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Premierenkritik

„Kunst ist nicht käuflich“

DER SCHAUSPIELDIREKTOR von Wolfgang Amadeus Mozart/Henrik Albrecht


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An der Stuttgarter Oper gab es unter der Intendanz Albrecht Puhlmann eine Reihe, die sich „zeitoper“ nannte und an meist ungewöhnlichen Orten zeitgenössisches Musiktheater in experimentellen Inszenierungen zeigte. Puhlmanns Nachfolger haben diese verdienstvolle, von dem inzwischen in Bern arbeitenden Schweizer Dramaturgen Xavier Zuber erdachte Einrichtung leider nicht übernommen. Eine andere Initiative aber hat mehrere Intendanzen überlebt: die noch unter Klaus Zehelein gegründete Junge Oper, deren Konzept mittlerweile an vielen Orten nachgeahmt wurde. Das Attribut „jung“ bezieht sich sowohl auf die Künstler, wie auch auf das angezielte Publikum. Mit der eben eröffneten Spielzeit ist das Unternehmen ins Nord gezogen, jene Proben- und Außenspielstätte in einem ungastlichen Industriegebiet, in der bis zum Sommer das Schauspiel seine kleineren Produktionen zeigte, und nennt sich nun JOiN - „Junge Oper im Nord“.

Als erste Premiere konnte man nun Mozarts Der Schauspieldirektor sehen, den die Leiterin der Jungen Oper Elena Tzavara 2017 für die Salzburger Festspiele inszeniert und jetzt zusammen mit Henrik Albrecht mit einer komplett neuen Besetzung für Stuttgart adaptiert hat. Der Text hat mit dem ursprünglichen Libretto von Johann Gottlieb Stephanie dem Jüngeren nicht mehr viel zu tun. Dafür hat Albrecht die Partitur nicht nur bearbeitet und uminstrumentiert, sondern mit Mozartmelodien aus anderen Werken bereichert. Auch der südafrikanische Hit The Lion Sleeps Tonight oder Falcos Rock Me Amadeus dürfen da dazwischen funken.

Das kleine Orchester sitzt, gut sichtbar, vor der Bühne, die, wie die Kostüme, die Farbe Rot in allen Schattierungen aufbietet.

Was am meisten beeindruckt, ist die Qualität der jungen Sängerinnen und Sänger. Dass der Opernnachwuchs die pessimistischen Prognosen für diese Kunstgattung Lügen straft, ist bekannt, aber diesem Ensemble würde man bedenkenlos eine Zauberflöte an einem größeren Haus anvertrauen.

Die Inszenierung ist witzig – etwa wenn der Bankier Eiler eine Rolle für seine Freundin kaufen möchte wie weiland Citizen Kane und der Schauspieldirektor Frank ablehnt („Kunst ist nicht käuflich!“) –, oder wenn ein Elektrobohrer die Ouvertüre unterbricht. Elena Tzavara nutzt Slapstick-Effekte und lässt das Ensemble grotesk agieren, bezieht auch den Dirigenten mit ein. Ein besonderer Gag bei der Premiere: Kammersänger Matthias Klink sitzt im Publikum und gibt den Ansatz einer Arie zum Besten. Auf den Hinweis, dass Klink Opernsänger des Jahres sei, entgegnet der Direktor, in der Stuttgarter Fassung die einzige Sprechrolle: „Ja wo? Auf Helgoland?“

Am Schluss gibt es tatsächlich ein Zauberflöten-Potpourri.

Begeisterter Applaus bei Jung und Alt.
Thomas Rothschild – 2. Dezember 2018
ID 11079
DER SCHAUSPIELDIREKTOR (Nord, 01.12.2018)
Regie: Elena Tzavara
Bühne und Kostüme: Elisabeth Vogetseder
Musikarrangement: Henrik Albrecht
Musikalische Leitung: Thomas Guggeis
Dramaturgie Franz-Erdmann Meyer-Herder
Besetzung:
Frank, der Schauspieldirektor ... Sebastian Schäfer
Buff ... Michael Nagl
Herr Eiler ... Elliott Carlton Hines
Frau Pfeil ... Ida Ränzlöv
Frau Herz ... Carina Schmieger
Herr Herz ... Moritz Kallenberg
Frau Silberklang ... Aoife Gibney
Mitglieder des Staatsorchesters Stuttgart
Premiere bei den Salzburger Festspielen: 25. Juli 2017
Premiere am Opernstudio der Staatsoper Stuttgart: 1. Dezember 2018
Weitere Stuttgarter Termine: 03., 15., 19., 20., 25.12.2018 // 02., 05., 06., 12., 26.01. / 01., 05., 07., 08., 13., 14.02.2019
Eine Übernahme der Salzburger Festspiele
https://www.oper-stuttgart.de

Weitere Infos siehe auch: http://www.oper-stuttgart.de


Post an Dr. Thomas Rothschild

Opernpremieren

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