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Nach dem Tod des Bären ist der Bär los....
=Bruno= erregt posthum die Gemüter: Meister Petz in Mythologie und Literatur





Nach dem Tod des Bären ist der Bär los: Der Abschuß eines aus Italien eingewanderten Bären in Bayern erregt die Gemüter. Urlauber meiden das idyllische Gebiet, in dem =Bruno= sterben mußte. Umweltschützer protestieren gegen Pläne zur seiner Ausstopfung und Schaustellung. Italien fordert das Bärenfell. Die ersten Songs über Problembär Bruno sind zu hören. Die Boulevardpresse trauert, als wäre ein guter Freund ermordet worden. Die Aufregung ist mit der Rolle verbunden, die dieses Raubtier in der Mythologie, in der Geschichte, in Märchen und Literatur gespielt hat. Der Bär war, da er auch auf zwei Beinen gehen konnte, ein =Mensch des Waldes=.

Durch die deutsche Sprache zieht der Bär eine breite Spur. Man soll sich nicht auf die Bärenhaut legen und niemanden einen Bären aufbinden, da man Ursula einen Bärendienst erweisen und ihre Verwandtschaft mit Bernd beweisen kann. Man legt sich auf die Bärenhaut, da in frühen Zeiten das Fell des Bären als Bett und Schlafstätte diente. In einer falschen Übertragung bekam das Liegen auf der Bärenhaut die Bedeutung von Faulheit und Nichtstun. Wenn man jemanden einen Bären aufbindet, dann lügt man. Das kommt daher, daß im Mittelalter die Jagdgesellen im Gasthaus lustig zechten. Für ihre Schulden banden sie einen soeben gefangenen Bären an das Haus des Wirten. Sie würden die Zeche begleichen und den Bären bald abholen, logen sie. Die Fabeldichtung hat die Tiere vermenschlicht. Der Fuchs wurde zu =Reinecke Fuchs=, der Bär war =Meister Petz=. In einer dieser Fabeln will Meister Petz seinem wirklichem Meister, einem Menschen, eine Fliege von der Nase verscheuchen. Er nimmt einen Hammer, eine Keule oder ein Brett und erschlägt ihn damit. Das heißt: Gut gemeint, doch das Gegenteil bewirkt.

Der Bär wird als =Ursus arctos= von Mythen umrankt. Schon in der Steinzeit finden sich Bärenkulte. In der griechischen Mythologie wird die Nymphe Kallisto von Zeus vergewaltigt. Ihr Sohn Arkas (griechisch für: Bär) wird ein großer Jäger. Die eifersüchtige Hera verwandelt Kallisto in eine Bärin. Als Arkas seine Mutter, die Bärin, erlegen will, greift Zeus ein und schleudert beide in den Himmel. Dort sind sie als Sternbild des Großen Bären (Kallisto) und des Kleinen Bären (Arkas oder Arctos) für ewig festgenagelt.

In der indogermanischen Ursprache wurde der Bär als =arct= oder =art= bezeichnet. Davon leitet sich auch der Vorname Artur ab. Die alten Helvetier verehrten die Bärengöttin =Artio=. Im Lateinischen wurde der Bär zu =ursus=, der sich wiederum von einer indogermanischen Göttin =Ursul= ableitet. Tausende =Ursi= sind im alten Rom bei Zirkusspielen eingesetzt und getötet worden. Die Slawen bezeichnen das Tier als =medwed=, den Honigfresser. Vor allem die Slawen haben gefangene Bären dressiert und auf Märkten als =Tanzbären= auftreten lassen. Den nordamerikanischen Indianern galt der Bär als heiliges Totemtier. Die Irokesen wissen auch, warum die Bären so kurze Schwänze haben. Beim Fischen im Eisloch sollen sie ihnen abgeforen sein. Die deutsche Form =Bär= (englisch: bear) dürfte von einem Wort für =braun= abgeleitet worden sein. =Berserker= wurden jene genannt, die mit Mut und Kraft eines Bären zu kämpfen vermochten. Der Bär taucht in mehreren Vor-, Familen- und Ortsnamen auf. Der Bärlauch ist ein altes Heilmittel. =Bärenfüße= nannte man die Metallschuhe der alten Ritter.

=Ursus arctos= wird auch Meister Petz genannt. Petz war ursprünglich die Kurzform für Bernhard oder Bernd. Es müssen wohl viele Bernhards Meister in einem Fach gewesen sein, damit diese Wortübertragungen gelingen konnte. Der Teddybär indes wird gleich von zwei Legenden gerahmt. Demnach soll man dem US-Präsidenten Theodore =Teddy= Roosevelt 1902 bei einer Jagd in Missouri ein angebundenes Bärenbaby vor die Flinte gesetzt haben. Der Präsident verweigerte das Halali, worauf sich Karikaturisten des Themas annahmen und den Teddybären schufen. Die andere Legende besagt, daß der deutsche Plüschtierhersteller Steiff auch einen kleinen Bären gemacht hatte. Dieser gelangte auf Umwegen in eine Geburtstagsfeier der Tochter von US-Präsident Roosevelt. Diese nannte den Plüschbären nach ihrem Vater =Teddy=. Vierzig Jahre später hat der amerikanische Dichter William Faulkner in seiner Geschichte =The Bear= (1942) eine meisterhafte Technik der Zeitverschiebung entwickelt. Auch im Fernsehen tritt der harmlose Bär immer wieder als sympathische Figur auf. Süßigkeiten für Kinder werden als =Gummibärchen=angeboten. In der Serie von =Winnie Puh= ist Schweinchen Ferkel sein bester Freund. Da den Moslems das Schwein als unreines Tier gilt, hat man in der Türkei gleich die ganze Serie aus dem Programm genommen. =Bärige= Nachrichten erleben derzeit an der Medienbörse einen Anstieg, obwohl der Bär, weil er mit seiner Pranke nach unten schlägt, als Symboltier für sinkende Kurse und eine =Baisse= auftreten muß.

Malte Olschewski - red. / 4. Juli 2006
ID 00000002521


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