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70. BERLINALE

Perspektive Deutsches Kino 2020

WALCHENSEE FOREVER



Mit dem Bayrischen Filmpreis im Gepäck kam die junge Regisseurin Janna Ji Wonders mit ihrem Dokumentarfilm Walchensee Forever zur Perspektive Deutsches Kino auf die 70. BERLINALE und kann nun auch den Hauptpreis dieser Sektion wieder mit nach Hause nehmen. Sie erzählt die Geschichte ihrer Familie, die bereits vor dem Zweiten Weltkrieg ein Café am Walchensee betrieb. Es ist die Chronik eines reinen Frauenbetriebs, der von der stolzen Gründerin Apa an die erstgeborene Tochter Norma weiter vererbt wurde. Norma führte das Café bis zu einem Alter von fast 90 Jahren. Im hohen Alter von 104 verstarb sie während der Dreharbeiten, die ihre Enkelin Janna bereits 2016 begann.


Sie konnte dabei auf ein großes Archiv Familienfotos und -filme zurückgreifen, denn schon der Vater ihrer Mutter Anna war Fotograf und Maler, was er auch seiner Tochter nahelegte, so dass diese
ungewöhnliche Familiengeschichte umfangreich bebildert ist. So ungewöhnlich macht sie nicht nur die Tatsache, dass die Frauen hier relativ selbstbestimmt einen Familienbetrieb aufbauten und führten,
bei dem die Männer eher am Rande vorkamen, was allerdings auch zur Trennung von Norma und ihrem Mann führte, von dem wir erfahren, dass er aus Friesland stammte, den Weltkrieg überlebte und
seine Kriegstraumata an die beiden Töchter Frauke und Anna Werner weitergab, bevor er die Familie in Richtung München verließ. Jannas Mutter Anna berichtet ihrer Tochter davon vor der Kamera. Sehr
intime Gespräche sind das, die auch die dunklen Seiten der Familiengeschichte nicht aussparen.

Großen Raum nimmt die Beziehung der beiden Schwestern Anna und Frauke ein, die zusammen als Volksmusikduo in den 1960er Jahren ganz allein nach Mexico fahren, Land und Leute erkunden und später in San Franzisco den Beginn der Hippie-Ära mit Selbstfindungstrips und sexueller Befreiung mitmachen. Wieder zurück in Deutschland verlieren sich die Schwestern zunächst etwas aus den Augen, als Anna in München Fotografie studierte, und fanden erst wieder über den bekannten Münchner Kommunarden Rainer Langhans wieder zusammen. Erst Frauke, die exzessiv Männerbeziehungen pflegte, insgeheim aber nach einer klassischen Beziehung strebte und sich später vermutlich mit einem Auto das Leben nahm. Später suchte auch Anna die Nähe von Langhans, der hier auch auf dem Sofa sitzend beider Geschichte erzählt. Die Suche nach spiritueller Erleuchtung führte beide nach Griechenland, Anna später nach Indien und schließlich wieder nach San Franzisco, wo sie den Vater der Regisseurin kennenlernte, aber doch wieder zurück an den Walchensee zog.

Der See ist das Bindeglied und Ankerpunkt, immer wieder als stilles Naturereignis zu sehen. Heimat ist im Herzen, sagt Anna später zu ihrer Tochter. Auch im Alter ist sie immer noch auf der Suche nach sich. Eine Unruhe, die sich auch auf die Tochter übertragen hat, die zwischen dem Vater in Amerika und dem Walchensee hin und her jettet. Der Film zeigt vier starke Frauenpersönlichkeiten, gibt einen Einblick in die 1960er und 1970er Jahre und hat weitere interessante Persönlichkeiten mit Jutta Winkelmann, einem Teil der Winkelmannschwestern, die zusammen mit Anna einige Zeit im sogenannten „Harem“ von Langhans lebte. All das ist natürlich nicht neu und von den Beteiligten in Buch und Film bestens dokumentiert. Janna Ji Wonders Film ist trotzdem ein gutes Stück bundesrepublikanische Geschichte und starkes Frauen- und Familienportrait, das einen nie kalt lässt.



Bewertung:    



Walchensee Forever | (C) Flara Film

Stefan Bock - 1. März 2020 (2)
ID 12045
Weitere Infos siehe auch: https://www.berlinale.de/


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blog.theater-nachtgedanken.de

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