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DVD-Kritik

Spirit

of Soul



Bewertung:    



Die etwa zwanzigjährige Sängerin kommt zu spät zur Aufnahme ins Columbia Records Studio. Hier wartet bereits ihr Vater zusammen mit ihrem Plattenmanager auf sie. Vor den Augen ihres Managers gibt der Vater seiner Tochter eine schallende Ohrfeige. Sie wendet sich ab und quittiert die Ohrfeige, ohne mit der Wimper zu zucken. Der Abdruck der Handfläche liegt noch in ihrem Gesicht. Sie bittet den Manager entschuldigend noch einen Augenblick zu warten, da sie sich noch kurz frisch machen müsse. Sie eilt zur Aufnahme. Das Drama zeigt eine disziplinierte aufstrebende Sängerin, die es von klein auf an gewohnt ist, teils brutal gemaßregelt zu werden. Franklins einflussreicher Vater leitete ihre Karriere in die Wege. Schon bei der Vertragsunterzeichnung bei Columbia Records wird die Übergriffigkeit des Vaters deutlich, wenn er seine unterschreibende Tochter bittet, sich vor dem Manager zu bewegen und sich zu drehen. Nachdem sich Aretha von ihrem Vater emanzipiert hat, sucht sie sich erneut Männer, die ihr nicht den nötigen Respekt zollen.

Die US-amerikanische Soul-Sängerin Aretha Franklin (1942-2018) gilt heute als Queen of Soul. Ihr musikalisches Spektrum war breit und schloss auch Gospel, Pop und R&B ein. Im Biopic Respect spielt Oscarpreisträgerin Jennifer Hudson die Ikone und vielfache Grammy-Gewinnerin. Sie interpretiert dabei bekannte Songs Franklins selbst neu; von „I say a little prayer“ über „(You make me feel like a) Natural Woman” bis hin zu „Do right woman, do right man”. Das emotionale Musikdrama zeigt zu Anfang, wie schon Franklin als kleines Mädchen (Skye Dakota Turner) die Zuhörer mit ihrem Gesang in den Bann zog. Bei Festgesellschaften samstagsabends zuhause wird sie am Klavier begleitet. Franklin ist die Tochter des prominenten Baptistenpredigers Clarence LaVaughn Franklin (Forest Whitaker). Im Hause geht an den Samstagabenden die Prominenz aus und ein, wie etwa der Baptistenpastor und Bürgerrechtler Martin Luther King, die Jazzsängerin Ella Fitzgerald oder die Gospelsängerin Mahalia Jackson. Aretha Franklin singt später als junge Frau in der Kirche des Vaters vor der versammelten Gemeinde. Aretha ist stark beeinflusst vom Gospel und voller Bewunderung für den Vater. Ihr Vater verdient mit seinen Baptistentourneen, bei denen Aretha singt, viel Geld. Er beeinflusst sogar ihre Art zu sprechen. Doch auch der Glaube prägt Aretha Franklins Kunst.

Hudson ahmt authentisch die Gestik und Mimik und den Gang Franklins nach. Das Biopic erzählt die Entstehung ihrer wohl bedeutendsten Songs „Respect“ und „Think“. Das Drama wartet detailreich mit handgefertigten glamourösen Kostümen, die den 60ern nachempfunden sind, auf. Spannend ist auch zu sehen, wie Franklin im Aufnahmestudio ihre Instrumentalisten anleitet etwa bei der Produktion von „I Never Loved a Man (The Way That I Love You)” oder von Columbia Records zu Fame Records wechselt. Einige liebevoll choreographierte Live-Performances bereichern den 145minütigen Musikfilm. Leider lässt die Filmbiografie viele Fragen offen, etwa auch, dass Aretha im Kindesalter sexuellem Missbrauch ausgesetzt war.

So wird nur angedeutet, dass Aretha ihr erstes Kind im Alter von zwölf Jahren gebärt. Ihr zweites Kind bekommt sie als Vierzehnjährige. Bis heute ist unklar, wer der Vater dieser Kinder ist. Als Vater nennt Aretha in ihrem Testament einen Klassenkameraden namens Edward Jordan Sr. Biographen streuten jedoch Gerüchte, dass Aretha Franklins Vater der Vater der beiden Erstgeborenen sein könnte. Denn Reverend Clarence schwängerte in seiner Gemeinde auch eine andere 13Jährige. Arethas Söhne wuchsen auch im Haushalt von Arethas Vater und ihrer Oma auf. Nach dem Tod Arethas stritten ihre vier Söhne über ihr Erbe. Der erstgeborene Sohn gilt als psychisch krank. Im Film der südafrikanisch-amerikanischen Regisseurin Liesl Tommy spielen Arethas Söhne kaum eine Rolle. Liesl Tommy interessiert sich vor allem für Arethas Ehe mit ihrem ersten Manager Ted White (Marlon Wayans) der sie aus dem väterlichen Haushalt holte. Filmisch wird eindrücklich gezeigt, dass die oft sanfte und kultivierte Frau auch gerne mal Konflikte übergeht oder ausblendet.

Wichtige Aspekte von Arethas Biographie werden jedoch oft nur angedeutet. Woran starb Arethas Mutter so plötzlich, die von Reverend Clarence getrennt lebte? Außerdem sang Aretha Franklin nicht nur bei der Amtseinführung von Barack Obama – wie filmisch thematisiert wird –, sondern auch bei den Amtseinführungen von Jimmy Carter und Bill Clinton. Der prominent besetzte Film zollt der Legende Aretha Franklin bewegend Tribut, die über ein einzigartiges stimmliches Ausdrucksvermögen von Blues und Gospel bis hin zu Soul verfügte.

*

In kurzen Making Ofs über insgesamt etwa 20 Minuten kommen auf der DVD die Regisseurin, die Hauptdarstellerin oder andere Crewmitglieder zu Wort. Sets mit authentischen Möbeln der damaligen Zeit werden beleuchtet, wie das Rainbow Room, Jerry Wexlers Büro, das Columbia Records Studio, das Muscle Shoals Set, Teds Wohnung und das große Familienhaus in Detroit von C.L. Franklin mit dem großen Flügel. Insbesondere Statements der Producer Stacey Sher und Jonathan Glickman, von Screenwriterin Tracey Scott Wilson, von Aretha Franklins Kusine und Back-up Sängerin Brenda Franklin-Corbett und von Mary J. Blige, die im Film Dinah Washington spielt, bereichern hier das Bonusmaterial.
Ansgar Skoda - 11. März 2022
ID 13509
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