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Premierenkritik

New York,

Nightlife und

Navy Boys



Nora Lentner und Benjamin Sommerfeld in Leonard Bernsteins On the town an der Musikalischen Komödie Leipzig | Foto (C) Kirsten Nijhof

Bewertung:    



Wie stets im neuen Jahr präsentiert Leipzigs Musikalische Komödie eine Musical-Premiere. Diesmal mit Leonard Bernsteins On the town:

New York 1944: Die Matrosen Gabey, Ozzie und Chip haben 24 Stunden Landgang. Ein ganzer Tag, um sich in das wilde Leben der amerikanischen Metropole zu stürzen, die eine oder andere Sehenswürdigkeit zu besichtigen und natürlich mal ordentlich auf den Putz zu hauen. Als Gabey sich Knall auf Fall in das Bild der "Miss U-Bahn" verliebt, beschließen die drei Jungs sich auf die Suche nach der Plakat-Schönheit zu machen. Das Ganze gerät zu einer wilden Jagd vom Central Park über die Carnegie Hall, das Empire State Building bis in die Nachtclubs der Stadt, bei der so allerhand passiert und alle drei am Ende schließlich auch ihr Mädchen finden. Zumindest für einen Tag.

*

Leonrad Bernsteins erstes Musical ist eine Hommage an das pulsierende New York, voll feurigem und wildem Jazz, flottem Swing, wunderschönen Songs und moderner Symphonik in bester Gershwin Tradition. Mit allen ihm zur Verfügung stehenden musikalischen Mitteln und Stilen illustriert Bernstein das turbulente Geschehen auf der Bühne. Stefan Klingele dirigiert die unglaublich vielfältige und anspruchsvolle Partitur vom ersten Takt der ohrwurmverdächtigen Ouvertüre an mit viel Leichtigkeit, Schmiss und Präzision, alles ist auf den Punkt ausbalanciert und man möchte am liebsten mitschnipsen. Das Orchester der Musikalischen Komödie hat sichtlich Spaß daran und trumpft mit vollem Big-Band-Sound auf.

Überhaupt ist die Musik die stets treibende Kraft bei der atemlosen Hatz durch die Metropole. Dabei dienen zahlreiche Tanzeinlagen als Bindeglied zwischen den einzelnen Handlungsstationen und das Ballett der Musikalischen Komödie nimmt durch seine stete Präsenz die Funktion einer weiteren Hauptfigur ein. Natalie Holtom hat dafür großartige Choreografien erarbeitet, bei denen das Ballettensemble sein Können voll entfalten und glänzen kann. Doch auch Solisten und Chor sind bei vielen Szenen tänzerisch gefordert und meistern dies mit Bravour.

Wie die Musik so ist auch die Inszenierung von Cusch Jung unglaublich temporeich und quirlig. Mit viel Witz und Augenzwinkern setzt er die Tour des Trios in Szene. Egal ob Chips rasante Fahrt im gelben Taxi, Ozzies folgenreicher Besuch im Naturkundemuseum oder das nächtliche Bar-Hopping, ein Ereignis jagt das nächste und man kommt kaum hinterher.

Karin Fritz´ Bühnenbild schafft mit minimalem Aufwand maximalen Effekt: Mit ein paar Requisiten und eindrucksvollen Hintergrundbildern wähnt man sich wahlweise im Big Apple, auf dem Time Square und anderen Hotspots. Alexandra Kicas Kostüme in echter 1940er Retro-Optik vervollständigen das Bild.

Sängerisch wie auch darstellerisch steht der MuKo ein guter Mix aus Ensemblemitgliedern und Gästen zur Verfügung: Jeffery Krueger singt und spielt mit lyrischem Charme den zurückhaltenden, träumerischen Gabey, Benjamin Sommerfelds Ozzie ist das ganze Gegenteil davon: Draufgängerisch und sehr von sich selbst und seiner Männlichkeit überzeugt, sucht er an Land nur das schnelle Abenteuer. Dazwischen: Andreas Rainer als etwas unbeholfener Chip, der eigentlich alle kulturellen Sehenswürdigkeiten besuchen will, aber von der forschen Taxifahrerin Hildy abgeschleppt wird. Denn eins wird schnell klar: Hier haben die Frauen die Hosen an! Angeführt wird die selbstbewusste Damenriege von Zodwa Selele, die mit souliger, perfekt ausbalancierter Stimme und überschäumendem Temperament die selbstbewusste Hildy gibt. Nora Lentners Claire scheint zwar auf den ersten Blick die rein analytische Wissenschaftlerin zu sein, doch unter der scheinbar kühlen Fassade brodelt es gehörig, als sie Ozzie im Namen der Forschung näher unter die Lupe nimmt und beide sich in so manch pikante Situation manövrieren. Die dritte im Bunde ist Tänzerin Patricia Klages als "Miss U-Bahn" Ivy Smith, die sich mit eindrucksvollen Soli gekonnt in Gabeys Herz tanzt. Dazwischen tummeln sich noch allerhand andere komische Charaktere: Sabine Töpfer etwa als stets angeschickerte Gesangslehrerin Madame Dilly, Melissa Jung als Hildys dauerniesende Mitbewohnerin Lucy, Angela Mehling in einer dreifach-Rolle als herrlich abgehalfterter Nachtclub-Star oder Michael Raschle als stets verständnisvoller Verlobter von Claire. Sie alle tragen dazu bei, dass dieser Abend ein voller Erfolg wird. Das Publikum belohnt schließlich alle Mitwirkenden mit reichlich Applaus, Fußgetrappel und Standing Ovations.

* *

Mit viel Tanz, jazziger Lebenslust und ungeheurer Frische hat die Musikalische Komödie eine tolle Produktion auf die Beine gestellt. Kaum ist das Stück zu Ende wünscht man sich, dass es bitte gleich von neuem beginnen möge. Prognose: Dauerbrenner.



On the town an der Musikalischen Komödie Leipzig | Foto (C) Kirsten Nijhof

Eva Hauk - 28. Januar 2019
ID 11176
ON THE TOWN (Musikalische Komödie Leipzig, 26.01.2019)
Musikalische Leitung: Stefan Klingele
Inszenierung, Licht: Cusch Jung
Bühne: Karin Fritz
Kostüme: Aleksandra Kica
Chorleitung: Mathias Drechsler
Dramaturgie: Christian Geltinger
Besetzung:
Gabey ... Jeffery Krueger
Ozzie ... Benjamin Sommerfeld
Chip ... Andreas Rainer
Ivy Smith ... Patricia Klages
Hildy Esterhazy ... Zodwa Selele
Claire de Loone ... Nora Lentner
Lucy Schmeeler ... Melissa Jung
Madame Dilly ... Sabine Töpfer
Diana Dream/Dolo Dolores/ Dolly Dollar ... Angela Mehling
Pitkin W. Bridgework ... Michael Raschle
Chor und Ballett der Musikalischen Komödie
Premiere war am 26. Januar 2019.
Weitere Termine: 01.-03., 16., 17., 19.02. / 16., 17.03. / 07., 24., 26.04. / 18., 19.05.2019


Weitere Infos siehe auch: https://www.oper-leipzig.de/de/musikalische-komoedie


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