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Dokumentarfilm

Mit dem

Fahrrad

um die Welt



Bewertung:    



Dennis Kailing war 24 Jahre alt, als er sich vor ein paar Jahren mit dem Fahrrad auf den Weg machte, um die Welt zu erkunden und die Reise mit der Kamera festzuhalten. Er startete im hessischen Gelnhausen, besuchte 41 Länder und war über zwei Jahre lang unterwegs. Als er nach über 43.000 gestrampelten Kilometern und 63 platten Reifen wieder nach Hause kam, produzierte er mit professioneller Hilfe den Film Besser Welt als Nie und schrieb ein gleichnamiges Buch.

Reisen mit dem Fahrrad ist sehr entschleunigt, Kailing legt durchschnittlich knapp 90 Kilometer pro Tag zurück. Das gibt ihm Zeit, Menschen kennenzulernen und sich viele Orte anzuschauen. Er fährt zuerst in Richtung Süden, später ostwärts an der Donau entlang und wochenlang immer weiter, bis er irgendwann in der Türkei ankommt und über die Brücke nach Asien will. Da es eine Autobahn ist, muss er diese im Bus überqueren. Und es geht immer weiter. Das Visum für den Iran dauert eine ganze Weile, und dann ist er von der Gastfreundschaft der Iraner überwältigt. Er radelt bis Oman, von wo aus er nach Nepal fliegt, und über Thailand und Ost-Timor im australischen Outback landet. Da hatte er die Entfernungen unterschätzt und fährt gefühlte Ewigkeiten durch die australische Wüste. In Sydney wird er aber durch das einzigartige Hafenpanorama dafür entschädigt.

Von Australien aus will er per Flugzeug in die USA, muss aber persönlich für ein Visum vorsprechen, da er vorher im Iran war. Nachdem er die Fragen, ob er ein Terrorist sei oder beabsichtige, einer zu werden, verneinte, durfte er einreisen. Dort schließt sich ihm für drei Monate ein Freund an, und da ist schon mal Party machen und Bier trinken angesagt. Über San Francisco und Los Angeles geht es via Mexiko entlang der Maya-Route bis nach Südamerika, wo ein weiterer Höhepunkt Machu Picchu in Peru liegt. Dann fährt er in Richtung Ostküste nach Rio. Ein Flug nach Marokko leitet das Ende der Reise ein, denn von da aus radelt er über Spanien und Frankreich heim. So die grobe Route.

Kailing hatte eine Spiegelreflexkamera im Reisegepäck, eine Actionkamera und eine Drohne. Wenn er sich selbst am Anfang als totalen Laien und ziemlich planlos darstellt, ist ihm mit großer Unterstützung ein respektabler Film gelungen. Insbesondere die Filmmusik, für die sich der Filmmusik-Produzent Boris Merkfeld verantwortlich zeigt, ist so klasse, dass die sogar auf CD herausgebracht wurde. Robert Elschner fungierte als Produktionsberater, und Wolfgang Würker beriet ihn redaktionell.

Wer einen unterhaltsamen Film mit einigen Abenteuern und tollen Landschaftsaufnahmen sehen will, ist hier genau richtig. Tiefere Reflexionen des jungen Mannes und die Lernerfahrungen schlagen sich zumindest im Film nicht sonderlich nieder. Sicher, als Europäer fühlt er sich privilegiert, dass er so viele Länder bereisen kann, er hat Armut und Unterdrückung gesehen und weiß die Freiheiten, die wir haben, um so mehr zu schätzen.

Sein Fazit lautet: „Die Welt ist ein wunderschöner Ort und der Mensch prinzipiell gut.“ Nur Kailing als Persönlichkeit kommt zu kurz: kein Muskelkater, keine Flirts, keine Aha-Erlebnisse.

*

Kailing ist studierter Bauingenieur, und er lebte in Berlin, bevor er sein Leben umkrempelte und seine Weltreise umsetzte. Es lässt sich also indirekt erschließen, dass er die heutigen Zwänge der marktgerechten Selbstoptimierung kennengelernt hat. Auf seiner Reise hat er mehr Stärke und Durchhaltevermögen bewiesen, als er das beruflich hätte müssen, nur dass er es für sich selbst getan hat. Er ist bewusst planlos, um damit offen zu sein für das, was kommt, und hat sein Leben nicht auf Jahrzehnte vorgeplant. Der Film zeigt, dass es einem damit nicht schlecht gehen muss, denn es ist schon schwierig genug, ein Buch zu schreiben; einen Kinofilm zu produzieren, ist eine noch größere Leistung. Kailing beweist, dass es nicht Konsum und materielle Werte sind, die uns als Menschen ausmachen. Er ist von erfrischend vorurteilsloser Neugier auf die unterschiedlichen Menschen und Kulturen, nimmt sie, wie sie sind, und beurteilt sie nicht nach vorgeprägten Vorstellungen. Das Ganze hat er dann kreativ in Form eines Films und eines Buches umgesetzt. Chapeau!



Dennis Kailing erreicht ein Etappenziel | © 24 Bilder GmbH

Helga Fitzner - 13. Februar 2020
ID 11998
Weitere Infos siehe auch: https://www.besserweltalsnie.de


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