Kroos weiterhin die Würdigung, die ihm aufgrund seiner Leistungen zugestanden hätte. Aber Joachim Löw war klug genug, ihn in die Nationalmannschaft aufzunehmen. Nach der WM 2014, mit der er Weltmeister wurde, holte ihn Real Madrid und er gewann mit dieser Mannschaft dreimal hintereinander die Champions League. Sein Kollege Casemiro sagt von ihm: „Das Spiel von Real Madrid folgt immer dem Rhythmus von Toni Kroos. Ich denke, er ist einer der wichtigsten Spieler der Mannschaft, weil er den Ball und unseren Spielrhythmus kontrolliert.“ Das klingt schon ganz anders als die Unkenrufe, die ihn als „Kellner“ bezeichneten, der alle bedient. Jetzt erkennt man, dass er seinen persönlichen Ehrgeiz zurückstellt und sein Können dem Spiel und der Mannschaft unterordnet. Denn letztendlich ist deren Erfolg auch seiner, auch wenn er deutlich mehr Tore vorbereitet hat als selber geschossen. Der Publizist Wolfram Eilenberger hat ihn beobachtet: „Seine besondere Fähigkeit besteht darin, das Spiel zu sehen. Und zwar klarer zu sehen, früher zu sehen und anders zu sehen als die anderen. Das heißt, er hat eine hohe Antizipationsfähigkeit, nicht nur was die Bewegung des Angespielten betrifft, sondern auch die Situationen, die daraus folgen können.“

Toni Kroos ist immer auf dem Teppich geblieben, ihm sind weder Ruhm noch Geld zu Kopf gestiegen. Es gibt ein berühmtes Foto, auf dem nach der gewonnenen WM 2014 alle Fußballer mit dem damaligen Bundespräsidenten Gauck, Kanzlerin Merkel und dem Pokal posieren. Bis auf Toni Kross, der sich am Bildrand die Schuhe auszieht. Kroos hat sich dem Medienrummel, der Zurschaustellung der eigenen Person und der Imagepflege nie unterzogen, einem Fußballzirkus, der immer absurder und abgehobener wird und bei dem mit Geldsummen hantiert wird, die schlichtweg überdimensional sind. Wenn er nicht gerade Fußball spielt, hält sich Kroos am liebsten zu Hause bei seiner Frau und seinen mittlerweile drei Kindern auf, denn die sind ihm wirklich wichtig.



Toni Kroos, ein Leben zwischen Familie und Fußball | © BROADVIEW Pictures


Seine Frau Jessica sagt über ihn: „Was Toni hat und was ich an ihm schätze, ist ein wahnsinniges Selbstbewusstsein. Klar geht ihm vieles auch nah, aber er kann relativ schnell abschließen, wo andere vielleicht daran kaputt gehen würden... Ich glaub, sonst überlebst du das nicht.“

Es passiert Kroos nur selten, er hat eine beachtliche Passgenauigkeit von 95 Prozent, aber während des Vorrundenspiels bei der WM 2018 gegen Schweden, widerfuhr ihm ein sehr unglücklicher Fehlpass, der den Schweden zum Ausgleichstreffer verhalf. Doch er behielt die Nerven und beförderte mit Hilfe von Marco Reus einen Freistoß ins Tor, so dass Deutschland das Spiel in den letzten Sekunden der Nachspielzeit gewann, - aber letztendlich doch in der Vorrunde ausschied. Das war für den Weltmeister von 2014 eine bittere Niederlage, und es gehört Stärke dazu, es zu verwinden. Kroos weiß um seine Begabung und hat keine Selbstzweifel. Der Bundestrainer Joachim Löw hat ihn über etliche Jahre erlebt auch bei entscheidenden Spielen: „Toni hat keine Angst und keine Nervosität.“ Der Sportjournalist Marcel Reif wundert sich nur, dass er ihn als Ausnahmetalent erst so spät wahrgenommen hat. Bei ihm habe es keine „Knalleffekte“ gegeben, und er ist dem Fankult und Medienrummel nie verfallen. Reif fragt sich: „Wie hat er es geschafft, sich diesem Irrsinn zu entziehen?“

Es ist nicht zu leugnen, dass einige von Kroos' berühmten Kollegen sehr viel medienwirksamer und unterhaltender sind. Was wäre der Fußball ohne akrobatische Einlagen nach kleinen Fouls? Die Qualität von Toni Kroos ist eine andere, hier geht es um den Sport und dessen meisterhafte Beherrschung. Dazu braucht er keine Kapriolen. Die Analyse der Experten im Film besagt, dass Kroos es schaffe, Ordnung in das Chaos des Spiels zu bringen und das Verbindungsglied zwischen Abwehr und Angriff zu sein, weil er die Übersicht habe und gedanklich sehr schnell sei.

Er ist dankbar seine Frau Jessy zu haben, die gleichzeitig auch seine beste Freundin ist, und seine drei gesunden Kinder. Zu Hause genießt er keinen Starkult, aber dort es ist egal, ob er gewonnen oder verloren hat. - Seinen Wohlstand teilte er mit der Gründung der Toni-Kroos-Stiftung, die sich für schwerkranke Kinder und deren Familien einsetzt, darunter für zwei Hospize. Sein jüngerer Bruder Felix sagt, dass das helfe, Toni in der „normalen“ Welt zu halten. Für die Brüder sind die kranken Kinder und deren Umfeld die wahren Helden.

Helga Fitzner - 3. Juli 2019
ID 11543
Weitere Infos siehe auch: https://www.kroos-derfilm.de


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