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Wie uns

Liebesfilme

beeinflussen

Über Wirkung und Nebenwirkung
der Kinoleinwand


The kiss (1896) von William Heise| Bildquelle: Wikipedia


Zu Neujahr gehören Glücksbringer, und zum Valentinstag gehören Küsse. Und Filme. Am besten Liebesfilme, in denen Küsse verteilt werden wie die Glücksbringer an Neujahr. Unglaubliche 105 Jahre ist es her, als man den ersten Kuss der Filmgeschichte zu sehen bekam. Und zwar in der Schlussszene des US-amerikanischen Films The kiss, entstanden unter der Regie von Filmemacher William Heise. Freilich wirkt die gesamte Inszenierung aus heutiger Sicht etwas unbeholfen und vermutlich weit weniger herzerwärmend, als man das aus Hollywood-Klassikern kennt. Aber es war ein Kuss. Und es war auch die klassische Pionierarbeit für Filmszenen, die folglich im 20. und 21. Jahrhundert Millionen von Zusehern zu Tränen rührten. Ein warmes Gefühl des Happy Endings verliehen. Oder den Beginn einer tragischen Romanze zeichneten. Wer erinnert sich nicht an den ergreifenden Moment, in dem Leonardo Di Caprio und Kate Winslet am Schiffsbug der Titanic standen. Miteinander eins wurden. Den weiten Ozean und die ganze Welt in ihre Arme schlossen. Frei und voller Liebe. Und sich schließlich zärtlich küssten. Ein cineastischer Meilenstein, der wohl vielen Filmeliebhabern selbst beim x-ten Durchlauf noch immer Gänsehaut beschert.



Kate Winslet und Leonardo DiCaprio in Titanic | (C) Twentieth Century Fox France


Der Film als Therapie

Filme bewegen Menschen. Liebesfilme bewegen Menschen. Und die Wirkung auf unsere Psyche ist weit tiefgtreifender, als viele denken. Meist spielt unser Geist dabei sogar eine tragendere Rolle als der Film selbst. Dies bestätigt auch der Kölner Facharzt für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Dr. Dr. med. Herbert Mück. „Wie ein Film auf die Psyche eines Menschen wirkt, hängt vermutlich mehr vom Betrachter ab als vom Film selbst. Es gilt der Satz: In einem Kinosaal mit hundert Zuschauern werden hundert verschiedene Filme erlebt. Denn jeder von uns erlebt jeden Augenblick vor dem Hintergrund seiner eigenen Lebensgeschichte und Persönlichkeit.“

Mit dieser Erkenntnis werden Filme, insbesondere Liebesfilme, sogar in der Psychotherapie eingesetzt. Der Begriff hierfür lautet Cinematherapie beziehungsweise Filmtherapie. Zwar ist diese in Deutschland kein offiziell anerkanntes Therapieverfahren, findet aber dennoch Anwendung. Doktor Mück ist einer jener Mediziner, der diese Form der psychotherapeutischen Behandlungsmethode praktiziert. „Sie kann als möglicher hilfreicher Baustein in Behandlungen integriert werden. Die Anwendungsmöglichkeiten sind thematisch unbegrenzt“, so der Kölner Arzt. Entscheidend sei, „ob Patient und Behandler das Medium Film nutzen können und wollen.“ Mit dieser erfüllten Voraussetzung können diese dann „eingesetzt werden, um seelische und soziale Zusammenhänge zu verdeutlichen, sich vorstellen und darüber reden zu können." Darüberhinaus „können Filme anregende und abschreckende Möglichkeiten menschlichen Fühlens, Verhaltens und Denkens darstellen. Man lernt dabei, Situationen aus unterschiedlichen Perspektiven zu betrachten und kann dann verstehen, dass jeder Mensch die Welt anders wahrnimmt. Oft können sich manche Menschen über ein Drittes (den Film) leichter austauschen als über die eigene Person, insbesondere wenn Ängste und Scham eine Rolle spielen.“


