Walter
& Wanda
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Jannis Niewöhner als Der Überläufer | Bild (C) NDR/Dreamtool Entertainment
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Bewertung:
"Ein unveröffentlicher Roman von Siegfried Lenz erscheint mit 65 Jahren Verspätung. 1951 geschrieben, ist Der Überläufer Siegfried Lenz’ zweiter Roman. Obgleich vollendet und vom Autor mehrfach überarbeitet, blieb er bis heute unveröffentlicht. Es ist der letzte Kriegssommer, die Nachrichten von der Ostfront sind schlecht. Der junge Soldat Walter Proska aus dem masurischen Lyck wird einer kleinen Einheit zugeteilt, die eine Zuglinie sichern soll und sich in einer Waldfestung verschanzt hat. Bei sengender Hitze und zermürbt durch stetige Angriffe von Mückenschwärmen und Partisanen, aufgegeben von den eigenen Truppen, werden die Befehle des kommandierenden Unteroffiziers zunehmend menschenverachtend und sinnlos. Die Soldaten versuchen sich abzukapseln: Einer führt einen aussichtslosen Kampf gegen einen riesigen Hecht, andere verlieren sich in Todessehnsucht und Wahnsinn. Und Proska stellen sich immer mehr dringliche Fragen: Was ist wichtiger, Pflicht oder Gewissen? Wer ist der wahre Feind? Kann man handeln, ohne schuldig zu werden? Und: Wo ist Wanda, das polnische Partisanenmädchen, das ihm nicht mehr aus dem Kopf geht?" (Quelle: hoffmann-und-campe.de)
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Im Auftrage von NDR und SWR entstand unter Regie von Florian Gallenberger (der gemeinsam mit Bernd Lange auch am Drehbch schrieb) die zweimal 90minütige deutsch-polnische Romanverfilmung; in der Mediathek der ARD ist sie seit 1. 4. als Serie in vier Teilen abrufbar.
Arthur Reinert (Kamera) zeigt schöne Landschaftsbilder, und man kriegt durch sie so einen ungefähren Eindruck, wie es (nicht nur) zu den Kriegszeiten in Pommern oder Schlesien ausgesehen haben könnte; man sieht Wald und Wiese, Moor und See, und mitten im Getreide sind die schönen nackten Leiber Jannis Niewöhners & Malgorzata Mikolajczaks einsehbar, und spätestens ab da dämmert es jedem Zuseher dieses an sich doch sehr das Auge einerseits zufriedenstellenden (à la Ein Bett im Kornfeld), andrerseits die Kriegsgräuel (zwei Drittel der verfolgten Handlungszeit spielt 1941, 1945) möglichst wegglättenden Fernsehstreifens, dass es hauptsächlich um jene nacherzählenswerte Liebesgeschichte - halt dann mitten in den Irren und Wirren des Zweiten Weltkriegs - gehen sollte, ja und dieses herzerweichend-schöne Ziel ging dann natürlich vollends auf. [Ich gebe zu, an manchen Stellen widerstandsfrei losgeheult zu haben, doch ich bin, von meiner Emotionalstruktur her, auch leicht anzurühren.]
Dieser TV-Überläufer ist dann also weniger als "echter" Kriegs- und viel, viel mehr als schon mitunter kitschig anmutender Liebesfilm begreif- und konsumierbar. Ja und warum eigentlich auch nicht?!
Die Hauptstationen der literarischen Vorlage - ich habe Lenz' Entwicklungsroman nicht/noch nicht lesen können oder wollen - sind in der filmdramaturgischen Dreiteilung klar definiert: Pommern 1941, Schlesien 1945, Hamburg 1951; und in diesem örtlich-zeitlichen Korsett spielt sich das "Überläufertum" des Hauptprotagonisten ab und wird uns als (bei Feuchtwanger, obgleich in einem völlig anderen Zusammenhang, heißt so was:) "arger Weg der Erkenntnis" pädagogisch und/oder katharsisch nahe gebracht: vom Wehrmachtslandser über den Kriegsgefangenen bis zum Wahlhanseaten, und dazwischen also auch vom Anfang bis zum Schluss klafft diese glücklich-unglückliche Liebe des Betroffenen zum wunderhübschen Partisanenmädchen...
Rainer Bock (als Prominentester des Casts) spielt einen an sich selbst völlig gescheiterten, sadistischen und also abartigen Wehrmachtsunteroffizier.
Ja und nachdem der "Überlauf" vom Deutschen zum Russen einigermaßen glimpflich vonstatten gehen durfte, wird - zumindest in paar dialogisch angedeuteten Passagen Walters & Wandas - auf das grundsätzliche Ressentiment der Polen gegenüber den sowjetischen Befreiern insistiert.
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Der Überläufer nach Siegfried Lenz: Walter Proska (Jannis Niewoehner) kommt Wanda (Malgorzata Mikolajczak) zu Hilfe. | Bild (C) NDR/Dreamtool Entertainment
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Alles in Allem:
Hübsch und harmlos wie in einem Bilderbüchlein für leicht minderbemittelte Erwachsene.
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Andre Sokolowski - 8. April 2020 ID 12147
Der Überläufer (D/PL 2020)
Regie: Florian Gallenberger
Buch: Bernd Lange und Florian Gallenberger
Kamera: Arthur Reinhart
Musik: Antoni Lazarkiewicz
Besetzung:
Walter Proska ... Jannis Niewöhner
Wanda Zielinski ... Malgorzata Mikolajczak
Wolfgang Kürschner ... Sebastian Urzendowsky
Willi Stehauf ... Rainer Bock
Ferdinand Ellerbrok "Baffi" ... Bjarne Mädel
Maria Rogalski ... Katharina Schüttler
Kurt Rogalski ... Shenja Lacher
Paul Zacharias ... Florian Lukas
Zwiczosbirski ... Adam Venhaus
Helmut Poppek ... Mathias Herrmann
Jakub Zielinski ... Wieslaw Zanowicz
Pfarrer Jan Kowolski ... Janusz Cichocki
Erstausstrahlungen: 8. + 10. April 2020 (im Ersten)
Weitere Infos zu Der Überläufer
http://www.andre-sokolowski.de
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