Umgang mit Thema Liebe

Obwohl es so vieles gibt, was uns Menschen gleichmacht, gibt es ebenso vieles, was uns Menschen individuell voneinander unterscheidet. Jeder Mensch verfügt über eine andere Lebensgeschichte. Manchmal sogar über eine andere Leidensgeschichte. Jeder Mensch besitzt eine unterschiedliche Persönlichkeit. Ein anderes Wesen. Diese Komponenten haben für Doktor Mück eine entscheidende Bedeutung in der Filmtherapie und folglich auch in der Auswahl der jeweiligen Filme für Patienten. Liebesfilme etwa „eignen sich vermutlich besonders für Menschen, die unter sozialer Angst, geringem Selbstwertgefühl oder mangelnder sozialer und emotionaler Kompetenz leiden. Ihnen können entsprechende Filme als Modelle für beziehungsbezogenes Verhalten und Fühlen dienen“, erklärt der Arzt. Dabei haben Liebesfilme die Eigenschaft eine Vielzahl an hilfreichen Effekten hervorzurufen. Sie können etwa helfen „eigene Gefühle wahrzunehmen, die durch den Film ausgelöst werden". Auch helfen sie dabei „Modelle des Sich-Verliebens, Liebens und Entliebens kennenzulernen“ und zu „erfahren, wie man mit solchen Situationen umgeht.“ Auch besteht die Möglichkeit „die Vielfalt menschlicher Reaktionen des Umgangs mit dem Thema Liebe kennenzulernen“. In Summe eine wünschenswerte Erkenntnis.


Wirkung und Nebenwirkung des Liebesfilms

Manchmal kann es aber passieren, dass sich Menschen zu sehr in romantischen Serien und Filmen verlieren. Sie beginnen dann damit ihr eigenes Leben mit dem der Protagonisten zu vergleichen. Fiktion und Realität in einem Verhältnis zu vermischen, das ihnen nicht mehr guttut. „Liebesfilme können das Selbstwertgefühl des Betrachters in Frage stellen und depressive Neigungen verstärken, wenn er sich mit den Liebespaaren des Filmes vergleicht und dabei schlecht abschneidet. Die Folge kann sein, sich noch weniger auf Liebeserfahrungen einzulassen", so die Expertise des Psychotherapeuten. „Wenn Menschen ohne therapeutische Begleitung Liebesfilme ansehen, kann dies zur Folge haben, dass diese zu einem Ersatz für das wahre Leben werden. Denn es ist einfacher, sich besonders beim Anschauen von Serien mit den geschauspielten Gefühlen der Protagonisten zu identifizieren, statt sich auf das Abenteuer des eigenen Lebens einzulassen, bei dem Liebe und die damit verbundenen Gefühle und Erfahrungen nicht immer frei Haus geliefert werden.“

Etwas differenziert betrachtet Doktor Mück jedoch die Lage des einzelnen „Menschen, der durch Krankheit oder die Situation um Corona gehindert ist, die Liebe des eigenen Lebens zu finden und zu entwickeln. Für den können Liebesfilme durchaus eine hilfreiche Ersatzdroge darstellen, um schwierige Lebenssituationen zu bewältigen. Sofern durch die Filme nicht das Erleben eines eigenen Mangels verstärkt wird.“



Der Kölner Facharzt für Psychosomatische
Medizin und Psychotherapie
Dr. Dr. med. Herbert Mück
Foto: privat


Ende gut – alles gut

Es steht also außer Zweifel, wie intensiv das Medium Film auf unsere emotionale Basis wirkt. Wie es uns positiv und negativ beeinflussen kann. Uns begeistert. Und aber auch, wie es uns mit der wohl schönsten Sache auf Erden in Berührung bringt. Der Liebe. "Das Leben ist wie eine Schachtel Pralinen - man weiß nie, was man kriegt", sagte Tom Hanks einst in Forrest Gump. Ein Zitat, das man sich vielleicht gerade in dieser Zeit ins Gedächtnis rufen darf,. Denn das eigene Leben ist meist süß genug, um ein ganzes Herz zu sättigen. Manchesmal sogar zwei.

Schönen Valentinstag!

Markus Keimel - 14. Februar 2021
ID 12747
Weitere Infos siehe auch: http://www.dr-mueck.de/


Post an Markus Keimel

https://markuskeimel.jimdofree.com/

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